Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Arc de Triomphe wird verhüllt

Das Künstlereh­epaar Christo und Jeanne-claude plante schon seit den 1960er-jahren

- Von Sabine Glaubitz

(dpa) - Rund 60 Jahre ist die Idee alt, nun wird der Triumphbog­en in Paris verhüllt. Die beiden Schöpfer des spektakulä­ren Projekts, das Künstlereh­epaar Christo und Jeanne-claude, erleben die Verwirklic­hung nicht mehr.

Hohe Kräne und ein beeindruck­endes Stahlgerüs­t: Rund um die Uhr arbeiten drei Teams gegenwärti­g an den Vorbereitu­ngen zur spektakulä­ren Verhüllung des Pariser Triumphbog­ens. Bis zur offizielle­n Einweihung am 18. September sind es zwar noch einige Wochen hin. Doch jetzt schon locken die Vorbereitu­ngen zahlreiche Schaulusti­ge an.

Jahrzehnte­lang hatte das Künstlereh­epaar Christo (1935-2020) und Jeanne-claude (1935-2009) – in Deutschlan­d vor allem durch die Verhüllung des Reichstags 1995 in Berlin bekannt – das Projekt in Paris geplant. Nach Jeanne-claudes Tod machte Christo alleine weiter, doch die Verwirklic­hung erlebt auch er nicht mehr mit. Der Künstler starb am 31. Mai 2020 in New York im Alter von 84 Jahren.

„Der Triumph von 1810“, „Widerstand“, „Frieden“und „La Marseillai­se

oder Auszug der Freiwillig­en von 1792“: Bedeutende Reliefs zieren die vier Pylonen des Arc de Triomphe. Nun umgibt sie eine Stahlgitte­rkonstrukt­ion, die die Figurengru­ppen schützen soll. Denn der Stoff, mit dem das historisch­e Denkmal umhüllt werden soll, dürfe das Gebäude nicht beschädige­n, sagte Bruno Cordeau, der Verwalter des Arc de Triomphe, dem Radiosende­r „France Inter“.

Durch ein riesiges Metallgerü­st soll auch der über 29 Meter hohe Gewölbebog­en geschützt werden. Denn beim Arc de Triomphe handelt es sich um eines der geschichts­trächtigst­en Bauwerke der Stadt. Das Denkmal, das zwischen 1806 und 1836 mitten auf dem zentralen Pariser Place Charles-de-gaulles errichtet wurde – bis 1970 offiziell Place de l’etoile genannt –, wurde von Kaiser Napoleon I. nach der Schlacht von Austerlitz im Jahr 1805 zur Verherrlic­hung seiner Siege in Auftrag gegeben.

Mit dem Grabmal des Unbekannte­n Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg und der täglich gewarteten Flamme unter dem Bogen gehört der Arc de Triomphe zu den Wahrzeiche­n der französisc­hen Metropole.

Regelmäßig finden dort Ehrungen und Kranzniede­rlegungen statt, wie anlässlich des 11. November, des Jahrestags des Waffenstil­lstands im Jahr 1918 zwischen Frankreich und Deutschlan­d.

Für die Verhüllung des Triumphbog­ens seien viele Schritte erforderli­ch, sagte der Neffe von Christo, Vladimir Javacheff. Mit die meiste Zeit nimmt der Schutz des Gebäudes in Anspruch. Das sei der wichtigste Teil, so Javacheff. Die spektakulä­rste Etappe, das Verhüllen, benötige dagegen nur eine Woche.

Das Projekt geht auf den Beginn der 1960er-jahre zurück. Christo und seine Frau Jeanne-claude begannen zu dieser Zeit, temporäre Arbeiten für den öffentlich­en Raum zu schaffen. Dabei entstand auch die Idee, den Arc de Triomphe zu verpacken. Christo produziert­e 1962/63 eine Fotomontag­e der Verhüllung, 1988 folgte eine Collage, ehe er das Projekt im Jahr 2017 fortsetzte und weiterentw­ickelte. Bereits 1985 hatten Christo und Jeanne-claude die Pont Neuf eingehüllt, die älteste Pariser Brücke.

Vladimir Javacheff hat die Leitung des letzten Projekts seines Onkels übernommen. Er führt es nach Christos Wünschen aus. Man kenne alle

Details genau, alles sei zu dessen Lebzeiten entschiede­n worden, sagt Javacheff. Man müsse nur seinen Entwürfen und Skizzen folgen. Wie alle Christo-projekte ist das aufwendige Werk selbst finanziert. Die rund 14 Millionen Euro kamen durch den Verkauf von Collagen, Vorzeichnu­ngen, Modellen und Lithografi­en zusammen.

Das 25 000 Quadratmet­er große Kunststoff­geflecht und die Seile sollen Ende August geliefert werden. Für die Installati­on ist die Woche vor der Eröffnung geplant. Der recycelbar­e bläulich-silberne Stoff wurde von einer deutschen Firma in Lübeck hergestell­t. Mit einem 3000 Meter langen, ebenfalls recycelbar­en Polypropyl­enseil soll er ganz zum Schluss festgezurr­t werden.

Der Arc de Triomphe zählte vor der Corona-krise mit rund 1,7 Millionen Besuchern zu den meistbesuc­hten Denkmälern Frankreich­s. Während der gesamten Vorbereitu­ngszeit bleibt das Denkmal, von dessen Terrasse aus man einen herrlichen Blick über die Champs-elysées und die Stadt hat, geöffnet. Das Werk ist in seiner ganzen Pracht dann vom 18. September bis 3. Oktober zu bewundern.

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FOTO: SABINE GLAUBITZ/DPA Kräne und Gerüste bereiten die bevorstehe­nde Christo-verhüllung des Pariser Triumphbog­ens vor. Einweihung soll am 18. September sein.

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