Kirchengemeinderat kämpft gegen sexuellen Missbrauch
Das katholische Gremium verabschiedet ein Schutzkonzept zur Prävention
– „Wir wollen ein so gutes Konzept, dass es künftig im Raum der Kirche keinen Missbrauch mehr gibt.“Das sagte Dekan Bernd Herbinger im Zuge der Verabschiedung des „institutionellen Schutzkonzeptes zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjährigen und erwachsenen Schutzbefohlenen“am Dienstag im katholischen Gesamtkirchengemeinderat. Zuvor wurde das Schutzkonzept in allen zehn Kirchengemeinden beraten und als verbindlich anerkannt. Das Papier umfasst Standards zur Personalauswahl und Personalentwicklung, es legt einen von der Diözese Rottenburg-stuttgart erstellten Verhaltenskodex und eine Selbstauskunftserklärung fest. Außerdem zeigt es Beratungs- und Beschwerdegänge auf, verpflichtet die Gemeinden zu einer nachhaltigen Aufarbeitung, zu Aus- und Fortbildung aller Haupt- und Ehrenamtlicher sowie zu einem Qualitätsmanagement, das
Prävention in allen Einrichtungen thematisiert. Für Dekan Herbinger setzt das Konzept eine Historie fort, die 2016 mit der Vereinbarung zwischen dem Katholischen Dekanat und dem Landratsamt Bodenseekreis begonnen hat. Hier sind bereits Standards für die Beschäftigung Ehrenamtlicher festgelegt worden. Sie dürfen nicht vorbestraft sein, müssen ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen und die Träger verpflichten sich zu umfassenden Präventionsmaßnahmen.
Mit dem institutionellen Schutzkonzept wird eine erweiterte Form dieses Präventionskonzepts jetzt auf
Dekan Bernd Herbinger
Gemeindeebene umgesetzt. Das heißt unter anderem, alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter werden einer „massiven Schulungswelle“unterzogen, wie der Dekan versicherte. Die Schulungen reichten von eineinhalb- bis sechsstündigen Veranstaltungen. Coronabedingt könnten diese in den Kirchengemeinden erst nach und nach durchgeführt werden.
Der Missbrauchsskandal werde sich aus der allgemeinen Wahrnehmung der Kirche nie mehr löschen lassen, sagte Herbinger. Da die meisten Täter nicht mehr leben, gehe es um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Jetzt müssten die Opfer im Zentrum stehen. Im Bereich der Gesamtkirchengemeinde sei ihm kein Missbrauchsfall bekannt, sagte Herbinger. „Wenn wir Missbrauch in Zukunft verhindern, ist schon viel gewonnen“, sagte der Dekan, bevor das Papier einstimmig verabschiedet und von den Pfarrern im Sitzungssaal des Hauses der kirchlichen Dienste unterschrieben wurde.
„Wenn wir Missbrauch in Zukunft verhindern, ist schon viel gewonnen“