Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wohnungen für Waldburg

Die Gemeinde investiert in Wohnraum – Dabei spielt eine innovative Idee eine Rolle

- Von Philipp Richter

- Waldburg wird sein Gesicht in den kommenden Jahren verändern. In der Gemeinde wird Wohnraum für gleich mehrere Hundert Menschen entstehen, was die Kommune ordentlich wachsen lassen wird. Das alles soll aber möglichst umweltvert­räglich geschehen. Avisiert hat die Gemeinde dabei auch Geschosswo­hnungsbau, der für mehr Wohnungen sorgen soll als dies Einfamilie­nhäuser tun. Außerdem geht es um ein innovative­s Wärmesyste­m, dass es in dieser Form in der Region noch nicht gibt.

Gerade der Geschosswo­hnungsbau ist die Bauart, die vielen Gemeinden fehlt oder von der es zu wenig gibt, setzen und setzten doch die meisten Kommunen in der Region auf Neubaugebi­ete mit Einfamilie­nhäusern, die den enormen Wohnungsdr­uck in Oberschwab­en aber nicht wirklich senken können. „Wir wissen, dass wir dabei Nachholbed­arf haben. Günstiger Wohnraum ist nur erreichbar, wenn man aufeinande­r baut. Wir sehen hier eine Notwenigke­it für Mietwohnun­gen“, sagt Waldburgs Bürgermeis­ter Michael Röger.

Denn tatsächlic­h steigt auch auf dem Land die Nachfrage nach Wohnungen, weil sich nicht jeder ein Häuschen leisten kann oder will, aber vielleicht auch in Waldburg und im „Dunstkreis“der Gemeinde, wie es der Bürgermeis­ter ausdrückt, bleiben möchte. Auch der Umweltgeda­nke spiele dabei eine Rolle.

Dass Umweltbewu­sstsein in Waldburg schon lange Thema ist, hat nicht zuletzt die Landtagswa­hl in diesem Jahr gezeigt, bei der die Grünen mit 37,1 Prozent in der Gemeinde kreisweit ihr historisch bestes Ergebnis erzielten, was jüngst sogar die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“dazu bewog, nach Waldburg zu kommen und auch über den Altdorfer Wald zu berichten.

Zurück zum Thema Wohnen: Auf dem Gelände Gehrenäcke­r an der Bodnegger Straße am Kreisverke­hr soll auf rund fünf Hektar ein Mischgebie­t mit Wohnraum für etwa 150 Personen in Geschosswo­hnungsbaut­en entstehen. Im Erdgeschos­s der jeweiligen Gebäude soll es auch Platz für Läden geben. Zudem ist auf dem Gehrenäcke­r auf 5,5 Hektar provisoris­ch Platz für einen Supermarkt freigehalt­en. Ob der aber kommt, ist noch nicht klar. Noch ist der Gehrenäcke­r II aber grüne Wiese. Ein Schild wirbt Investoren. Die nächste Bieterrund­e für Investoren steht an.

Doch es wird nicht das einzige Wohnungsba­uprojekt in Waldburg sein. In der Nähe der Schule soll ein weiteres Baugebiet geben. Auch hier soll Wohnraum für circa 200 Personen entstehen. Das Baugebiet wird Kohlhaus heißen. Ob die Bauplätze im Bieter- oder im Konzeptver­fahren vergeben werden, ist laut Bürgermeis­ter jedoch noch offen. Jedenfalls sollen auf dem Gelände neben Geschosswo­hnungsbau, auch Kettenhäus­er und Doppelhäus­er entstehen. Auch ein neuer sechsgrupp­iger Kindergart­en soll dort gebaut werden.

Das Besondere am Kohlhaus-baugebiet könnte das Energiekon­zept sein. „Wir haben die Hoffnung, dass man es wie in Schlier Co2-neutral gestalten kann“, sagt Röger. Doch so einfach ist das nicht, weil an der Stelle Geothermie nicht funktionie­rt. Deswegen hat der Gemeindera­t eine Machbarkei­tsstudie in Auftrag gegeben, wie man das Gebiet mit einer innovative­n Idee mit Energie versorgen könnte. Dabei spielt ein Wärmespeic­her eine Rolle, die schon bei Unternehme­n im Einsatz sind, Baugebiet aber bisher kaum damit ausgestatt­et sind.

Dieser Wärmespeic­her wird dann etwa zwölf Meter hoch und 32 Meter breit sein – so mächtig wie ein Haus. Der Speicher soll dann die Energie der Solaranlag­en speichern, die durch Sonnenlich­t unter anderem auf den Dächern von Schule, neuem Kindergart­en und Halle gewonnen wird. Somit wird auch ein neues Energiekon­zept für den Schulcampu­s möglich, wie Röger berichtet. Spitzen könnte eine Pelletheiz­ung in der Schule abdecken. Wie der Wärmespeic­her genau aussieht, was das kostet und ob es funktionie­ren kann, wird die Machbarkei­tsstudie klären.

Doch das alles ist noch Zukunftsmu­sik. Denn bis 2026 wird es erst mal kein Wohnungsba­u auf dem Gebiet Kohlhaus geben, weil die Fläche im Eigentum der Kirche ist und zurzeit noch an einen Landwirt verpachtet ist. Ökologisch hat dieses Baugebiet nur einen Haken: Es wird im sogenannte­n 13b-verfahren entstehen, das heftig umstritten ist, weil es keinen ökologisch­en Ausgleich bedarf. Röger aber verteidigt das Vorhaben. Man wollte das Gebiet sowieso erschließe­n und zudem könne es als Arrondieru­ng gesehen werden, weil innerorts gebaut wird und keine zusätzlich­e Fläche außerhalb versiegelt wird.

 ?? FOTO: PHILIPP RICHTER ?? Im Gehrenäcke­r in Waldburg wird ein weiteres Baugebiet mit Geschosswo­hnungsbau entstehen. Noch läuft das Bieterverf­ahren.
FOTO: PHILIPP RICHTER Im Gehrenäcke­r in Waldburg wird ein weiteres Baugebiet mit Geschosswo­hnungsbau entstehen. Noch läuft das Bieterverf­ahren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany