Die Bilder kommen aus ihrer Innenwelt
Die Städtische Galerie zeigt eine Retrospektive des Werks von Lieselotte von Faber
- Die Ausstellung „Lieselotte von Faber“, nach Oberammergau 2017 erst die zweite der 2014 verstorbenen Malerin überhaupt, ist Babette Caesar zu verdanken. Durch Zufall hat sie das faszinierende malerische Lebenswerk der „im Verborgenen arbeitenden Künstlerin“entdeckt und zusammen mit Reiner Fritz die Präsentation in der Städtischen Galerie in der Badstube konzipiert. Leihgeber Helm Andreas Heigl aus Starnberg war am Eröffnungstag in Wangen anwesend.
„Kein Ereignis, keine Bindung, nicht die Herkunft oder die Zeit erklären das Wesen dieser Künstlerin oder ihr Werk. Nur die Introspektive, ihr Seelenleben lassen uns die Bilder verstehen. Sie kommen aus ihrer Innenwelt.“
Nichts Zutreffenderes kann über Lieselotte von Faber, geborene Müller, gesagt werden. Andreas Heigl hat diesen Gedanken über seine Aufzeichnungen zum „Leben und Werk“der von ihm so verehrten Malerin, die seine Patentante und Vertraute war, gestellt.
Um nur einen kurzen Abriss der Lebensdaten von Lieselotte von Faber zu erstellen: Am 27. Januar 1920 in Nürnberg geboren, gestorben am 4. Juni 2014 in Oberammergau. Schon früh verspürt sie einen Drang nach Unabhängigkeit. Nach der Geburt ihres unehelichen Kindes - und dem traumatischen Bruch mit der Familie - 1942 Umzug nach München in eine Frauenwohngemeinschaft. Späte Heirat 1960 mit der „Liebe des Lebens“: Helm von Faber. Rückzug in das Würmtal, dann nach Oberammergau, wo eine „in sich gekehrte Lebenszeit und ein künstlerisches Schaffen im Verborgenen“beginnt.
Der künstlerische Werdegang gestaltete sich so: 1939 Kunstgewerbeschule Nürnberg, ab 1942 Studium an der Akademie der Bildenden Kunst in München. Seit 1945 freiberuflich tätig. Tätigkeit als Designerin: Porzellanentwürfe für Nymphenburg, dann verantwortlich für die erfolgreiche Serie „Lis Müller“bei Rosenthal. Die „künstlerische Einsamkeit“, in die Lieselotte von Faber flieht und die „produktive Jahre mit Herausbildung eines unverwechselbaren gestalterischen Ausdruck“zur Folge hat, ist zugleich von einem „vorsichtigen Blick auf das pralle Leben aus der Distanz und aus der Deckung“geprägt. Nur selten unternimmt die Künstlerin „Ausflüge in die Welt der Menschen“.
Folgt man der Führung von Helm Andreas Heigl durch die Ausstellung, dann verdichtet sich das Gesagte durch die eigene Anschauung. Das Weibliche, die schöne, verführerische und begehrenswerte Frau ist hier Subjekt und nicht Objekt. Sie nimmt zwar insbesondere die Rolle der Artistin, der Akteurin und Illusionistin ein und zieht die Blicke auf sich – und ist doch unerreichbar. Der Mann ist dabei umgekehrt Objekt und nicht Subjekt. Im früheren Werk eher in der Rolle des freundlichen Verehrers, später oft mit einer Tendenz zum Bedrohlichen behaftet.
Oft taucht als Motiv ein zweites Mädchen, eine Freundin und Vertraute auf. Sie ist eine „Rückversicherung“für die Protagonistin auf dem Weg in die „unberechenbare Gesellschaft“. Wie nicht zuletzt ein Spiegel eigener Attraktivität: fast erotisch und doppelt so interessant für die beobachtenden Männer.
Fällt einem beim Betrachten der Bilder immer wieder August Macke ein, dann zu Recht. Lieselotte von Faber hat ihn gerne als ihren „künstlerischen Verwandten“bezeichnet. Wie er, so spielt auch sie stilistisch mit dem oszillierenden Wechsel von konkret Figürlichem bis hin zum Abstrakten. Trotzdem bleiben die Bilder lesbar, sind aber dennoch voller geheimer Geschichten, die sich mit jeder neuen Schicht offenbaren.
Für Lieselotte von Faber war das Malen immer auch eine innere Befreiung. Gleichsam ein Schutzraum vor den Anwürfen der Eltern und der Gesellschaft, für ihren unruhigen Geist. Während ihres frühen Erfolgs zudem ein Weg zur finanziellen Freiheit. Diesen Freiraum hat sie sich über 70 Jahre ihres Lebens bewahrt.
Die Ausstellung in der Städtischen Galerie in der Badstube mit dem Lebenswerk der Malerin Lieselotte von Faber ist bis einschließlich 3. Oktober von Dienstag bis Freitag und an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr und am Samstag von 11 bis 17 Uhr zu sehen.