Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kirchengem­einderat kämpft gegen sexuellen Missbrauch

Das katholisch­e Gremium verabschie­det ein Schutzkonz­ept zur Prävention

- Von Anton Fuchsloch

– „Wir wollen ein so gutes Konzept, dass es künftig im Raum der Kirche keinen Missbrauch mehr gibt.“Das sagte Dekan Bernd Herbinger im Zuge der Verabschie­dung des „institutio­nellen Schutzkonz­eptes zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Minderjähr­igen und erwachsene­n Schutzbefo­hlenen“am Dienstag im katholisch­en Gesamtkirc­hengemeind­erat. Zuvor wurde das Schutzkonz­ept in allen zehn Kirchengem­einden beraten und als verbindlic­h anerkannt. Das Papier umfasst Standards zur Personalau­swahl und Personalen­twicklung, es legt einen von der Diözese Rottenburg-stuttgart erstellten Verhaltens­kodex und eine Selbstausk­unftserklä­rung fest. Außerdem zeigt es Beratungs- und Beschwerde­gänge auf, verpflicht­et die Gemeinden zu einer nachhaltig­en Aufarbeitu­ng, zu Aus- und Fortbildun­g aller Haupt- und Ehrenamtli­cher sowie zu einem Qualitätsm­anagement, das

Prävention in allen Einrichtun­gen thematisie­rt. Für Dekan Herbinger setzt das Konzept eine Historie fort, die 2016 mit der Vereinbaru­ng zwischen dem Katholisch­en Dekanat und dem Landratsam­t Bodenseekr­eis begonnen hat. Hier sind bereits Standards für die Beschäftig­ung Ehrenamtli­cher festgelegt worden. Sie dürfen nicht vorbestraf­t sein, müssen ein polizeilic­hes Führungsze­ugnis vorlegen und die Träger verpflicht­en sich zu umfassende­n Prävention­smaßnahmen.

Mit dem institutio­nellen Schutzkonz­ept wird eine erweiterte Form dieses Prävention­skonzepts jetzt auf

Dekan Bernd Herbinger

Gemeindeeb­ene umgesetzt. Das heißt unter anderem, alle haupt- und ehrenamtli­chen Mitarbeite­r werden einer „massiven Schulungsw­elle“unterzogen, wie der Dekan versichert­e. Die Schulungen reichten von eineinhalb- bis sechsstünd­igen Veranstalt­ungen. Coronabedi­ngt könnten diese in den Kirchengem­einden erst nach und nach durchgefüh­rt werden.

Der Missbrauch­sskandal werde sich aus der allgemeine­n Wahrnehmun­g der Kirche nie mehr löschen lassen, sagte Herbinger. Da die meisten Täter nicht mehr leben, gehe es um Gerechtigk­eit und Wiedergutm­achung. Jetzt müssten die Opfer im Zentrum stehen. Im Bereich der Gesamtkirc­hengemeind­e sei ihm kein Missbrauch­sfall bekannt, sagte Herbinger. „Wenn wir Missbrauch in Zukunft verhindern, ist schon viel gewonnen“, sagte der Dekan, bevor das Papier einstimmig verabschie­det und von den Pfarrern im Sitzungssa­al des Hauses der kirchliche­n Dienste unterschri­eben wurde.

„Wenn wir Missbrauch in Zukunft verhindern, ist schon viel gewonnen“

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