Rausgeschlenzt
SSV Ulm verpasst nächste Pokalüberraschung – 1. FC Nürnberg zieht dank spätem Traumtor in zweite Runde ein
- Dieter Hecking hatte genug gesehen. Ein kurzes Aufatmen, dann verschwand der Sportvorstand des 1. FC Nürnberg schnell von der Tribüne in die Katakomben. Eine Blamage wie vor 20 Jahren, als der Erstligist beim Verbandsligisten aus Ulm mit 1:2 ausschied, war den Franken zwar erspart geblieben. Dennoch war das, was der von Hecking zusammengestellte Kader des Zweitligisten im Pokalduell mit dem Regionalligisten SSV Ulm 1846 in den 90 Minuten zuvor gezeigt hatte, nicht gerade überzeugend.
Angetrieben von knapp 6800 Zuschauern im endlich wieder gefüllten Donaustadion waren die Ulmer trotz des Zweiklassenunterschieds über nahezu die gesamte Spieldauer ebenbürtig und schnupperten zeitweise an der nächsten Pokalüberraschung – bis zur 79. Minute. Dann sorgte Nürnbergs Taylan Duman mit einem herrlichen Schlenzer aus 20 Metern für den 1:0Sieg des Favoriten – und für jede Menge Erleichterung beim viermaligen Pokalsieger aus Nürnberg.
„Ich habe mir den Ball auf links gelegt, den Winkel anvisiert und dann zum Glück getroffen“, schilderte Duman die entscheidende Szene. „Die Mannschaftskollegen sagen, dass er mir über den Spann gerutscht ist. Aber den wollte ich so“, erzählte der Mittelfeldspieler, der im Sommer von der zweiten Mannschaft des Pokalsiegers Borussia Dortmund zum „Club“gewechselt war. Trainer Robert Klauß hatte sich so eine Aktion von seinem Joker erhofft. „Man gibt Spielern immer etwas mit, taktisch“, sagte Klauß. „Geh rein, entscheide das Spiel“, habe er dem 24-Jährigen am Spielfeldrand gesagt: „Wir wissen, dass er einen guten Torabschluss hat mit beiden Füßen. Wir haben ihn in seine perfekte Position gebracht. Er hat uns das Weiterkommen gesichert.“
Zufrieden sein konnte Klauß mit der Leistung seiner Mannschaft dennoch nicht – auch wenn er das nach Spielende relativierte. „Ulm ist ein sehr guter Regionalligist. Dazu kamen die Zuschauer, das Wetter. Das sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen“, zählte er auf: „Wir hatten auf ein frühes Tor gehofft.“Das fiel nicht. Stattdessen dauerte es bis zur 79. Minute, bis zum späten Geniestreich von Duman. „Es war zäh, wir mussten kämpfen, wir mussten leiden“, meinte Klauß, „aber wir haben es am Ende gezogen.“
Bei den Ulmern war die Enttäuschung hingegen groß. „Das ist richtig bitter“, sagte Ex-geschäftsführer und jetziges Vorstandsmitglied Anton Gugelfuß im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir haben das Spiel gegen einen Zweitligisten kontrolliert und waren so nah dran an der nächsten Überraschung.“Anders als vor 20 Jahren beim letzten Aufeinandertreffen mit Nürnberg und vor drei Jahren, als die Ulmer Titelverteidiger Eintracht
Frankfurt in der ersten Runde ausschalteten, jubelte dieses Mal aber der Gegner.
