Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wahlkampf der Union kommt nicht in Schwung

Umfragewer­te sacken weiter ab – Kanzlerkan­didat Laschet verspricht mehr Tempo

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(dpa) - Der Wahlkampf der Union wird nach den Worten von Kanzlerkan­didat Armin Laschet noch Fahrt aufnehmen, zunächst haben aber die Hilfen für die Hochwasser­gebiete Vorrang. Der „Bild am Sonntag“sagte der CDU-CHEF auf die Frage, ob bald Hauruck-reden und harter Wahlkampf von ihm zu erwarten seien: „Ja! Genau auf diese Reden freue ich mich. Aber wenn Tausende Menschen in Nordrheinw­estfalen und Rheinland-pfalz nach der Unwetterka­tastrophe vor dem Nichts stehen, gibt es für mich eine andere Priorität: schnelle Hilfe für die Menschen! Da müssen Bund, Länder und Parteien zusammenst­ehen. Darum geht es jetzt. Und dann ist Wahlkampf angesagt – mit klarem Profil der Union.“

Er setze auf einen Wahlkampf, der die Unterschie­de zwischen den Parteien klar sichtbar mache. Der Nrwministe­rpräsident sprach von einer „historisch­en Wahl“. Es müsse gelingen, das tägliche Leben und das Industriel­and Deutschlan­d klimaneutr­al zu modernisie­ren, ohne dass es Wohlstand und Arbeitsplä­tze koste und darüber der soziale Zusammenha­lt verloren gehe. Im Streit um steuerlich­e Entlastung­en kommt Laschet der CSU entgegen. „Bürger entlasten ist richtig. Und wir werden es tun, sobald es finanziell möglich ist“, sagte der Kanzlerkan­didat.

Die Union sieht sich mit sinkenden Umfragewer­ten konfrontie­rt. Auch laut einer neuen Befragung des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa für die „Bild am Sonntag“setzt sich der Trend fort. Die Union büßt demnach einen Punkt auf 26 Prozent im Vergleich zur Vorwoche ein. SPD und Grüne liegen mit 18 Prozent gleichauf. Die FDP kommt auf 12, die AFD auf 11 und die Linke auf 7 Prozent. In der Frage der Kanzler-direktwahl baut Spd-kanzlerkan­didat Olaf Scholz seinen Vorsprung gegenüber Laschet aus. 27 Prozent würden Scholz, 14 Prozent Laschet und 13 Prozent Grünen-kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock wählen. Laschet sagte zu den Umfragewer­ten: „Ich erkläre weder gute noch schlechte Umfragen. Am 26. September entscheide­n die Wählerinne­n und Wähler.“

In der Union war bereits Unmut über einen zu passiven Wahlkampf laut geworden, vor allem CSU-CHEF Markus Söder fordert mehr Angriffslu­st. Mehrere Unionspoli­tiker warnten jetzt davor, mit Kritik an Laschet die Wahlchance­n der Union zu schmälern. „Die nervöse und überzogene Kritik auch aus den eigenen Reihen an unserem Cdu-kanzlerkan­didaten ist weder hilfreich noch konstrukti­v“, sagte Niedersach­sens CDU-CHEF Bernd Althusmann dem „Tagesspieg­el“. Der rheinland-pfälzische Cdu-fraktionsc­hef Christian Baldauf, mahnte in der Zeitung ebenfalls: „Wer den Kanzlerkan­didaten jetzt in dieser Weise öffentlich kritisiert, setzt den Wahlsieg der Union aufs Spiel. Gewinnen können wir nur mit Geschlosse­nheit.“

Unterdesse­n wird die Kontrovers­e zwischen der Union und den Grünen schärfer. Der Cdu-politiker Friedrich Merz schrieb auf Twitter und bei „Focus Online“: „Ein grünes ,Einwanderu­ngsministe­rium’ soll möglichst viele Einwandere­r unabhängig von ihrer Integratio­nsfähigkei­t nach Deutschlan­d einladen.“Auch solle die „Gender-sprache uns allen aufgezwung­en und das Land überzogen werden mit neuen Verhaltens­regeln, Steuern und Abgaben“.

Die Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührerin der Grünen-fraktion, Britta Haßelmann, entgegnete auf Twitter: „Friedrich #Merz lügt. Seine jüngsten Behauptung­en sind bodenlos.“Der Bundesgesc­häftsführe­r der Grünen, Michael Kellner, konterte im Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND): „Das Ganze ist ziemlich an den Haaren herbeigezo­gen.“Die stellvertr­etende Grünenchef­in Ricarda Lang twitterte: „Menschen mit Migrations­geschichte sind für die Union nur dann Teil dieser Gesellscha­ft, wenn es gerade passt, sobald es schlecht läuft, werden sie als Feindbild instrument­alisiert.“

Die Grünen wollen Themen rund um Gleichbere­chtigung und Teilhabe in einem eigenen Ministeriu­m bündeln. „Dazu werden wir die Aufgaben zur Einwanderu­ngsgesells­chaft aus dem Innenminis­terium herauslöse­n“, heißt es im Wahlprogra­mm.

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FOTO: GATEAU/DPA Unions-kanzlerkan­didat Armin Laschet verspricht, im Wahlkampf noch auf Angriff zu schalten. Zunächst hat er aber andere Prioritäte­n.

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