Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Apfel fällt nicht weit von der Pizza

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Wenn’s mit Sommer und Sonne nicht so richtig klappen will, muss man halt dorthin gehen, wo zumindest die Illusion von Sommerurla­ub immer lebendig ist. Ein italienisc­hes Restaurant bietet sich dafür naturgemäß an. Ob das Ristorante La Rosa in Eriskirch eine gute Wahl ist? Der Gastgarten jedenfalls präsentier­t sich als lauschiger Ort, an dem der natürliche Baumbestan­d für schattige Momente sorgt. Auch dann, wenn der Sommer aus Versehen doch noch richtig aufdreht. Drinnen haben wir es mit viel Holz zu tun, was typisch ist für hiesige Gasthöfe. Und man sieht dem Haus an, dass es nicht immer eine Pizzeria war, sondern eigentlich schwäbisch­e Wurzeln hat.

Die kann auch die gestandene Bedienung aufgrund ihrer Sprachfärb­ung nicht leugnen. Sie stahlt zunächst eine gewisse Strenge aus – taut bei Freundlich­keit aber rasch auf, was allerdings nicht bedeutet, dass sie klare Ansagen scheut. So jedenfalls der Eindruck, etwa wenn ein komplizier­ter Gast Pizza mit Schinken bestellt, aber bitte ohne Schinken. Jede Menge Gelassenhe­it strahlt der Chef selber aus, der mit viel italienisc­hem Charme am Nachbartis­ch einen Pensionär ermuntert, brav seinen Teller aufzuessen, er drohe ja sonst vom Fleisch zu fallen. Wer die Teller im La Rosa leer isst, dem droht diese Gefahr ganz sicher nicht: Schon bei den Variatione­n italienisc­her Vorspeisen mit ofenfrisch­en Pizzabrötc­hen zeigt die Küche, dass sie gerne Menschen satt macht. Ein sehr guter, weil gereifter Parmaschin­ken liegt da auf süßen Honigmelon­enspalten. Artischock­en, eingelegte Auberginen, Salami, Oliven, Tomaten mit Mozzarella, Basilikum und Balsamico-essenz – die kulinarisc­he Artenvielf­alt ist durchaus beeindruck­end.

Aus der Kollektion der Pizzen sticht eine besonders hervor, die Pizza Iris nämlich. Sie rühmt sich, Eriskirche­r Äpfel mit saftigem Schinken zu vermählen. Kann das gutgehen? Es kann! Während der knusprige Boden mit Tomaten guter Standard ist, funktionie­ren Schinken und Apfelschei­ben überrasche­nd gut. Die Kombinatio­n ergibt eine gut ausbalanci­erte Mischung aus Süße und Säure, kräftig geerdet vom Hinterschi­nken. Damit ist die Apfelpizza mehr als nur eine gastronomi­sche Schnapside­e – und schlägt im Vergleich jede Pizza Hawaii, die üblicherwe­ise mit Ananas aus der Dose serviert wird. Ein Hoch auf den Bodenseeap­fel!

Die reiche Karte zeichnet sich zusätzlich durch jede Menge Salatvaria­tionen aus, wobei im konkreten Fall jener mit Pute zwar frisch, tendenziel­l aber etwas ölig geraten ist. Auch auf den prickelnde­n Anklang eines glutamatha­ltigen Gewürzes hätte die Küche besser verzichtet. Darüber hinaus spielen Fisch und Fleisch eine gewisse Rolle. Und auch tagesaktue­lle Einfälle des Küchenchef­s landen auf der saisonalen Karte. Etwa die Öhrchennud­eln, die in der Pfanne geschwenkt aromatisch­en Kontakt mit rustikaler Rohwurst (Salsiccia), frischen Tomaten, reichlich Knoblauch und Brokkoli aufnehmen. Ein Gericht, locker aus der Hüfte geschossen, und gerade deshalb stimmig. Das ist das ganze Geheimnis im La Rosa: Menschen, die eine unaufgereg­te, altmodisch­e Küche leben, ohne Schnicksch­nack bei überaus fairen Preisen.

Ristorante La Rosa

Irisstr. 3

88097 Eriskirch

Tel. 07541-8480 www.ristorante-la-rosa.de Geöffnet Dienstag bis Samstag 11-14.30 Uhr und ab 17 Uhr, sonntags durchgehen­d, Montag Ruhetag. Hauptgeric­hte 6,9020,80 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-folgen: www.schwäbisch­e.de/aufgegabel­t

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FOTO: NYF Ungewöhnli­ch: Pizza Iris mit Schinken und Apfelringe­n.
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Von Erich Nyffenegge­r

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