Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bitteres Ende der „schwierigs­ten Saison“

Der scheidende Towerstars-geschäftsf­ührer Rainer Schan zieht Bilanz – Sportlich zufriedens­tellend

- Von Thorsten Kern und Michael Panzram

- Hinter Rainer Schan hängt in der Geschäftss­telle der Ravensburg Towerstars ein aktuelles Trikot des Clubs. Es zeigt dem Geschäftsf­ührer, dass es in dieser Saison in der Deutschen Eishockey-liga 2 nicht immer rund lief bei den Towerstars. Das Trikot steht aber auch symbolisch dafür, was die Ravensburg­er trotz aller Widrigkeit­en geschafft haben. Denn Schan, der nur noch bis zum 30. Juni im Amt ist, ist mit der am Sonntag durch einen Corona-fall in der Mannschaft abrupt beendeten Spielzeit letztlich doch „sehr zufrieden“.

Als es kurz vor Ende der Hauptrunde Mitte März überhaupt nicht lief und die Towerstars bei den Kassel Huskies (1:4), gegen die Löwen Frankfurt (2:3 n. V.) und dann nach einem schwachen Auftritt beim EC Bad Nauheim (0:4) verloren, platzte Schan der Kragen. „Ich war wirklich sauer und bin die Mannschaft in der Kabine hart angegangen“, sagt der Geschäftsf­ührer. Schan hängte ein Trikot auf und sagte: „Jeder, der in die Play-offs möchte, darf darauf unterschre­iben. Alle anderen können ihre Koffer packen.“Alle Towerstars-profis unterschri­eben, das Trikot hängt jetzt in der Geschäftss­telle.

Der Rest ist bekannt: Mit einem Schlussspu­rt zog Ravensburg in die Play-offs ein, schaltete den Hauptrunde­nzweiten Bad Tölz aus und lieferte auch dem Aufstiegsf­avoriten Kassel einen großen Kampf. Bis Corona die Saison jäh beendete. „Ich hätte mich jetzt gerne bei der ganzen Mannschaft bedankt“, sagt Schan. „Ich habe mich offensicht­lich ein bisschen in ihnen getäuscht, sie haben mir das Gegenteil bewiesen und noch das Bestmöglic­he erreicht.“

Ein gemeinsame­r Abschied ist bis auf Weiteres aber nicht möglich. Denn nach dem positiven Testergebn­is mussten alle, die am Freitag im Bus von Kassel nach Ravensburg saßen, in Quarantäne. Ausnahmen sind die verletzten Spieler, der schulisch verhindert­e Eric Bergen sowie Schan, der im Privatauto nach Kassel gefahren war.

Das Ende passte zur gesamten Saison. „Es war in meinen 17 Jahren die schwierigs­te“, gesteht Schan. Das fing bei der Planung an, mit all den Unsicherhe­iten hinsichtli­ch Sponsoreng­eldern, Staatshilf­en und fehlenden Zuschauern, und endete eben mit der Teamquaran­täne. „Mal schauen, ob und wie wir als Team noch mal zusammenko­mmen können“, sagt Schan.

Denn es wird einen Umbruch geben. „Viele Spieler gehen und werden nach dem Sommer nicht wiederkomm­en“, meint Schan. In die Transferpo­litik

ist er aber nicht mehr komplett eingebunde­n, das lässt er seinen Nachfolger Daniel Heinrizi sowie den neuen Trainer Peter Russell und dessen künftigen Co-trainer Marc Vorderbrüg­gen machen. Bis Mitte Juni müssen die Lizenzunte­rlagen für die kommende Saison fertiggest­ellt werden. Das ist sozusagen Schans letzte Amtshandlu­ng für die Towerstars. „Ich bin nicht traurig, sondern sehr stolz, was ich mit meinen Kollegen und Mitstreite­rn in den vergangene­n 17 Jahren erreicht habe“, sagt Schan und lobt vor allem den langjährig­en Mäzen Peter Horne, ohne den „die Towerstars nicht da stehen würden, wo sie stehen“. Aber auch viele Weitere hätten mitgeholfe­n, dass Ravensburg im deutschen Eishockey „einen hohen Stellenwer­t hat“.

Künftig wird Schan als Zuschauer, als Fan mitverfolg­en, wie sich die Towerstars schlagen. Seine drei Sitzplätze direkt hinter der Spielerban­k will er behalten und regelmäßig zu den Heimspiele­n kommen. „Und sollte Raphael Kapzan Fragen haben, kann er mich immer anrufen“, sagt Schan. Teammanage­r Kapzan wird zum 1. Juli neuer kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer der Towerstars.

„Ich habe einfach nicht mehr den Biss und die Leidenscha­ft, die es hier braucht“, erklärt Schan noch einmal, warum er aufhört und eine Pause machen will, bevor er sich einer neuen Aufgabe stellt. Dass er trotzdem bis zum Schluss mit vollem Einsatz dabei war, verdeutlic­hte das zweite Heimspiel der Towerstars im Playoff-viertelfin­ale gegen die Tölzer Löwen. Mit einem Sieg wäre an diesem

Abend der Einzug ins Halbfinale perfekt gewesen. Doch Ravensburg präsentier­te sich schwach, ließ jeglichen Biss vermissen und lag zu Recht hinten. Beim Stand von 2:4 hielt es Schan nicht mehr aus, verließ die Halle, stieg in sein Auto, hielt kurz inne, erkannte, dass dies womöglich das letzte Heimspiel für ihn sein könnte, lief zurück – und verharrte vor dem Eingang. Als er drinnen die eingespiel­te Musik nach einem Tor für die Towerstars hörte, war er sich sicher, doch wieder reinzugehe­n. Er wartete schließlic­h noch die zweite Drittelpau­se ab, bis er die Arena wieder betrat. Im Schlussabs­chnitt wurde Rainer Schan für seine Rückkehr belohnt. Erst durfte er den Ausgleich bejubeln, dann sogar noch den Siegtreffe­r und damit den Einzug ins Halbfinale gegen Kassel.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Aller Einsatz war letztlich umsonst: Für Olafr Schmidt und die Ravensburg Towerstars endete die Saison nach einem Corona-fall vorzeitig.
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FOTO: FELIX KÄSTLE Rainer Schan

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