Kammermusik des finnischen Einzelgängers Uuno Klami
Wer die Musik des finnischen Komponisten Uuno Klami (1900-1961) noch nicht kennt, sollte vielleicht zuerst einige Orchesterwerke von ihm hören: scheinbar rohe, aber immer mit feinem Ohr subtil instrumentierte Klangpoesie von überwältigender Kraft und wilder Schönheit, nur sich selbst verpflichtet und eigenen Gesetzen gehorchend. Klami hat für seine Zwecke alles vom nationalen Volkslied bis hin zu atonalen Elementen verwertet. Zu seinem 120. Geburtstag hat nun das Uuno Klami Ensemble um den Pianisten Esa Ylönenein Album mit früher Kammermusik vorgelegt. Eine von Eero Kesti aus Skizzen rekonstruierte Violinsonate
und der alternative Mittelsatz einer parallel entstandenen Violasonate zeigen den 19-jährigen Schüler des großen Sibelius-antipoden Erkki Melartin bereits auf recht eigenwilligen Pfaden. Modal eingefärbte Melodik, folkloristisch inspirierte Rhythmen und ganztönige Phrasen gehen eine unakademische Liaison ein.
Das erstaunlich reife, spieltechnisch anspruchsvolle Klavierquartett von 1922 überrascht mit rhapsodischassoziativer Entwicklung und vielschichtiger Textur. Der träumerische anhebende Mittelsatz mündet in ein leidenschaftliches Finale. Diese Musik scheint sich in der einfühlsamen Interpretation des mit dem Stil seines Namensgebers bestens vertrauten
Klami Ensembles einfach ganz wie von selbst zu ereignen. Zwischen impressionistischen Farben, fast ordinär anmutenden Melodien und düsterer Dramatik kündigt sich bei aller frischen Attitüde des jugendlichen Gesellenstücks stellenweise das unverwechselbare, höchst originelle Spätidiom Klamis an. Schon hier erweist sich der zurückgezogen lebende Solitär aus dem finnisch-russischen Grenzort Virolahti als absolutes U(u)nikum: erratisch, einsam, unnahbar. (wmg)
Uuno Klami Ensemble, Alba Records.
Uuno Klami: Frühe Kammermusik.