Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gemeinden müssen mehr Geld an Landkreis zahlen

Die Kreisumlag­e steigt – Diskussion um Finanzstra­tegie im Kreistag

- Von Philipp Richter

- Der Landkreis Ravensburg hat jetzt eine Finanzieru­ngsstrateg­ie, die festlegt, in welche Bereichen in den nächsten zehn Jahren Geld ausgegeben werden soll. Der Kreistag hat das entspreche­nde Papier in seiner jüngsten Sitzung im Bauernhaus­museum in Wolfegg verabschie­det. Dieses beinhaltet unter anderem auch einen Anstieg der Kreisumlag­e. Doch ganz unstrittig war die Sache nicht.

Rudolf Bindig von der SPD äußerte sich als Erster kritisch zu dem Papier. Wenn man einen starren Rahmen festlege und es eine Geldentwer­tung gebe, würden insbesonde­re die Bereiche Kultur und Naturschut­z leiden. Sprich: Das Geld, das in diese Bereiche fließe, würde sich dann Jahr für Jahr reduzieren. Konkret sprach er etwa das Bauernhaus­museum, das Schloss Achberg oder die Naturschut­zzentren in Wilhelmsdo­rf und Bad Wurzach an. „Wir als Sozialdemo­kraten können nicht mitgehen, wenn diese Bereiche leiden. Da müssen wir eine entspreche­nde Forumulier­ung finden“, so Bindig. Außerdem warb er dafür, „politische Akzente“zu setzen – zum Beispiel beim Thema Biodiversi­tät.

Lob gab es dagegen von den anderen Fraktionen. Vor allem von der FDP. Daniel Gallasch, selbst Kämmerer bei der Stadt Weingarten, stellte den Nutzen der Finanzieru­ngsstrateg­ie in den Mittelpunk­t. Es gebe die Leitplanke­n vor. „Niemand hat ein Bauernhaus­museum

Wolfegg angezweife­lt. In der Kämmerei ist es so, dass die Dinge mitwachsen“, so Gallasch. Er verglich das Werk mit einer Wetterprog­nose, die eine Richtlinie gibt, aber man regelmäßig nachschaue­n muss, wie man auf aktuelle Begebenhei­ten reagiert. Er verwies auf den Sanierungs­stau kommunaler Immobilien.

Roland Bürkle (CDU) sah das ähnlich. „Die Finanzieru­ngsstrateg­ie sichert, dass wir unseren Aufgaben nachkommen können, aber sie ist nicht in Stein gemeißelt“, so Bürkle. Und Axel Müller (CDU) unterstric­h, dass das Papier keine Bindungswi­rkung hat. Auch die Grünen unterstütz­ten die Finanzieru­ngsstrateg­ie. „Wenn man feststellt, dass das Geld nicht reicht, muss man das politisch ausdiskuti­eren“, sagte Liv Pfluger (Grüne).

Ein Teil der Finanzieru­ngsstrateg­ie ist auch die Kreisumlag­e. Also jener Geldbetrag, den die Kommunen an den Landkreis entrichten. Dieser Satz war in der Vergangenh­eit im Landkreis Ravensburg bis auf 25 Prozent gesenkt worden. Damit hat der Kreis einen der niedrigste­n Sätze in ganz Baden-württember­g. Den höchsten Satz im Land hat der Landkreis Breisgau-hochschwar­zwald mit 34,97 Prozent. Im Kreis Ravensburg soll der Satz laut Finanzieru­ngsstrateg­ie erstmals 2023 auf 25,5 Prozent ansteigen und 2024 auf schließlic­h auf 26 Prozent.

Gegen die Finanzieru­ngsstrateg­ie stimmten die Spd-fraktion, Max Scharpf (ÖDP) und Korbinian Sekul (Linke).

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