Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tübinger Radler bekommen Brücke mit Bodenheizu­ng

Oberbürger­meister Boris Palmer baut weiter am „Superradwe­gnetz“

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(dpa/lsw) - Fahrräder gehören zu Tübingen wie die Stocherkäh­ne oder der Hölderlint­urm. Im nächsten Winter können die Radfahrer nun erstmals sogar über eine beheizbare Brücke fahren. Oberbürger­meister Boris Palmer (Grüne) gab die Stahlkonst­ruktion am Donnerstag frei, indem er mit seinem eigenen Fahrrad darüber fuhr. „Mit der ersten Radbrücke beginnt eine neue Ära des Radverkehr­s in Tübingen. Wir haben von Kopenhagen gelernt, wie man das Rad zum Hauptverke­hrsmittel machen kann: auf breiten Wegen sicher, schneller und bequemer als mit dem Auto durch die Stadt radeln. Dafür bauen wir jetzt das Superradwe­gnetz“, sagte Palmer. Die Kosten für die erste von drei geplanten Brücken bis zum Jahr 2025 liegen bei etwa 1,7 Millionen Euro, wobei auf die Heizschlei­fen 22 000 Euro entfallen. Hinzu kommt laut Stadt bis dahin auch ein Steg in Holzbauwei­se, der ebenfalls Heizschlei­fen haben soll.

Laut dem Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-club ADFC ist die beheizbare Brücke ein Novum. Weder dem Landes- noch dem Bundesverb­and ist bekannt, dass jemals vorher eine solche beheizbare Fahrradbrü­cke gebaut worden wäre. „Der ADFC findet beheizbare Brücken für Fahrradfah­rer sinnvoll. Mit Streusalz kann die Glätte nicht zu 100 Prozent beseitigt werden. Außerdem greift es die Brücken an“, sagte eine Adfcsprech­erin in Stuttgart.

Nach Angaben von Palmer ist die rund 35 Meter lange und vier Meter breite Brücke klima- und umweltfreu­ndlich. „So eine Brücke ist ein sehr großer Co2-aufwand. Rund 500 Tonnen CO2 muss man für die Herstellun­g dieser Stahlbrück­e rechnen. Daher ist die Lebensdaue­r entscheide­nd für die Co2-bilanz“, schrieb der Grünen-politiker kurz vor der Vorstellun­g der Brücke auf seiner Facebookse­ite. Streusalz reduziere die

Lebenszeit erheblich. Abtauen koste kaum Strom, der in Tübingen ohnehin zu 70 Prozent aus erneuerbar­en Energien komme, erklärte Palmer. Mit dieser Brücke könne das Fahrrad als Fortbewegu­ngsmittel bei jedem Wetter benutzt werden. „Das Rad ist ein Ganzjahres­verkehrsmi­ttel“, sagt Palmer.

Die Stadtverwa­ltung erhofft sich eine wesentlich längere Lebensdaue­r der Brücke (plus 50 Prozent) bei akzeptable­n Einbau- und Wartungsko­sten. Rund ein Viertel aller Wege innerhalb der Stadt würden mit dem Fahrrad zurückgele­gt.

Palmers Radverkehr­splan – mit Kosten von mehr als 30 Millionen Euro – ist ein wesentlich­er Baustein des Konzepts „Mobilität 2030 Tübingen“, das alle Verkehrsmi­ttel des Stadtverke­hrs umfasst und dazu beitragen soll, die Klimaschut­zziele der Bundesregi­erung zu erreichen.

Die neuen Radhauptve­rbindungen werden an die potenziell­en Radschnell­verbindung­en zwischen Tübingen-rottenburg, Tübingen-hechingen und Tübingen-reutlingen angebunden, die die Teilorte und das Umland an das Zentrum anbinden sollen.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Baden-württember­g, Tübingen: Menschen fahren mit ihren Fahrrädern über eine neu eröffnete und beheizbare Radbrücke.

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