Schwäbische Zeitung (Wangen)

Corona-angst hält Patienten weiter von Operatione­n ab

Kliniken vollziehen mehr Eingriffe als im Vorjahr – Zahl weiterhin geringer als vor der Pandemie

- Von Hajo Zenker

- Hohe Corona-infektions­zahlen führen auch weiterhin zu Einbrüchen bei Krankenhau­sbehandlun­gen etwa von Herzschwäc­he, Darmkrebs und Schlaganfä­llen. Laut einer Auswertung des Wissenscha­ftlichen Instituts der AOK lagen die Fallzahlen bei den Krankenhau­sbehandlun­gen in der dritten Pandemiewe­lle zwischen März und Mai dieses Jahres um 16 Prozent niedriger als im Vergleichs­zeitraum 2019. So ging die Behandlung von Notfällen wie Schlaganfä­llen und Herzinfark­ten um acht beziehungs­weise elf Prozent zurück. Darmkrebs-operatione­n verzeichne­ten ein Minus von 13 Prozent.

Bei Krankheits­bildern wie Diabetes, Herzschwäc­he oder der chronische­n Lungenerkr­ankung COPD, die auch in entspreche­nd qualifizie­rten Arztpraxen behandelt werden können, gab es sogar sehr starke Einbrüche von bis zu 50 Prozent. Vergleichb­ar starke Fallzahlrü­ckgänge gab es bei der Behandlung von Asthma.

Es bestehe bei Patienten noch immer die Angst, sich im Krankenhau­s mit Sars-cov-2 zu infizieren, möglicherw­eise befördere das einen Trend hin zur ambulanten Versorgung, erklärt das Institut. Insgesamt gesehen sind die Rückgänge aber weniger drastisch als in der ersten und zweiten Welle, als die Behandlung­en um 27 Prozent beziehungs­weise um 20 Prozent unter dem Vor-corona-niveau lagen.

So waren zu Beginn der Pandemie im März 2020 insgesamt 25 Prozent weniger Menschen mit einem Herzinfark­t ins Krankenhau­s eingeliefe­rt worden als im März 2018 oder dem März 2019. Das hatte eine Analyse der Dak-gesundheit, der viertgrößt­en deutschen Krankenkas­se, ergeben.

Rund 300 000 Menschen in Deutschlan­d erleiden jedes Jahr einen Herzinfark­t. Etwa 50 000 sterben daran. Um den Tod zu vermeiden, müssen Symptome wie Atemnot und Schmerzen in der Brust schnell korrekt erkannt und der Patient muss dann schnell behandelt werden. Denn jede Minute der Durchblutu­ngsstörung der Herzkranzg­efäße schädigt das Herz. Die Zeit, das Schlimmste zu verhindern, beginnt dabei ab den ersten Anzeichen.

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