Mit der Armbrust Kinderzimmer getroffen
In Oberreute schießt ein Mann mit seiner Waffe in einem Wohngebiet – Polizei durchsucht Wohnung
(pm) - Der Fall sorgt in Oberreute für Gesprächsstoff. Im Ortsteil Irsengund hat ein Mann wiederholt Schussübungen mit einer Armbrust unternommen und dabei auch das Fenster eines Kinderzimmers getroffen. Die Polizei hat mittlerweile eine Wohnung untersucht, mehrere Armbrüste und Pfeile sichergestellt. „Wir gehen nicht von einem Attentat aus“, sagt Lindenbergs Polizeichef Christian Wucher auf Anfrage der Heimatzeitung.
Die Polizei kam dem Schützen durch die Aussage von Zeugen auf die Spur. Sie hatten den Mann wiederholt mit einer Armbrust im Garten schießen sehen. Die höher gelegene Wohnung des Mannes und das Haus, das er getroffen hat, liegen knapp 180 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Dazwischen liegen mehrere Gärten und Wohnhäuser.
Das getroffene Fenster hat eine Dreifachverglasung. Der Pfeil aus Eisen hat die äußere Scheibe durchschlagen und die mittlere beschädigt. Das belegen Fotos. Hinter der Scheibe in Flugrichtung befindet sich das Bett des Kindes.
Geschossen hat der Mann nach Angaben der betroffenen Familie vermutlich zwischen 1 und 4 Uhr in der Nacht. Sie dachte beim Anblick des beschädigten Fensters zunächst an einen Steinschlag, dann an Kinder, die den Schaden beim Spielen angerichtet haben. Allerdings fand die Familie dann den massiven Armbrustpfeil. Offenbar geht es auch nicht nur um einen Schuss. In Gärten in Irsengund sind ein halbes Dutzend der Schussgeräte aufgetaucht.
Die Polizei hat mittlerweile die Wohnung des Mannes durchsucht und dabei nach Informationen unserer Zeitung unter anderem mehrere Armbrüste, eine große Zahl an Pfeilen und auch einige Samuraischwerter gefunden. Laut Wucher handelt es sich bei den Armbrüsten um „erlaubnisfreie Waffen“. „Das heißt aber nicht, dass damit kein Schaden angerichtet werden kann“, sagt der Chef der Lindenberger Polizeiinspektion. Das Verhalten des Mannes sei in jedem Fall sehr gefährlich. Die Waffen würden derzeit begutachtet.
Je nachdem, wie eine Armbrust gestaltet ist, kann sie eine erhebliche Durchschlagskraft entwickeln. Die Pfeile können auch mehrere hundert Meter weit fliegen und bei getroffenen Personen schwerste Verletzungen bis hin zum Tod verursachen. Gleichwohl können die Waffen aber wie Bogen ohne Genehmigung gekauft werden.
Ob es sich bei dem Treffer auf das Fenster des Wohnhauses um einen gezielten Schuss oder einen Fehlschuss gehandelt hat, sollen laut Polizeichef Wucher die weiteren Ermittlungen klären. Aufgrund der Lage der Wohnung und des Platzes, an dem der Mann wiederholt Schießübungen abgehalten hat, könne es sich durchaus um einen Pfeil gehandelt haben, der sein eigentliches Ziel verfehlt habe. Ein gezieltes Attentat schließt die Polizei nach den bisherigen Ermittlungen jedenfalls aus.