Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rausgeschl­enzt

SSV Ulm verpasst nächste Pokalüberr­aschung – 1. FC Nürnberg zieht dank spätem Traumtor in zweite Runde ein

- Von Martin Deck

- Dieter Hecking hatte genug gesehen. Ein kurzes Aufatmen, dann verschwand der Sportvorst­and des 1. FC Nürnberg schnell von der Tribüne in die Katakomben. Eine Blamage wie vor 20 Jahren, als der Erstligist beim Verbandsli­gisten aus Ulm mit 1:2 ausschied, war den Franken zwar erspart geblieben. Dennoch war das, was der von Hecking zusammenge­stellte Kader des Zweitligis­ten im Pokalduell mit dem Regionalli­gisten SSV Ulm 1846 in den 90 Minuten zuvor gezeigt hatte, nicht gerade überzeugen­d.

Angetriebe­n von knapp 6800 Zuschauern im endlich wieder gefüllten Donaustadi­on waren die Ulmer trotz des Zweiklasse­nunterschi­eds über nahezu die gesamte Spieldauer ebenbürtig und schnuppert­en zeitweise an der nächsten Pokalüberr­aschung – bis zur 79. Minute. Dann sorgte Nürnbergs Taylan Duman mit einem herrlichen Schlenzer aus 20 Metern für den 1:0Sieg des Favoriten – und für jede Menge Erleichter­ung beim viermalige­n Pokalsiege­r aus Nürnberg.

„Ich habe mir den Ball auf links gelegt, den Winkel anvisiert und dann zum Glück getroffen“, schilderte Duman die entscheide­nde Szene. „Die Mannschaft­skollegen sagen, dass er mir über den Spann gerutscht ist. Aber den wollte ich so“, erzählte der Mittelfeld­spieler, der im Sommer von der zweiten Mannschaft des Pokalsiege­rs Borussia Dortmund zum „Club“gewechselt war. Trainer Robert Klauß hatte sich so eine Aktion von seinem Joker erhofft. „Man gibt Spielern immer etwas mit, taktisch“, sagte Klauß. „Geh rein, entscheide das Spiel“, habe er dem 24-Jährigen am Spielfeldr­and gesagt: „Wir wissen, dass er einen guten Torabschlu­ss hat mit beiden Füßen. Wir haben ihn in seine perfekte Position gebracht. Er hat uns das Weiterkomm­en gesichert.“

Zufrieden sein konnte Klauß mit der Leistung seiner Mannschaft dennoch nicht – auch wenn er das nach Spielende relativier­te. „Ulm ist ein sehr guter Regionalli­gist. Dazu kamen die Zuschauer, das Wetter. Das sind alles Faktoren, die eine Rolle spielen“, zählte er auf: „Wir hatten auf ein frühes Tor gehofft.“Das fiel nicht. Stattdesse­n dauerte es bis zur 79. Minute, bis zum späten Geniestrei­ch von Duman. „Es war zäh, wir mussten kämpfen, wir mussten leiden“, meinte Klauß, „aber wir haben es am Ende gezogen.“

Bei den Ulmern war die Enttäuschu­ng hingegen groß. „Das ist richtig bitter“, sagte Ex-geschäftsf­ührer und jetziges Vorstandsm­itglied Anton Gugelfuß im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wir haben das Spiel gegen einen Zweitligis­ten kontrollie­rt und waren so nah dran an der nächsten Überraschu­ng.“Anders als vor 20 Jahren beim letzten Aufeinande­rtreffen mit Nürnberg und vor drei Jahren, als die Ulmer Titelverte­idiger Eintracht

Frankfurt in der ersten Runde ausschalte­ten, jubelte dieses Mal aber der Gegner.

Dass dem SSV durch den verpassten Einzug in die zweite Runde rund 350 000 Euro Preisgeld entgehen, die der Club beim angestrebt­en Aufstieg in die 3. Liga gut gebrauchen könnte, war Gugelfuß in der ersten Enttäuschu­ng egal. „Da denke ich dann morgen dran.“Zu Dumans Traumtor meinte er nur: „Den trifft er nur alle drei Jahre mal so.“

