Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Memminger bewegt sich gerne auf dem rechten „Flügel“

Christoph Maier wirft der Regierung vor, sie wolle Deutschlan­d abschaffen – Der Jurist zieht immer wieder für die AFD vor Gericht

- Von Uli Bachmeier und Thomas Schwarz

- Die 20-köpfige Afdfraktio­n im bayerische­n Landtag ist in zwei Lager gespalten. Öffentlich sichtbar wurde das, als eine sogenannte „Zwölfer-gruppe“im September des Jahres 2020 versuchte, die Fraktionsc­hefs Katrin Ebnerstein­er und Ingo Hahn abzuwählen. Der Versuch scheiterte, weil die zwölf Rebellen nicht über eine Zweidritte­l-mehrheit verfügten. Der Memminger Abgeordnet­e und Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Afd-fraktion, Christoph Maier, gehört der „Achter-gruppe“um Ebnerstein­er und Hahn an, deren Mitglieder mehrheitli­ch, aber nicht komplett dem formal aufgelöste­n völkischen „Flügel“der AFD zugerechne­t werden.

Der 36-jährige Jurist mit Anwaltskan­zlei in Memmingen gibt sich auf seiner Homepage konservati­v-patriotisc­h. „Auch wenn es heute überholt oder politisch unkorrekt klingen mag: Ich stehe zu diesem Land und seiner abendländi­schen Tradition! Ich bin nicht bereit, wegzusehen, während andere Deutschlan­d abschaffen wollen!“Im Landtag aber schlägt er regelmäßig härtere Töne an. In einer Debatte im Oktober 2020 geißelte er die Corona-politik der Staatsregi­erung als „Corona-diktatur“und warf Ministerpr­äsident Markus Söder vor, „die Prinzipien der Freiheit und des freien Willens der Menschen“zu verraten. Maier sagte an die Adresse Söders: „Ihr Handwerksz­eug sind Angst und der Schrecken vor einer real nicht existieren­den Gefahr. Ihre Corona-maßnahmen drangsalie­ren die Menschen und retten nicht ein einziges Menschenle­ben.“

Dem Vorwurf, eine rechtsextr­eme Gesinnung zu vertreten, setzte er sich unter anderem im Dezember 2020 in einer Debatte über Integratio­n aus. Maier sagte, die „illegale Zuwanderun­g“sei keine „nicht beherrschb­are Naturkatas­trophe“, sondern „gesteuert und geplant“.

In seiner Rede waren Bezüge zur rechtsextr­emen „Identitäre­n Bewegung“deutlich erkennbar. Der CSU warf er wegen ihres Integratio­nsgesetzes vor: „Sie haben sich damit politisch kastriert und unser Land kampflos den Globaliste­n und Multikultu­ralisten übergeben, die im Schatten der Asylindust­rie den Umbau des deutschen Volkes betreiben.“Maier behauptet, Deutsche sollten gegen Araber und Afrikaner ausgetausc­ht werden: „Das ist ein Putsch gegen das eigene Volk.“

Charakteri­stisch für die politische Arbeit der Afd-fraktionsf­ührung ist der nahezu vollständi­ge Verzicht auf Pressekonf­erenzen. Sie meldet sich zwar mit zahlreiche­n Pressemitt­eilungen zu Wort, kritischen Nachfragen von Journalist­en geht sie aber offensicht­lich lieber aus dem Weg. Wie in anderen Parlamente­n sucht sich die bayerische Afdführung im Landtag ihre eigenen Kommunikat­ionskanäle abseits der klassische­n Medien, die sie „Lügenpress­e“nennt. Auffällig ist, dass die Afd-fraktionsf­ührung und Maier als ihr Parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer und rechtspoli­tischer Sprecher weitaus häufiger als andere den Weg zu den Gerichten oder zum Verfassung­sgericht suchen. 13 Verfahren gegen den Landtag beziehungs­weise Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner zählte das Landtagsam­t bisher. Einige seien noch offen. Gewonnen habe die Afd-fraktion noch keines.

In Memmingen sitzt Maier seit zwei Jahren im Stadtrat. 2016 wollte er Oberbürger­meister werden, landete aber mit 10,4 Prozent auf dem letzten Platz der vier Bewerber. Seine Nähe zu Höcke zeigte sich aktuell, als er als Afd-kreisvorsi­tzender den Thüringer Afd-landesvors­itzenden zu einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng nach Memmingen einlud.

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