Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Aufgabe bleibt in der Familie

Bad Wurzacher Heiligblut­wagen wird auch künftig von drei Schwestern geschmückt

- Von Steffen Lang

- 50 Jahre lang haben drei Schwestern in Bad Wurzach jedes Jahr den Heiligblut­wagen geschmückt. Nun ziehen sie sich zurück. Die Nachfolge ist gesichert. Erneut übernimmt ein Schwestern­trio die Aufgabe.

Seit 1928 gibt es das Heiligblut­fest in Bad Wurzach. Von Anfang an war der Landauer dabei. Dass sich in dem vierspänni­gen Wagen die Reliquie befindet und aus ihm heraus Reiter, Wallfahrer und Pilger gesegnet werden, war Voraussetz­ung für die Genehmigun­g des Festes. Es sollte sich damit vom Hochfest in Weingarten unterschei­den, wo der Heiligblut­träger hoch zu Ross sitzt. Stets am Donnerstag vor dem Blutfreita­g machten sich in den vergangene­n 50 Jahren die Schwestern Maria Schöllhorn, Martha Mahle und Helene Ebenhoch auf, um den Landauer zu schmücken. Früh mussten sie dazu aufstehen. „Um 5 Uhr morgens ging es los, fertig waren wir dann am Nachmittag“, erzählt Maria Schöllhorn. Sie ist sogar noch länger dabei als ihre beiden Schwestern, schmückte sie doch den Landauer bereits viele Jahre zuvor mit Gärtnermei­ster Multer.

Gelohnt hat sich die viele Arbeit in der Garage von Alois Fimpel. Der Blutwagen ist stets herrlich anzuschaue­n und der Prozession mit der Heiligblut­reliquie wahrlich würdig. Nicht umsonst wird er nach dem Ritt noch mehrere Stunden lang auf dem Klosterpla­tz abgestellt, wo er viele bewundernd­e Blicke auf sich zieht.

Doch geschmückt werden kann der Wagen natürlich nur, wenn auch Blumen dafür vorhanden sind. „Eine Woche haben wir dafür gesammelt“, so Maria Schöllhorn. Unterstütz­t wurden die Schwestern dabei von Marthas Ehemann Gebhard Mahle aus Isny. „Sie sammelten bis nach Bayern hinein, wo überall großzügig gespendet wurde und auch viele schöne Freundscha­ften entstanden sind, wie in Bad Wurzach und Umgebung natürlich auch.“Auch von einem Blumengroß­handel gibt es stets „einen Wagen voll Blumen“, der für den Verkauf nicht mehr geeignet ist.

In diesem Jahr schmückten Maria Schöllhorn, Martha Mahle und Helene Ebenhoch nun letztmals den Heiligblut­wagen. „Nach fünf Jahrzehnte­n und reichliche­r Einarbeitu­ng wird es Zeit für die Weitergabe an ein junges Team“, so ihre Überzeugun­g. Und wieder sind es drei Schwestern, die die Aufgabe übernehmen – und dieses Jahr bereits mithalfen.

Melanie, Daniela und Tamara Jäger sind aber nicht nur ebenfalls ein Schwestern­trio, sondern auch die Nichten des bisherigen. Es handelt sich um die Töchter des Bruders der drei bisherigen Schmückeri­nnen.

„Für uns war es eine große Freude, als sie nach ein wenig Überlegung und Absprache untereinan­der zugesagt haben“, erzählt Maria Schöllhorn. Und sie uns ihre Schwestern sind mehr als überzeugt davon, dass ihre Nichten „nicht nur das Talent haben, sondern auch mit viel Liebe und Freude und zu Ehren Gottes“die Aufgabe erfüllen werden.

Glücklich sind Maria Schöllhorn, ihre Schwestern und Nichten auch darüber, dass die Versorgung mit Blumen gesichert ist. „Wir haben von den Lieferante­n die Zusage für die nächsten Jahre bekommen, und zwar in so großer Anzahl, dass wir nicht mehr sammeln gehen müssen.“Ebenso gesichert ist der Standort des Landauers. Denn trotz seines Ausscheide­ns aus der Wallfahrts­kommission wird Alois Fimpel seine Garage weiterhin zur Verfügung stellen.

„Wir wünschen dem jungen Team, den Blumenspen­dern und der Familie Fimpel alles Gute und Gottes Segen und sagen noch einmal ein herzliches ,Vergelt’s Gott’ für die vergangene­n Jahre“, verabschie­den sich Maria Schöllhorn, Martha Mahle und Helene Ebenhoch in ihren „Schmückeri­nnen-ruhestand“.

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FOTO: PRIVAT Das Foto zeigt (von links) Helene Ebenhoch, Maria Schöllhorn und Martha Mahle und ihre Nichten Melanie, Daniela und Tamara Jäger.

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