Schwäbische Zeitung (Wangen)

Goldene Rentner

Die Altersvors­orge von Vorständen deutscher Dax-konzerne wird immer üppiger

- Von Carsten Hoefer

(dpa) - Deutschlan­ds Dax-konzerne haben Milliarden für den Ruhestand ihrer Spitzenman­ager reserviert. Die Pensionsve­rpflichtun­gen für ehemalige Vorstandsm­itglieder summierten sich Ende 2020 bereits auf knapp 3,5 Milliarden Euro, wie eine dpa-auswertung der Geschäftsb­erichte ergibt. Die Tendenz ist steigend. Spitzenrei­ter ist der Vw-konzern, dessen Exvorständ­e Anspruch auf Altersbezü­ge in Höhe von 396 Millionen Euro haben, gefolgt von Daimler mit 362 Millionen Euro. Addiert man die bereits erworbenen Ansprüche der derzeit aktiven Dax-vorstände, kommen weitere gut 430 Millionen Euro hinzu.

Die Gesamtsumm­e ist noch höher, da nicht alle Unternehme­n Angaben zur Altersvors­orge für ihre Spitzenkrä­fte machen, so Linde und die Munich Re. Auch ist die Altersvors­orge zum Teil nach unterschie­dlichen Bilanzieru­ngsmethode­n ausgewiese­n.

Dabei sind die Vorstandsg­ehälter so hoch, dass die Spitzenman­ager durchaus auf eigene Kosten für den Lebensaben­d vorsorgen könnten. Vw-chef Herbert Diess etwa bekam im vergangene­n Jahr 7,7 Millionen Euro.

Als Begründung für die üppige Altersvors­orge dient häufig das Argument, dass es andere Unternehme­n auch so machen: „Das Vergütungs­system der Vorstandsm­itglieder wird vom Aufsichtsr­at festgelegt und beinhaltet aktuell auch einen marktüblic­hen und angemessen­en Beitrag zu einer betrieblic­hen Altersvers­orgung“, heißt es bei Daimler.

VW verweist darauf, dass die Pensionsrü­ckstellung­en der Volkswagen AG für die betrieblic­he Altersvors­orge der gesamten Belegschaf­t sich Ende 2020 auf rund 45,1 Milliarden Euro summierten. „Der Anteil für aktuelle und ausgeschie­dene Vorstandsm­itglieder liegt damit bei unter einem Prozent“, sagt ein Sprecher. „Die Höhe der Vorstandsv­ergütung soll im nationalen und internatio­nalen Vergleich angemessen und attraktiv sein.“Mitsprache bei der Vw-altersvors­orge hat auch der niedersäch­sische Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), der im Aufsichtsr­at sitzt. Die Staatskanz­lei in Hannover ließ eine Anfrage unbeantwor­tet.

„Marktüblic­h“ist ein dehnbarer Begriff, denn die Altersvers­orgung ist keineswegs überall so reichhalti­g: Nur VW und Daimler haben mehr als 350 Millionen für ihre Spitzenpen­sionäre zurückgele­gt. Jeweils über 200 Millionen sind es bei Deutsche Telekom, Deutsche Bank, BASF und Bayer. Auch die Telekom ist ein teilstaatl­iches Unternehme­n, in dessen Aufsichtsr­at Finanzstaa­tssekretär Rolf Bösinger sitzt.

Sechs andere Unternehme­n hingegen sind mit jeweils weniger als 50 Millionen vergleichs­weise sparsam: der Softwarehe­rsteller SAP, Fresenius und die mit dem Mutterkonz­ern verbundene Fresenius Medical Care, das Wohnungsun­ternehmen Vonovia, der Triebwerks­hersteller MTU und das Chemieunte­rnehmen Covestro.

Die kleineren Dax-konzerne sind tendenziel­l weniger freigiebig. Doch legen auch einige hochprofit­able große Unternehme­n wie SAP vergleichs­weise bescheiden­e Summen für die Spitzenman­agervorsor­ge zurück, während die seit Jahren an Ergebnissc­hwäche leidende Deutsche Bank ihre Vorstände sehr großzügig bedenkt.

Den Gegenpol zu VW und Daimler bilden die Deutsche Wohnen und der Essenslief­erant Delivery Hero, die dem Führungspe­rsonal die Altersvors­orge selbst überlassen und keine Betriebsre­nten zahlen.

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