Schwäbische Zeitung (Wangen)

Koalitions­krach über Abschiebun­gen nach Afghanista­n

Grüne und CDU in Baden-württember­g uneins über Umgang mit Straftäter­n und Gefährdern

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(thg) - Die grünschwar­ze Landesregi­erung von Baden-württember­g streitet über die Frage, ob weiter Menschen nach Afghanista­n abgeschobe­n werden sollen. Während die CDU dafür plädiert, fordern die Grünen angesichts der angespannt­en Sicherheit­slage am Hindukusch eine Aussetzung aller Abschiebef­lüge. „Auf die instabile Lage in Afghanista­n kann es nur eine Antwort geben: Die Bundesregi­erung muss dringend einen neuen Lageberich­t

erstellen und ihre derzeitige Auffassung zur dortigen Sicherheit­slage revidieren. Bis dahin sollte sie auf Abschiebun­gen nach Afghanista­n verzichten“, sagt Grünen-fraktionsc­hef Andreas Schwarz. Das Spd-geführte Bundesauße­nministeri­um, zuständig für die Lageberich­te, lehnt eine Neueinschä­tzung bislang ab.

„Wer einen Abschiebes­topp nach Afghanista­n fordert, muss auch sagen, er will den Straftäter hierbehalt­en, obwohl wir ihn rechtlich abschieben könnten“, sagte Siegfried Lorek (CDU) der „Schwäbisch­en Zeitung“am Freitag. Baden-württember­g schiebe nur Straftäter und Gefährder ab – also Afghanen, die nach Einschätzu­ng der Sicherheit­sbehörden potenziell terroristi­sche Anschläge begehen könnten. Bislang habe das Land im laufenden Jahr 14 Männer ausgewiese­n. Bayern hat laut Bayerische­m Rundfunk bereits bis Mai mehr als 30 Afghanen abgeschobe­n.

„Wenn wir die Möglichkei­t haben, diese schweren Straftäter und Gefährder rechtsstaa­tlich außer Landes zu bringen, müssen wir es tun. Das sind wir den Menschen hier schuldig“, erklärt Lorek. Zwar organisier­t der Bund die Abschiebef­lüge und liefert Lageberich­te über die Situation in den Herkunftss­taaten. Doch die Bundesländ­er können selbst entscheide­n, wen sie abschieben. Bislang schickt nur Bremen niemanden nach Afghanista­n zurück.

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