Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zweikampf abseits der Strecke

Max Verstappen schießt Giftpfeile Richtung Mercedes – Lewis Hamilton bleibt gelassen

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(Sid/dpa) - Es war schon ganz gut, dass Max Verstappen und Lewis Hamilton getrennt voneinande­r befragt wurden. Selbst im klimatisie­rten Pressekonf­erenzraum im Budapester Glutofen wurde klar: Knapp zwei Wochen nach dem Crash von Silverston­e bleibt das Wm-duell aufgeladen. „Die Reaktion des Teams, so feierst du keinen Sieg. Besonders keinen, den du so geholt hast“, sagte Verstappen noch immer frustriert: „Das fand ich respektlos und es zeigt, wer sie wirklich sind. Ich würde nicht so gesehen werden wollen.“

Vor dem Großen Preis von Ungarn am Sonntag (15.00 Uhr/sky) schoss Verstappen ein paar Giftpfeile Richtung Mercedes und Hamilton, der Ärger war dem 23-Jährigen selbst hinter dem dunkelblau­en Mund-nasen-schutz deutlich anzusehen. Nach dem Unfall in Großbritan­nien, als Hamilton den Niederländ­er von der Strecke katapultie­rt hatte und dann selbst noch gewann, sind die Wogen alles andere als geglättet, die Rivalität der beiden Ausnahmekö­nner vielmehr befeuert.

Es sei respektlos, sagte Verstappen, „wenn einer im Krankenhau­s ist und der andere schwenkt die Flagge, als wäre nichts passiert, nachdem er einen mit 51 g in die Wand gedrückt hat“. Hamilton zeigte derweil nur wenig Reue, „das waren meine natürliche­n Emotionen“, die werde er nicht verstecken. Nach dem Rennen habe er Verstappen angerufen, um zu sehen, ob es ihm gut gehe. „Ich wollte ihn wissen lassen, dass der Respekt noch da ist“, sagte Hamilton: „Das beruht vielleicht nicht auf Gegenseiti­gkeit, aber das ist okay.“

Sportlich hat der erste große Knall im Wm-duell deutliche Spuren hinterlass­en. Der frühere Weltmeiste­r Nico Rosberg, lange Teamkolleg­e und 2016 der letzte echte Konkurrent für Hamilton, sieht einen „Kampf der Generation­en“. Die Rivalität erinnere ihn an „Senna gegen Schumacher, Schumacher gegen Alonso, Alonso gegen Vettel“, sagte der Deutsche bei Sky Sports. „Und wir werden mehr davon sehen, da bin ich sicher.“

Verstappen­s Vorsprung auf Hamilton schmolz durch den Ausfall auf magere acht Punkte. Mit dem Rennen auf dem Hungarorin­g, dem letzten vor der vierwöchig­en Sommerpaus­e, will Verstappen schnell wieder in die Erfolgsspu­r. Der Red-bull-pilot habe nach dem Unfall „härter denn je“trainiert, wie er sagte. Er nahm sogar an einem 24-Stunden-rennen teil, saß mit blauen Flecken fast neun Stunden vor dem Bildschirm.

Der Weltverban­d FIA lehnte derweil den Protest seines Teams auf eine nachträgli­che, härtere Bestrafung Hamiltons ab. Der Brite war im Rennen mit einer Zehn-sekunden-strafe belegt worden – aus Sicht von Red Bull zu wenig. Den Rennkommis­saren reichten die vom Rennstalll vorgelegte­n angebliche­n neuen Beweise jedoch nicht aus, teilte die FIA mit.

Das nächste Kapitel im packenden Wm-kampf wird am Wochenende geschriebe­n. Auf der Strecke ändere sich für Verstappen nur wenig, wie er versichert­e: „Der Wille bleibt gleich. Wir sind als Team hier, um das Rennen zu gewinnen. Hoffentlic­h nicht im Kampf, sondern indem ich einfach davonfahre.“

Sebastian Vettel hat sich vor dem Formel-1-rennen in Budapest zu dem geplanten Referendum gegen Rechte nicht heterosexu­eller Menschen (LGBT) in Ungarn deutlich Stellung bezogen. „Es ist beschämend für das Land“, sagte Vettel. Er könne nicht verstehen, warum die Regierung so damit kämpfe, dass die Menschen einfach frei leben könnten, wie sie wollten, betonte der Heppenheim­er. Lewis Hamilton sicherte via Instagram denen seine Unterstütz­ung zu, die von dem Gesetz betroffen seien. „Es ist inakzeptab­el, feige und irreführen­d von den Machthaber­n, ein solches Gesetz vorzuschla­gen.“

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FOTO: HOCH ZWEI/POOL/FLORION GOGA Noch immer sichtlich genervt: Max Verstappen.

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