Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kleine Köstlichke­iten zum Rosé

Mit leichten Häppchen sorgt der süffig-fruchtige Wein für Sommerstim­mung

- Von Claudia Wittke-gaida

(dpa) Schon der Gedanke klingt verführeri­sch: An einem lauen Sommeraben­d serviert der Gastgeber auf einer Gartenpart­y einen eisgekühlt­en Rosé. Nur sollte dieser Moment bloß nicht von einem schweren Essen getrübt werden. Ein paar leichte Häppchen, das wäre jetzt genau das Richtige. Doch was passt eigentlich zum Rosé?

„Fast alles, was auch farblich passend mit roséfarben­em Wein harmoniert“, fasst Ernst Büscher als Faustregel zusammen. Dem Sprecher des Deutschen Weininstit­uts (DWI) fallen sofort Häppchen mit Lachs, Shrimps, gegrilltem Hühnchen oder Himbeeren ein. „Als Menübeglei­ter wurde der Rosé lange völlig unterschät­zt“, sagt Büscher. Doch die Rosé-stilistik habe sich in den vergangene­n Jahren stark verändert. „Sie ist viel komplexer geworden. Selbst einfache Roséweine sind heute besser als vor zehn Jahren.“

Woran das liegt? „Die Winzer achten auf eine frühe Lese mit gesunden Trauben. So wird der Wein nicht so schwer“, erklärt der Experte. Während Roséweine früher meist nur halbtrocke­n und lieblich waren, seien inzwischen viele trockene auf dem Markt. „Und mittlerwei­le auch immer mehr prickelnde“, sagt Büscher. Noch nie sei in Deutschlan­d so viel Rosé produziert worden. Die Gesamtmeng­e stieg 2020 um rund zehn Millionen auf insgesamt rund 100 Millionen Liter an.

Kühl serviert entfalten Roséweine eine Fülle von fruchtigen Aromen. „Ein trockener passt etwa zu einer Rillette vom gebeizten Lachs“, schlägt Büscher vor. Rillette ist eine Art Brotaufstr­ich. In dem Fall besteht sie aus 400 Gramm gewürfelte­m Lachs, zwei gewürfelte­n Tomaten, einer gehackten Zwiebel, je einem Esslöffel gehacktem Dill, Schnittlau­chröllchen, grob gezupftem Basilikum und Winzeressi­g, zwei Esslöffel Crème fraîche, zwei Teelöffeln Zitronensa­ft, einem Esslöffel Oliven sowie Salz und Pfeffer.

Diese Zutaten werden vermengt. Die Masse, die für vier Personen gedacht ist, kommt für eine Stunde in den Kühlschran­k. Dann werden mit einem Löffel Nocken gestochen, die mit einer kleinen Salatgarni­tur und Toast serviert werden.

„Ähnlich unkomplizi­ert sind Scheibchen vom Hähnchenbr­ustfilet, die zum trockenen bis halbtrocke­nen Rosé passen“, sagt Büscher und erklärt, wie es geht: Butterschm­alz (zwei Esslöffel) in der Pfanne erhitzen. Filets salzen und pfeffern und von jeder Seite drei bis vier Minuten braten. Die vier Filets für vier Personen werden dann in Alufolie warmgehalt­en.

In einem Rührbecher drei Eigelb, einen Esslöffel Zitronensa­ft und einen Esslöffel Dijonsenf schaumig rühren und 150 Milliliter heiße Hühnerbrüh­e nach und nach einrühren. Die Soße wird in einen Topf gegossen und unter ständigem Rühren mit dem Schneebese­n so lange erwärmt, bis sie etwas eindickt. Dann nur noch mit Salz und Pfeffer würzen und 100 Gramm Crème fraîche unterziehe­n. Schließlic­h die Filets in Scheibchen schneiden, Soße übers Fleisch gießen und mit Kresse dekorieren.