Dass dem SSV durch den verpassten Einzug in die zweite Runde rund 350 000 Euro Preisgeld entgehen, die der Club beim angestrebten Aufstieg in die 3. Liga gut gebrauchen könnte, war Gugelfuß in der ersten Enttäuschung egal. „Da denke ich dann morgen dran.“Zu Dumans Traumtor meinte er nur: „Den trifft er nur alle drei Jahre mal so.“
Auf der Gegenseite ließ der Regionaligist selbst gute Möglichkeiten liegen. Die beste hatte Phil Harres, als er einen Kopfball kurz vor Spielende knapp neben das Tor setzte. „Den hätte ich machen können“, sagte der 19Jährige, als er mit gesenktem Kopf Richtung Kabine lief. „Ich habe direkt zur Anzeigentafel geschaut und gesehen, dass es die 89. Minute war. Das wäre wohl die Verlängerung gewesen. Die hätten wir verdient gehabt.“Auch Trainer Thomas Wörle haderte mit der Chancenverwertung seiner Mannschaft. „Mit ein bisschen Glück können wir es in die Verlängerung schaffen“, sagte der Coach, der als Trainer der Frauenmannschaft des FC Bayern 2012 den Dfb-pokal gewonnen hatte. Dennoch machte er seinen Spielern keinen Vorwurf: „Ich bin maximal stolz auf die Mannschaft, wir haben eine tolle Leistung gezeigt.“Den Schwung wollen die Ulmer nun in den Ligastart am kommenden Freitag gegen den FSV Frankfurt mitnehmen.
Dfb-pokal, 1. Hauptrunde: Bundesliga – 2. Bundesliga
SV Sandhausen – RB Leipzig 0:4 (0:2) Bundesliga – 3. Liga
Wehen Wiesbaden – Borussia Dortmund 0:3 (0:2), SV Meppen – Hertha BSC 0:1 (0:0), Waldhof Mannheim – Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0), Türkgücü München – Union Berlin 0:1 (0:1), Würzburger Kickers – SC Freiburg 0:1 (0:1).
Bundesliga – 4. Liga (Regionalliga)
Lok Leipzig – Bayer Leverkusen 0:3 (0:2), Spvgg Oberfranken Bayreuth - Arminia Bielefeld 3:6 (1:2), Wuppertaler SV – VFL Bochum 1:2 (1:1, 1:0) n.v., SV Babelsberg 03 – Spvgg Greuther Fürth 2:2 n.v. (2:2, 1:1), 5:4 i.e., BFC Dynamo – VFB Stuttgart 0:6 (0:2), Preußen Münster – VFL Wolfsburg 1:3 (0:0, 1:1) n.v., SV Elversberg – FSV Mainz 05 2:2 (1:1, 1:1) n.v., 7:8 i.e., Carl Zeiss Jena – 1. FC Köln 1:1 (1:1, 1:0) n.v., 2:4 i.e. Bundesliga – 5. Liga (Oberliga) Greifswalder FC - FC Augsburg 2:4 (1:1)
2. Bundesliga – 2. Bundesliga
Dynamo Dresden – SC Paderborn 2:1 (0:0), Hansa Rostock – 1. FC Heidenheim 3:2 n.v. (0:1, 1:1)
2. Bundesliga – 3. Liga
1860 München - Darmstadt 98 1:1 (1:1, 0:0) n.v., 5:4 i.e., VFL Osnabrück – Werder Bremen 2:0 (1:0), 1. FC Magdeburg – FC St. Pauli 2:3 (1:2), Eintracht Braunschweig – Hamburger SV 1:2 (1:1).
2. Bundesliga – 4. Liga (Regionalliga)
SC Weiche Flensburg 08 – Holstein Kiel 2:4 (0:0) n.v., Eintracht Norderstedt – Hannover 96 0:4 (0:2), SSV Ulm 1846 Fußball –
1. FC Nürnberg 0:1 (0:0), Rot-weiß Koblenz – Jahn Regensburg 0:3 (0:2).
2. Bundesliga – 5. Liga (Oberliga)
FC Villingen – Schalke 04 1:4 (1:1), VFL Oldenburg – Fortuna Düsseldorf 0:5 (0:3).
Montag, 9. August: Bundesliga – 3. Liga
Viktoria Köln – TSG Hoffenheim (18.30)
1. FC Kaiserslautern – Borussia Mönchengladbach (20.45)
2. Bundesliga – 2. Nundesliga
FC Ingolstadt - Erzgebirge Aue (18.30)
2. Bundesliga – 4. Liga (Regionalliga) Sportfreunde Lotte - Karlsruher SC (18.30) Mittwoch, 25. August: Bundesliga – 5. Liga (Oberliga)
Bremer SV – Bayern München
Auslosung der 2. Pokalrunde 5. September (18.30) (20.15)