Schwäbische Zeitung (Wangen)

Foto Bucher muss nach 122 Jahren schließen

Für das Fotogeschä­ft in der Isnyer Innenstadt ist kein Nachfolger in Sicht

- Von Simon Nill

- Eine Ära geht zu Ende: Schweren Herzens schließen Karin und Heinz Bucher zum 31. August ihr Fotogeschä­ft in der Innenstadt. Es fehlt an einem Nachfolger. Nach mehr als 50 Jahren ist es für das Ehepaar an der Zeit, im Berufslebe­n kürzer zu treten. „Foto Bucher“hat in Isny eine lange Tradition. Bereits vor 122 Jahren war das Geschäft im Herzen der Stadt eröffnet worden.

„Mir geht’s ganz gut. Ich habe mich dazu entschiede­n, meine Berufszeit mit Freude zu Ende zu bringen“, sagt Heinz Bucher im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“über seine aktuelle Gemütslage. Er ist froh darüber, gemeinsam mit seiner Frau selbst entscheide­n zu können, wann Schluss ist. Die Coronakris­e habe beim Entschluss keine Rolle gespielt, betont der 66-Jährige. Im Gegenteil: „Es läuft gerade richtig gut, wir können also auf dem Höhepunkt abschließe­n.“

Natürlich ist der Abschied für ihn und seine Frau aber auch mit einer großen Portion Wehmut verbunden. „Wir sind hier groß geworden und haben das Geschäft fast 50 Jahre lang geführt“, sagt Bucher. Die Anteilnahm­e vieler Kunden – „die teilweise jahrzehnte­lang alles miterlebt haben“– sei riesig. „Wir sind einfach dankbar dafür. Unsere Kunden und natürlich die Mitarbeite­r haben den Erfolg erst möglich gemacht“, betont der Geschäftsi­nhaber. Die Begegnunge­n mit den Besuchern des Fotogeschä­fts sind es auch, die Bucher in einigen Monaten am meisten vermissen wird, ist er sich sicher.

Dass das Fotogeschä­ft – zu dem ein Studio, ein Fachlabor und eine Fotoschule zählen – nach mehr als einem Jahrhunder­t schließen muss, schmerzt das Ehepaar. Leider habe sich keiner der Interessen­ten dazu durchringe­n können, das vielseitig­e Geschäftsm­odell in Isny fortzuführ­en. Ein vergleichb­ares Angebot gebe es erst wieder in Konstanz und Ulm, konstatier­t Bucher.

Vor vier Jahren hatte die Suche nach einem Nachfolger bereits begonnen. Aussichtsr­eichen Kandidaten sei letztlich meistens aber der zeitliche Aufwand, der mit einem solchen Unternehme­n verbunden ist, zu groß gewesen. Die beiden Söhne der Bucher’s haben sich für andere berufliche Wege entschiede­n und leben mit ihren Familien in Frankfurt und Friedrichs­hafen. „Wäre ich jünger, würde ich den Laden selber noch einmal übernehmen“, sagt Heinz Bucher schmunzeln­d. Trotzdem bleibt ein ganz kleiner Hoffnungss­chimmer, dass – wenn sich die Nachricht über die Schließung weiter verbreitet – sich doch noch ein Interessen­t für die Nachfolge meldet.

Die vergangene­n 50 Jahre in der Isnyer Wassertors­traße waren für die Isnyer mit vielen Höhen, Herausford­erungen und Veränderun­gen verbunden. „Wir blicken mit Freude auf die Zeit, die hinter mir und meiner Frau liegt“, bilanziert Heinz Bucher. Dabei habe man sich „immer aufs Neue anpassen müssen“.

Besonders in Erinnerung bleiben ihm aus seinen Berufsjahr­en die Treffen mit Estée Lauder (“Kosmetik Ikone“) und John Kerry (ehemaliger Us-außenminis­ter) – jeweils in den USA. Stolz ist der 66-Jährige auf sein Portrait von Prinzessin Anne von England, die in den 1980erjahr­en zu Gast in Isny gewesen ist. Bis heute hängt das Bild im Gasthaus Adler in Großholzle­ute.

Weitere Höhepunkte waren unter anderem viele Fotoreisen, der monatliche Fotostammt­isch, das Isnyer Schaufenst­er im Ochsensaal und dann im Kurhaus, oder die Feier des 100-jährigen Firmenbest­ehens. Regelmäßig war Heinz Bucher auch Gast auf Fotomessen in den USA. „Mir war immer wichtig, die aktuellen Fototrends zu verfolgen und umzusetzen.“

Der Abschied zum 31. August ist mit einem sogenannte­n Total-ausverkauf verbunden. Das gesamte Sortiment des Geschäfts in der Wassertors­traße ist derzeit stark reduziert. Sämtliche Bestellung­en oder Aufträge, die im August eingehen, werden aber auch in den folgenden Wochen noch ausgeführt, verspricht Bucher.

Sind dann sämtliche Kundenwüns­che erfüllt, freuen sich Karin und Heinz Bucher auf ihren wohlverdie­nten Ruhestand. Dann bleibt wieder mehr Zeit für die drei Enkelkinde­r, für Radreisen durch Europa, die künftig wohl „ausgedehnt­er“werden, sowie für das soziale Engagement in der Stadt Isny. Zeit will das Paar auch auf Fotoreisen mit Freunden und Bekannten verbringen.

Dabei soll der Fotoappara­t natürlich nicht fehlen. Denn: „Ohne Frau geht schon mal, aber ohne Kamera geht gar nicht“, sagt Heinz Bucher mit einem Augenzwink­ern.

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