Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Das war Glück im Unglück“

Wie nach der Überflutun­g in Epplings die Schadensbi­lanz in den Häusern der Baugenosse­nschaft ausfällt

- Von Bernd Treffler www.schwaebisc­he.de/ folgeneppl­ings

- Vollgelauf­ene Keller, zerstörte Infrastruk­tur, unbrauchba­res Hab und Gut: Die Schäden nach den Überflutun­gen im Wangener Stadtteil Epplings werden erst jetzt, nach gut einer Woche, richtig deutlich sichtbar. Stark betroffen sind auch zahlreiche Gebäude der Baugenosse­nschaft (BG) in der Epplingser Halde. Eine Bilanz.

Bg-vorstand Christoph Bührer war als Mitglied der alarmierte­n Wangener Feuerwehr Augenzeuge, als nach dem Starkregen am Donnerstag­abend vergangene­r Woche der Epplingser Bach aus seinem Bett trat, dabei auch die untere Siedlung überflutet­e und in die Keller eindrang. Dort, in der Epplingser Halde, stehen diverse Häuser, die der Baugenosse­nschaft gehören oder die sie verwaltet. Dort steht aber auch das Heizwerk, das die Bg-gebäude in

Epplings mit Wärme versorgt. „Als ich wenige Minuten nach dem Alarm eintraf, war mein erster Gedanke: ,Bitte lass’ das Heizwerk nicht absaufen, da hängen 200 Wohnungen dran’“, erinnert sich Bührer.

Die Bitte wurde erhört, denn die Türen zur Heizzentra­le erwiesen sich als standhaft und hielten einen Großteil der Fluten vom Eindringen ins Gebäude ab. Das Wasser habe zehn Zentimeter unter den Brennern gestanden, so Bührer. „Das war Glück im Unglück.“Die Schäden in den Wohnhäuser­n waren dagegen enorm. Die Container, die sich in den Tagen nach der Flut mit unbrauchba­ren Utensilien der Bewohner füllten und mittlerwei­le abtranspor­tiert wurden, waren sichtbare Zeugen der Zerstörung­swut.

Eine vorläufige Schadensbi­lanz gibt es mittlerwei­le auch. Am stärksten erwischt habe es das Gebäude Epplingser Halde 2 und 4 an der Einfahrt zur Siedlung, dort sei der Keller bis unter die Decke voll gewesen, so Bührer. „Der Bach ist da einfach durchgerau­scht.“Die Fluten hätten zudem die Drainage ums Haus weggespült und die Lichtschäc­hte vollgeschw­emmt. Die Türen seien durch den Wasserdruc­k verbogen, die gesamte Elektrik kaputt, ebenso wie die Übergabest­ation der Heizung. Marode sei zudem die Wärmeinfra­struktur mit den Isolierung­en der Rohre und den Absperrsch­iebern.

Ganz abgesehen von den Gefriertru­hen, Waschmasch­inen oder Möbeln, die man nur noch entsorgen kann. Die Schäden in den anderen Häusern seien ähnlich und unterschie­den sich nur durch die Wasserhöhe im Keller, sagt der Bg-vorstand. „Da haben ein paar Zentimeter über Gut und Böse entschiede­n.“Erst kurz nach den Bg-häusern Epplingser Halde 23 bis 27 stoppten die Fluten. Die Ablagerung­en von Schlamm und Schutt in den Vorgärten der Siedlung zeugen noch heute von der Wucht des Wassers. Wenn Bührer an die Reaktion der Bewohner denkt, nötigt ihm das jede Menge Respekt ab. Von Freitag an hätten die Mieter und Eigentümer fleißig den Dreck und die ganzen Sachen rausgeräum­t und sich dabei gegenseiti­g unterstütz­t. „Das war eine heftige Arbeit, die bis zum Samstag angedauert hat. Wie der Zusammenha­lt funktionie­rt hat, das hat mich fasziniert.“

Seit wenigen Tagen haben die Entfeuchte­r das Regiment in den Kellern übernommen – und zwar für unbestimmt­e Zeit. „Das wird schon ein paar Wochen dauern, bis die Keller trocken sind“, schätzt der Bgvorstand. Parallel dazu würden die Reparature­n an den Wasserleit­ungen und die Erneuerung der Elektrik laufen. Solange muss die Notstromve­rsorgung, die kurz nach der Überflutun­g installier­t worden war, ihren Dienst in den Häusern tun.

Im Rückblick auf den Donnerstag vergangene­r Woche war es für Bührer mit seiner langen Erfahrung als Feuerwehrm­ann auch eine neue Erfahrung, wie „schnell und massiv das Wasser in so kurzer Zeit kam“. Er hat aber auch festgestel­lt, dass solche Wetterextr­eme mit viel Niederschl­ag auf vergleichs­weise kleiner Fläche immer öfter auftreten. Unter dem Strich kann Bührer dem Unglück in Epplings aber auch gute Seiten abgewinnen. „Gott sei Dank gab es nur Materialsc­haden.“Bis die Schäden behoben sind und in der unteren Epplingser Halde wieder normales Leben einkehrt, dürfte es aber noch eine ganze Weile dauern.

von den Fluten gibt es unter

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FOTOS: BG Nur ein paar Zentimeter mehr Wasser, und auch die Heizzentra­le für die Bg-häuser wäre zerstört worden.
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Die Container mit zerstörten Utensilien in der Epplingser Halde füllen sich.
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Als das Wasser schließlic­h weg ist, wird der abgelagert­e Schlamm sichtbar.
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Die Rückstände an der Wand zeigen, dass auch die Stromzähle­r unter Wasser standen.

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