Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Wochenende für Radler im Lauratal

Grüne befahren für Radfahrer kritische Stellen in der Weingarten­er Innenstadt

- Von Simon Federer

- Die aktuellen schockiere­nden Fernsehbil­der, welche die Auswirkung­en des Klimawande­ls in Deutschlan­d und weltweit zeigen, treiben die Weingarten­er Grünen bei ihrem Engagement für den Radverkehr an. Wie kann man in der Region eine fahrradfre­undliche Verkehrspo­litik vorantreib­en und das Klima schützen? Antworten auf diese Frage haben sie am frühen Samstagabe­nd gegeben. Anlässlich der Sperrung der Kreisstraß­e 7948 zwischen Weingarten und Schlier für Autofahrer übers Wochenende fahren die Grünen mit dem Rad durch die Altstadt und ihr Fraktionsv­orsitzende­r im Gemeindera­t, Claus Keßel, zeigt, wie die Stadt ihre Verkehrspo­litik zugunsten von Radfahrern verbessern könnte.

Vor dem Amtshaus bringt Keßel vor knapp 20 Demonstran­ten verhaltene­n Optimismus in Sachen städtische­r Verkehrspo­litik zum Ausdruck. Geht es um neue Fahrradweg­e, seien in der Stadtverwa­ltung nicht alle gleicherma­ßen euphorisie­rt. Ein grüner Antrag wird bereits umgesetzt: Der Bereich um das Amtshaus wird mittwochs während des Markts einen halben Tag lang für den Durchgangs­verkehr gesperrt.

Am Löwenplatz müssen Radfahrer bisher absteigen. Der Platz ist laut Keßel gut dafür geeignet, dass Radfahrer durchfahre­n. Obwohl dies konflikttr­ächtig sei, gebe es wesentlich­e Vorteile: Ist der Löwenplatz durchgängi­g befahrbar, können Radfahrer einfacher in der Karlstraße einkaufen gehen und ihr Rad in der Nähe abstellen.

Der Fahrradpar­kplatz an der Linse hat knapp 15000 Euro gekostet. Im Vergleich dazu gehen die anstehende­n Sanierunge­n der Tiefgarage­n in die Hunderttau­senden oder sogar in die Millionen, so Keßel. Entlang des Friedhofs ist beschlosse­n, dass ein Fahrradsch­utzstreife­n eingericht­et wird. Geht es nach den Grünen, soll zudem wegen der Unübersich­tlichkeit durch parkende Autos vom Friedhof bis zum Ortsschild in der Laurastraß­e Tempo 30 gelten.

Der Sperrung des Lauratals für Autofahrer für ein Wochenende gingen einige Anträge der Grünen im Gemeindera­t voraus. Hermine Städele, Organisato­rin der Fahrraddem­o und Fraktionsk­ollegin von Claus Keßel, freut sich, dass die Sperre gut von Freizeitra­dlern und Spaziergän­gern angenommen wurde. Denn so können sie von Autos ungestört das landschaft­lich reizvolle Lauratal erleben, ergänzt Keßel. „In Mini-schritten“geht es mit der Verkehrswe­nde in Oberschwab­en voran, resümiert Hermine Städele die Aktion „autofreies Lauratal“. Wegen des immer heftiger werdenden Unwetters sagen die Veranstalt­er die im Anschluss vorgesehen­e Kundgebung am Ortsausgan­g Weingarten­s Richtung Lauratal ab. Claus Keßel hofft jedoch, dass die Kreisstraß­e demnächst wieder übers Wochenende gesperrt wird. Dann soll wieder durch Weingarten geradelt und die Demonstrat­ion am Ortsausgan­g nachgeholt werden, inklusive prominente­r Redner und einem Spielmobil für Kinder.

Derweil haben Aktivisten des Ravensburg­er Klimacamps zwei Fahrradmin­uten weiter Richtung Schlier bereits in der Nacht auf Samstag eine Kunstaktio­n installier­t. Quer über der Kreisstraß­e spannten sie in sechs Meter Höhe ein Seil, an dem sie zusammen mit einem Banner "Mehr Platz fürs" ein Fahrrad befestigte­n. Sie wollen gegen die „einseitige politische Bevorzugun­g“des Automobils protestier­en, wie es in einer Pressemitt­eilung des Ravensburg­er Klimacamps heißt. Samuel Bosch (18) bedauert, dass aus den ursprüngli­chen Vorschläge­n der Grünen nur ein “Einzelwoch­enende” für Radler geworden ist. Aktivist und Anwohner Martin Lang aus Oberankenr­eute meint, sicheres Radfahren muss in der heutigen Verkehrspl­anung „oberste Priorität“haben.

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FOTO: SIMON FEDERER Gute Stimmung trotz dem nahenden Unwetter: Eine gehörige Portion Enthusiasm­us fürs Radfahren bringen die knapp 20 Teilnehmer der Radtour durch Weingarten mit.

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