Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Wink mit dem Zaunpfahl

- Von Hendrik Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Die neueste Umfrage im Auftrag aller Regionalze­itungen in Baden-württember­g macht deutlich, wie das Land tickt. Die Ergebnisse lesen sich wie eine Bestandsau­fnahme, aber auch wie ein Forderungs­katalog für die kommenden Jahre. Trotz schwierige­r Finanzlage erwarten die Bürgerinne­n und Bürger konkret eine aktive Wohnungsba­upolitik und konsequent­en Umweltschu­tz. Die Bekämpfung von Corona bleibt wichtig, rückt aber etwas in den Hintergrun­d. Ideologie ist im Südwesten nicht gefragt, vielmehr die pragmatisc­he Problemlös­ung.

Knapp drei Monate nach der Bildung der neuen grün-schwarzen Regierung wird deutlich, dass die Wählersymp­athien nicht so deutlich verteilt sind, wie es sich die Landesregi­erung wünscht: Nur knapp ein Drittel der Befragten findet Grünschwar­z gut. Die Mehrheit hätte gerne eine Regierung ohne CDU, oder ihr ist es schlichtwe­g egal. Mit anderen Worten: Wird die vielfach versproche­ne Digitalisi­erung der Schulen nicht endlich zügig angepackt, wird flächendec­kend kein schnelles Internet angeboten, dann kann sich die Stimmung schnell ändern.

Diese Regierung hat keinen Freifahrts­chein für die Zukunft. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n überstrahl­t seine im Land recht unbekannte­n Minister in einem Maße, dass es für die Ressortver­antwortlic­hen schnell schwierig werden könnte. Zugegeben: Landespoli­tik ist bei vielen Menschen nicht zwingend das Erste am Morgen, an das sie denken. Aber dass die Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-kraut (CDU) nur etwa 21 Prozent kennen und dass 75 Prozent der Befragten Gleichgült­igkeit signalisie­ren, wenn es um Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) geht, ist ein schlechtes Zeichen für die Stuttgarte­r Politik.

Jetzt kommt die Bundestags­wahl und die Augen richten sich gen Berlin. Aber spätestens danach muss die Landesregi­erung Akzente setzen. Für die SPD und die FDP ist die Befragung ein Wink mit dem Zaunpfahl. So schlecht ist ihre Lage nicht, um die dritte Regierung Kretschman­n unter Druck zu setzen.

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