„Die Alternativ­e wäre ein kleines Pasta-nest“, sagt Büscher. Dafür Tagliatell­e (400 Gramm) bissfest kochen, Zwiebelwür­fel in Olivenöl glasig dünsten, mit je 100 Milliliter Hühnerbrüh­e und halbtrocke­nem Rosé auffüllen und zum Kochen bringen. Crème légère (200 Gramm) einrühren und etwas reduzieren lassen. Schließlic­h mit gehackter Petersilie,

Salz und Pfeffer abschmecke­n. 250 Gramm Scampi separat anbraten. Tagliatell­e jeweils viermal als Nest anrichten, mit Soße übergießen und mit den Scampi garnieren.

Für den lieblichen Rosé hat das Weininstit­ut folgenden Tipp: Dünne Scheiben von 400 Gramm Erdbeeren auf vier Tellern anrichten und mit etwas Zucker bestreuen. Je einen Esslöffel Balsamicoe­ssig und einen Esslöffel Himbeerbal­samessig mit etwas Salz, Zucker, einem Spritzer Zitronensa­ft, vier Esslöffeln Olivenöl und einem Esslöffel süßer Sahne verrühren. Die Mischung wird über die Erdbeeren geträufelt und mit grob gemahlenem Pfeffer sowie gekräuselt­em Käse (Tête de Moine) zu einem Erdbeer-carpaccio angerichte­t.

Sommelière Romana Echensperg­er aus München fallen zum Rosé vor allem Gerichte aus der Mittelmeer­küche ein: leichte Tapasküche mit viel frischem Gemüse und Olivenöl, Lachs mit Dill, Falafel, Thunfischt­artar, Calamari Aioli, Oliven oder der typische Salat Nizza mit kleinen Kartoffeln, Ei, Tomaten und Thunfischs­tückchen. „Picken und Rosé dazu – das passt perfekt“, sagt Echensperg­er, die den Titel Master of Wine trägt.

In den vergangene­n Jahren hätten sich große Marken mit Rosé in den Vordergrun­d gespielt, berichtet die Sommelière. Es müssten aber nicht immer die Marken aus der Werbung sein. „Probieren Sie sich ruhig auch durch die vielen unbekannte­n Roséweine“, rät Echensperg­er. „Da tut sich viel von Ungarn über Griechenla­nd bis nach Südfrankre­ich. In Deutschlan­d überzeugen mich viele Spätburgun­der-rosés“, so die Fachfrau. Es gebe viele Rosés mit Tiefgang und Komplexitä­t, die man durchaus auch zu kräftig gewürzten Gerichten reichen könne.

„Sonst bin ich zwar kein Fan davon, aber bei kitschig-fruchtigem Rosé können ruhig Eiswürfel mit rein. Und wenn man dabei noch die Füße ins Planschbec­ken hält – herrlich“, schwärmt die Sommelière. Für Eiswürfel sollte der Wein eher lieblich sein. Welche Rosés in diese Kategorie fallen, verrät die Farbe. Die Faustregel: Die hellen, elegant lachsfarbe­nen sind trocken, fein und dezent. „Und die quietschne­on-pinkfarbig­en, die aussehen, als wenn Prinzessin Lillifee höchstpers­önlich Kellermeis­terin war, schmecken auch so“, sagt Echensperg­er: „Schön knallig-fruchtig.“

 ?? FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA ?? Es müssen nicht immer große Marken sein: In den Rosé-markt ist viel Bewegung gekommen, dass es sich durchaus lohnt, auch mal zu Flaschen von unbekannte­ren Hersteller­n zu greifen.
FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA Es müssen nicht immer große Marken sein: In den Rosé-markt ist viel Bewegung gekommen, dass es sich durchaus lohnt, auch mal zu Flaschen von unbekannte­ren Hersteller­n zu greifen.
 ?? FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA ?? Das Pasta-nest mit einer leichten Scampi-soße wird mit halbtrocke­nem Rosé zubereitet.
FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA Das Pasta-nest mit einer leichten Scampi-soße wird mit halbtrocke­nem Rosé zubereitet.
 ?? FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA ?? Zu trockenem Rosé passen Rillettes vom gebeizten Lachs.
FOTO: DEUTSCHES WEININSTIT­UT/DPA Zu trockenem Rosé passen Rillettes vom gebeizten Lachs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany