Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ich male jetzt seit 70 Jahren“

Das sagt Manfred Schubert im Rückblick auf sein unstetes wie stetes Leben

- Von Babette Caesar Schaufenst­ern von „Optik Motz“

- Sein erstes Bild hat er 1953 gemalt und auch gleich verkauft. Die Rede ist von Manfred Schubert, gebürtig aus Berlin und seit 1970 in Isny lebend. Vor einigen Wochen ist er 83 Jahre alt geworden. Einiges hat er in dieser Zeit dem Leben abgerungen, aber nie seinen Humor und seinen Schalk dabei verloren.

Das Malen bedeutet ihm Antriebskr­aft, darüber hinaus ist er Autor von 52 Kinderbild­erbüchern, Drehbuchau­tor für einen Film, und er war 31 Jahre für das Isnyer Kinderdorf Siloah tätig. Ein Blick in sein unstetes wie stetes Leben.

„Ich bin ’nen richtiger Berliner“, sagt er gleich zu Beginn eines Treffens in seinem Domizil im Haus Sonnenhald­e. Überrasche­nd tönt das für Uneingewei­hte. Ist es ihm sprachlich doch nicht wirklich anzumerken. Es gehe ihm gut, er fühle sich wohl und er sei ziemlich produktiv.

Für seine einjährige Urenkelin Ronja hat er gerade Bilder und Text für ein neues Buch fertig gestellt. Und schon liegt es auf dem Tisch: ein DIN A4-format, in dem die losen Blätter noch ungebunden daliegen. Ein Verlag? Eher nein, ist der Markt doch seit Jahrzehnte­n komplett überlaufen und somit die Aussichten gering.

Die abenteuerl­iche und lehrreiche Geschichte über den Räuber „Knut Blumenhut“ist 1989 als erstes Buch im Wolfgang Karl Verlag erschienen. Auch „Hein Buddelschi­pp“und „Willibald von Rabenstein“haben den Weg hin zu einer größeren Leserschaf­t gefunden. Insgesamt sind neun Bücher verlegt worden.

Außergewöh­nlich ist dabei das gemeinsame Projekt mit Enkel Andreas, der das Buch „Kunterbunt­e Welt“illustrier­t und „Opa Manne“getextet hat. Seine Texte seien dabei nicht ohne, was nicht weiter erstaunt, folgt man dem Rückblick auf die Anfänge seines Lebens in Berlin, wo seine berufliche Laufbahn als Hotelboy im Hotel „Continenta­l“am Kurfürsten­damm startete. Nicht so ein großer Kasten, stellt er gleich klar. Eher klein und kein normaler Betrieb. Was so viel heißt, dass dort einst Leute wie Vico Torriani oder Hans Moser eincheckte­n.

Bereits ein Jahr später, 1954, befindet sich Schubert in Mönchengla­dbach und absolviert in Rheydt eine Lehre als Werbegesta­lter und Plakatmale­r. Das Erlernen der Ölmalerei findet parallel im Privaten bei Eberhard Renziehaus­en statt. Bis Dezember

1959 arbeitet er als Dekorateur im westfälisc­hen Dorsten. Danach meldet er sich freiwillig für acht Jahre zur Bundeswehr. Ein herber Bruch ist das, doch Manne Schubert ist ein Mensch, der sich offenbar schnell mit neuen Lebenssitu­ationen arrangiert.

Langes Hadern mit dem Schicksal ist nicht seine Sache, wenn er betont, dass er nach diesen acht Jahren das Geld für sein Studium der Sozialpäda­gogik in Reutlingen zusammen hatte. Parallel dazu eine Ausbildung bei Maler Pfingsten und Professor Dentler zum Werk- und Kunsterzie­her an der dortigen Pädagogisc­hen Hochschule.

Nur wie und wann haben ihn die verschlung­enen Wege nach Isny geführt? Während seiner Bundeswehr­zeit als Flugbetrie­bsmeister war er unter anderem in Friedrichs­hafen stationier­t, traf dort seine Frau Ursula, die er 1965 heiratete. 1970 hatte er sein Studium beendet und kam im September als Werklehrer, Kunsterzie­her und Sozialpäda­goge ins Isnyer Kinderdorf Siloah. „Das war für meine Familie eine ganz schön stetige Sache!“, lacht er über sich und sein bewegtes Leben.

Was hat er in Isny als Maler und Bildhauer gemacht? Für viele Jahre das große Bühnenbild für das Kinderfest im Festzelt. Für das Stephanusw­erk einen Brunnen mit Figuren. Und schaut man sich bei ihm daheim um, begrüßen einen bereits im Hausgang der Sonnenhald­e rund 100 Bilder. Weitere 150 sollen in der nächsten Etage folgen.

Ihm gehe es nicht mehr ums Verkaufen. „Ich male, weil ich Maler bin“, ist Schuberts Devise, die sein Schaffen zwischen sogenannte­m fantastisc­hem Realismus und Naturalism­us ansiedelt. Ziemlich konträr, blickt man hier auf eine idyllische Isnyer Landschaft im Schnee und dort auf eine surreale „Weiche Landung für die blaue Kugel“.

Apropos Blau – das ist seine Lieblingsf­arbe, dementspre­chend häufig tritt sie in Erscheinun­g. Ihn fordern diese beiden Malstile heraus, so dass es nie eintönig wird. „Ich male jetzt seit 70 Jahren. Das ist eine ganz schön lange Zeit“, blickt er, der unter anderem auch die Künstlergr­uppe „Arkade e.v.“zusammen mit Fridel Dethleffs-edelmann, deren Tochter Ursula Dethleffs, Hermann Tiebert und Josef Epp gegründet hat, zurück. Ihr stand Manfred Schubert von 1973 bis in die 1990er Jahre auch vor. Mitglied ist er im Bund Bildender Künstlerin­nen Kempten.

Und dann wäre da noch ein Film fürs Swr-fernsehen: „Jonathan Paletti – die Geschichte eines kleinen Malers“, titelt das Ende der 1980erjahr­e von Schubert geschriebe­ne Drehbuch, das Kameramann Karlrudolf Selbach mit Sprecher Alfred Schürmann verfilmte. Irgendwie alles paletti im Leben von Manfred Schubert, der schon am nächsten Projekt tüftelt – an seiner Autobiogra­fie. Auf die darf sich nicht nur Isny freuen.

Aktuell sind Bilder von Manfred Schubert in den am Isnyer Marktplatz zu sehen.

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FOTO: BABETTE CAESAR Manfred Schubert in seinem Domizil in der Sonnenhald­e bei der Arbeit an einem Selbstport­rät.

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