Wohnungen für Waldburg
Die Gemeinde investiert in Wohnraum – Dabei spielt eine innovative Idee eine Rolle
- Waldburg wird sein Gesicht in den kommenden Jahren verändern. In der Gemeinde wird Wohnraum für gleich mehrere Hundert Menschen entstehen, was die Kommune ordentlich wachsen lassen wird. Das alles soll aber möglichst umweltverträglich geschehen. Avisiert hat die Gemeinde dabei auch Geschosswohnungsbau, der für mehr Wohnungen sorgen soll als dies Einfamilienhäuser tun. Außerdem geht es um ein innovatives Wärmesystem, dass es in dieser Form in der Region noch nicht gibt.
Gerade der Geschosswohnungsbau ist die Bauart, die vielen Gemeinden fehlt oder von der es zu wenig gibt, setzen und setzten doch die meisten Kommunen in der Region auf Neubaugebiete mit Einfamilienhäusern, die den enormen Wohnungsdruck in Oberschwaben aber nicht wirklich senken können. „Wir wissen, dass wir dabei Nachholbedarf haben. Günstiger Wohnraum ist nur erreichbar, wenn man aufeinander baut. Wir sehen hier eine Notwenigkeit für Mietwohnungen“, sagt Waldburgs Bürgermeister Michael Röger.
Denn tatsächlich steigt auch auf dem Land die Nachfrage nach Wohnungen, weil sich nicht jeder ein Häuschen leisten kann oder will, aber vielleicht auch in Waldburg und im „Dunstkreis“der Gemeinde, wie es der Bürgermeister ausdrückt, bleiben möchte. Auch der Umweltgedanke spiele dabei eine Rolle.
Dass Umweltbewusstsein in Waldburg schon lange Thema ist, hat nicht zuletzt die Landtagswahl in diesem Jahr gezeigt, bei der die Grünen mit 37,1 Prozent in der Gemeinde kreisweit ihr historisch bestes Ergebnis erzielten, was jüngst sogar die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“dazu bewog, nach Waldburg zu kommen und auch über den Altdorfer Wald zu berichten.
Zurück zum Thema Wohnen: Auf dem Gelände Gehrenäcker an der Bodnegger Straße am Kreisverkehr soll auf rund fünf Hektar ein Mischgebiet mit Wohnraum für etwa 150 Personen in Geschosswohnungsbauten entstehen. Im Erdgeschoss der jeweiligen Gebäude soll es auch Platz für Läden geben. Zudem ist auf dem Gehrenäcker auf 5,5 Hektar provisorisch Platz für einen Supermarkt freigehalten. Ob der aber kommt, ist noch nicht klar. Noch ist der Gehrenäcker II aber grüne Wiese. Ein Schild wirbt Investoren. Die nächste Bieterrunde für Investoren steht an.
Doch es wird nicht das einzige Wohnungsbauprojekt in Waldburg sein. In der Nähe der Schule soll ein weiteres Baugebiet geben. Auch hier soll Wohnraum für circa 200 Personen entstehen. Das Baugebiet wird Kohlhaus heißen. Ob die Bauplätze im Bieter- oder im Konzeptverfahren vergeben werden, ist laut Bürgermeister jedoch noch offen. Jedenfalls sollen auf dem Gelände neben Geschosswohnungsbau, auch Kettenhäuser und Doppelhäuser entstehen. Auch ein neuer sechsgruppiger Kindergarten soll dort gebaut werden.
Das Besondere am Kohlhaus-baugebiet könnte das Energiekonzept sein. „Wir haben die Hoffnung, dass man es wie in Schlier Co2-neutral gestalten kann“, sagt Röger. Doch so einfach ist das nicht, weil an der Stelle Geothermie nicht funktioniert. Deswegen hat der Gemeinderat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, wie man das Gebiet mit einer innovativen Idee mit Energie versorgen könnte. Dabei spielt ein Wärmespeicher eine Rolle, die schon bei Unternehmen im Einsatz sind, Baugebiet aber bisher kaum damit ausgestattet sind.
Dieser Wärmespeicher wird dann etwa zwölf Meter hoch und 32 Meter breit sein – so mächtig wie ein Haus. Der Speicher soll dann die Energie der Solaranlagen speichern, die durch Sonnenlicht unter anderem auf den Dächern von Schule, neuem Kindergarten und Halle gewonnen wird. Somit wird auch ein neues Energiekonzept für den Schulcampus möglich, wie Röger berichtet. Spitzen könnte eine Pelletheizung in der Schule abdecken. Wie der Wärmespeicher genau aussieht, was das kostet und ob es funktionieren kann, wird die Machbarkeitsstudie klären.
Doch das alles ist noch Zukunftsmusik. Denn bis 2026 wird es erst mal kein Wohnungsbau auf dem Gebiet Kohlhaus geben, weil die Fläche im Eigentum der Kirche ist und zurzeit noch an einen Landwirt verpachtet ist. Ökologisch hat dieses Baugebiet nur einen Haken: Es wird im sogenannten 13b-verfahren entstehen, das heftig umstritten ist, weil es keinen ökologischen Ausgleich bedarf. Röger aber verteidigt das Vorhaben. Man wollte das Gebiet sowieso erschließen und zudem könne es als Arrondierung gesehen werden, weil innerorts gebaut wird und keine zusätzliche Fläche außerhalb versiegelt wird.