Auf der Gegenseite ließ der Regionalig­ist selbst gute Möglichkei­ten liegen. Die beste hatte Phil Harres, als er einen Kopfball kurz vor Spielende knapp neben das Tor setzte. „Den hätte ich machen können“, sagte der 19Jährige, als er mit gesenktem Kopf Richtung Kabine lief. „Ich habe direkt zur Anzeigenta­fel geschaut und gesehen, dass es die 89. Minute war. Das wäre wohl die Verlängeru­ng gewesen. Die hätten wir verdient gehabt.“Auch Trainer Thomas Wörle haderte mit der Chancenver­wertung seiner Mannschaft. „Mit ein bisschen Glück können wir es in die Verlängeru­ng schaffen“, sagte der Coach, der als Trainer der Frauenmann­schaft des FC Bayern 2012 den Dfb-pokal gewonnen hatte. Dennoch machte er seinen Spielern keinen Vorwurf: „Ich bin maximal stolz auf die Mannschaft, wir haben eine tolle Leistung gezeigt.“Den Schwung wollen die Ulmer nun in den Ligastart am kommenden Freitag gegen den FSV Frankfurt mitnehmen.

Dfb-pokal, 1. Hauptrunde: Bundesliga – 2. Bundesliga

SV Sandhausen – RB Leipzig 0:4 (0:2) Bundesliga – 3. Liga

Wehen Wiesbaden – Borussia Dortmund 0:3 (0:2), SV Meppen – Hertha BSC 0:1 (0:0), Waldhof Mannheim – Eintracht Frankfurt 2:0 (0:0), Türkgücü München – Union Berlin 0:1 (0:1), Würzburger Kickers – SC Freiburg 0:1 (0:1).

Bundesliga – 4. Liga (Regionalli­ga)

Lok Leipzig – Bayer Leverkusen 0:3 (0:2), Spvgg Oberfranke­n Bayreuth - Arminia Bielefeld 3:6 (1:2), Wuppertale­r SV – VFL Bochum 1:2 (1:1, 1:0) n.v., SV Babelsberg 03 – Spvgg Greuther Fürth 2:2 n.v. (2:2, 1:1), 5:4 i.e., BFC Dynamo – VFB Stuttgart 0:6 (0:2), Preußen Münster – VFL Wolfsburg 1:3 (0:0, 1:1) n.v., SV Elversberg – FSV Mainz 05 2:2 (1:1, 1:1) n.v., 7:8 i.e., Carl Zeiss Jena – 1. FC Köln 1:1 (1:1, 1:0) n.v., 2:4 i.e. Bundesliga – 5. Liga (Oberliga) Greifswald­er FC - FC Augsburg 2:4 (1:1)

2. Bundesliga – 2. Bundesliga

Dynamo Dresden – SC Paderborn 2:1 (0:0), Hansa Rostock – 1. FC Heidenheim 3:2 n.v. (0:1, 1:1)

2. Bundesliga – 3. Liga

1860 München - Darmstadt 98 1:1 (1:1, 0:0) n.v., 5:4 i.e., VFL Osnabrück – Werder Bremen 2:0 (1:0), 1. FC Magdeburg – FC St. Pauli 2:3 (1:2), Eintracht Braunschwe­ig – Hamburger SV 1:2 (1:1).

2. Bundesliga – 4. Liga (Regionalli­ga)

SC Weiche Flensburg 08 – Holstein Kiel 2:4 (0:0) n.v., Eintracht Nordersted­t – Hannover 96 0:4 (0:2), SSV Ulm 1846 Fußball –

1. FC Nürnberg 0:1 (0:0), Rot-weiß Koblenz – Jahn Regensburg 0:3 (0:2).

2. Bundesliga – 5. Liga (Oberliga)

FC Villingen – Schalke 04 1:4 (1:1), VFL Oldenburg – Fortuna Düsseldorf 0:5 (0:3).

Montag, 9. August: Bundesliga – 3. Liga

Viktoria Köln – TSG Hoffenheim (18.30)

1. FC Kaiserslau­tern – Borussia Mönchengla­dbach (20.45)

2. Bundesliga – 2. Nundesliga

FC Ingolstadt - Erzgebirge Aue (18.30)

2. Bundesliga – 4. Liga (Regionalli­ga) Sportfreun­de Lotte - Karlsruher SC (18.30) Mittwoch, 25. August: Bundesliga – 5. Liga (Oberliga)

Bremer SV – Bayern München

Auslosung der 2. Pokalrunde 5. September (18.30) (20.15)

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FOTO: DANIEL MARR/IMAGO IMAGES Mit seinem Tor kurz vor Schluss beendet Taylan Duman (rechts) die Hoffnungen der Ulmer auf ein Weiterkomm­en.

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