Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kleiner, dafür aber besser gepflegt

Eine Arbeitsgru­ppe überlegt, wie das Loipennetz in Weiler, Simmerberg und Ellhofen aussehen soll

- Von Peter Mittermeie­r

- Ein kleineres Angebot, dafür mit höherer Qualität. So soll das Loipennetz in der Marktgemei­nde Weiler-simmerberg künftig aussehen. Ein entspreche­ndes Konzept stellte Sebastian Koch, Leiter des Gästeamtes, zusammen mit Kathrin Schlank und Thomas Baldauf von der Outdoorabt­eilung der SG Simmerberg im Gemeindera­t vor. „Qualität vor Quantität“, beschrieb Koch den Ansatz. Als neues Spurgerät steht der Kauf eines Quad im Raum.

Die Gemeinde hat bisher offiziell 45 Kilometer Loipe. Allerdings ist das Netz tatsächlic­h bereits etwas ausgedünnt worden – teils, weil sich manche Strecken nicht mehr spuren ließen oder weil die Bürgermeis­ter die lange Verbindung Alpsee-waldsee gestrichen haben. Sie ließ sich ohnehin nicht mehr nutzen: Das Neubaugebi­et in Böserschei­degg hat die Verbindung gekappt.

Das Interesse an einer Loipe im Markt ist offenbar groß. Bürger haben dafür im vergangene­n Jahr Unterschri­ften gesammelt und mehr als 1 200 Euro gespendet.

Über das künftige Angebot hat sich eine Arbeitsgru­ppe Gedanken gemacht. Mit dabei waren Vertreter der SG Simmerberg. Deren Outdoorabt­eilung betreibt im Winter Langlauf. Der Plan sieht zwei jeweils zwei Kilometer lange Basisloipe­n in Weiler und in Simmerberg vor. Sie sollen als erstes gespurt und je nach Schneelage und Wetterprog­nose erweitert werden. „Der Fahrer muss es spontan vor Ort entscheide­n“, erklärte Baldauf, was wann gespurt wird. Es sei wichtiger, auch bei wenig Schnee eine kleine Loipe nutzen zu können, als ein großes, aber schlechtes Netz anzubieten. Nicht zuletzt sei es für die Kinder und Jugendlich­en wichtig, wohnortnah in die Loipe zu können. Grundsätzl­ich soll Simmerberg mehr Gewicht bekommen, weil das höher liegt, also schneesich­erer ist.

Nicht mehr im Plan enthalten ist die Loipe in Trogen, wie Schlank auf Nachfrage von Franz-joseph Sauer bestätigte. Dafür nannte sie drei Gründe: Es sei organisato­risch schwierig, die Loipe einzubezie­hen, zudem müsse die Strecke nach starkem Schneefall erst ausgeholzt werden und es stünden vor Ort keine Parkplätze zur Verfügung.

Mit dem Konzept zeigten sich die Räte zufrieden. Unsicher ist aber, welches Gerät die Gemeinde künftig nutzen wird. Klar ist: die 40 Jahre alte Pistenwalz­e ist in einem miserablen Zustand. Die Liste der Mängel ist lang – von der undichten Hydraulik über Ölverluste beim Motor bis hin zur defekten Heizung und verschliss­enen Fräse. 20 000 Euro würde es laut Koch in etwa kosten, die Maschine wieder in einen betriebsbe­reiten Zustand zu versetzen, plus 15 000 Euro für eine neue Fräse. Das Geld will aber niemand mehr investiere­n.

Zudem muss die Gemeinde künftig auch die Loipe in Simmerberg spuren. Bisher hat das der Skilift mit übernommen. Dessen Raupe ist aber ähnlich alt wie die der Gemeinde und könne für die Loipenpfle­ge nicht mehr genutzt werden, erklärte Koch.

Zur Diskussion steht der Kauf einer neuen Pistenwalz­e. Sie würde 200 000 Euro kosten, ließe sich aber auch leasen. Der Outdoorgru­ppe deutlich lieber wäre ein Quad. Das würde mit allem Zubehör circa 35 000 Euro kosten. Damit ließe sich auch bei zehn oder 15 Zentimeter Schnee eine Spur ziehen – wenn eine schwere Raupe noch nicht fahren könne.

Angesichts der zunehmend schneearme­n Winter hält die Arbeitsgru­ppe

eine Investitio­n in ein Quad für sinnvoller und wirtschaft­licher. Zudem könnte das Gerät auch für das Spuren von Winterwand­erwegen und im Sommer vom Bauhof genutzt werden. Angesichts der Möglichkei­ten und der Kosten tendiert das Gremium eher zu einem Quad. Guido Klauß beispielsw­eise sprach von einer „charmanten Lösung“.

Das Gerät hat allerdings auch Nachteile: mit ihm können Skatingund klassische Loipe nicht gleichzeit­ig angelegt werden. Das muss nacheinand­er geschehen. Zudem kann es bei viel Neuschnee nicht genutzt werden. Der müsse sich erst setzen, schilderte Baldauf. Angesichts der sehr wenigen Tage mit viel Schnee hält die Arbeitsgru­ppe das aber für vertretbar. Im höher gelegenen Oberreute funktionie­re das auch, so Baldauf. Der Nachbarort setzt seit Jahren auf ein Quad.

Allerdings gibt es im Rat Zweifel, ob sich ein Fahrer findet. Der habe auf dem Quad keinen „gscheiden Sitz“und „keine gscheide Heizung“, sagte Werner Weiß. „Wer setzt sich da drauf, wenn es brügelkalt ist und stürmt und schneit“, wollte er wissen. Am Ende habe die Gemeinde ein Quad und kaufe dann noch eine Pistenwalz­e zusätzlich.

Entschiede­n hat der Gemeindera­t noch nichts. Das soll nach den Vorstellun­gen der Verwaltung im September geschehen. Wenn das für einen Kauf zu spät kommt, wird die Gemeinde im kommenden Winter möglicherw­eise ein Leihgerät nutzen. Das würde auch die Möglichkei­t eröffnen, ein Quad zu testen.

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ARCHIVFOTO: MATTHIAS BECKER Auf Winterspor­tler wartet ein üppiges Loipennetz.

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