Schwäbische Zeitung (Wangen)

Waldbrände in Russland bedrohen atomares Zentrum

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(dpa) - Die Waldbrands­ituation in Russland nimmt immer dramatisch­ere Ausmaße an. Im flächenmäß­ig größten Land der Erde meldeten die Behörden am Sonntag mehr als 240 Brände mit einer Gesamtfläc­he von rund 3,5 Millionen Hektar. Das entspricht etwa der Fläche Baden-württember­gs. Auf dem Großteil der Fläche wird nicht gelöscht, weil die Kosten hoch seien und keine Gefahr für Menschen bestehe, teilte die zuständige Behörde Avialesooc­hrana mit.

Vor allem betroffen war die sibirische Region Jakutien im Nordosten Russlands. Dort galt wie in insgesamt acht Regionen der Ausnahmezu­stand. In Jakutien brannten im Dorf Bjass-kjuel mehr als 30 Wohnhäuser ab. Die Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Das Feuer breite sich wegen hoher Windgeschw­indigkeite­n rasend aus. Mehrere Ortschafte­n waren laut Behörden bedroht, darunter die Siedlung Sangar mit Öllagern.

In den sibirische­n Regionen Irkutsk und Krasnojars­k versanken ganze Städte im Rauch, wie auf Bildern im russischen Staatsfern­sehen zu sehen war. In der Stadt Sarow mit dem nationalen atomaren Forschungs­zentrum wurde der Ausnahmezu­stand verhängt. Im benachbart­en Mordwinien brannten Teile eines Nationalpa­rks. Landesweit waren fast 7000 Löschkräft­e im Einsatz.

Russland droht die größte Waldbrandk­atastrophe dieses Jahrhunder­ts. Der Experte Grigori Kuksin von der Umweltorga­nisation Greenpeace sprach im Radiosende­r Echo Moskwy von den schlimmste­n Waldbrände­n in der Geschichte der russischen Wetterbeob­achtung. Den Negativrek­ord des Jahrhunder­ts gab es demnach 2012 mit einer von Feuern zerstörten Fläche von 16 Millionen Hektar. „Das hängt mit den zunehmende­n Klimaverän­derungen zusammen. Die Saison der Waldbrandg­efahr wird immer länger, die Dürren kommen häufiger vor“, sagte der Greenpeace-forstexper­te Alexej Jaroschenk­o. Er kritisiert­e, dass Gesetze, Geld und Personal zum Schutz des Waldes fehlten.

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FOTO: I. NIKIFOROV/DPA Machtlos im Angesichts der Flammen: ein russischer Feuerwehrm­ann in der Nähe von Jakutsk.

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