Im Nachsitzen raus
Heidenheim verliert sein Pokalspiel in der Verlängerung gegen Rostock und ist nun in der Liga auf Revanche aus
- Der Blick leer, die Hände in die Seite gestemmt erlebte Frank Schmidt bewegungslos den Schlusspfiff im Scheinwerferlicht des Ostseestadions. Einen Moment verharrte der Trainer des 1. FC Heidenheim noch, dann klatschte er seine Profis ab und holte sie in den Kreis zusammen. Die 2:3-Niederlage nach Verlängerung gegen den Ligarivalen aus Rostock bescherte den Mannen von der Brenz einen Pokalabend zum Vergessen. Statt des Tickets für die zweite Pokalrunde brachten sich die Kicker von der Alb eine Busladung voller schlechter Laune vom Meer mit nach Hause. Vor allem Tor- und Eigentorschütze Patrick Mainka erlebte an diesem Fußballabend die gesamte Gefühlspalette des Profisports. „Man ist absolut niedergeschlagen. Es war ein Pokalkampf auf Augenhöhe“, sagte Mainka dann auch: „Es lässt sich schwer in Worte fassen. Das ist Pokal. Do or die. Es gibt im Pokal kein Morgen und das tut richtig weh.“Sein Trainer Schmidt fand wenig später ähnliche Worte. „Zumindest das Elfmeterschießen hätten wir heute verdient gehabt, aber nun müssen wir anerkennen, dass wir aus dem Pokal ausgeschieden sind.“
Dabei ging es vorher im Duell der Ligarivalen direkt zur Sache. Von Abtasten keine Spur, eher entwickelte sich von Beginn an ein rassiges Fußballspiel mit Aktionen auf beiden Seiten, auch wenn beide Teams vor allem im Angriff noch Steigerungspotenzial offenbarten. In der 21. Minute hätte Oliver Hüsing seinem Exteam den Abend vermiesen können, doch köpfte Heidenheims Nummer 5 unbedrängt aus kurzer Distanz über den Kasten von Rostocks Torhüter Markus Kolke. Es wäre ohnehin wohl abseits gewesen, doch die Pfeife von Schiedsrichter Arne Aarnink blieb stumm. Besser als Hüsing machte es vier Minuten später dann Mainka. Die Ecke von Tobias Mohr segelte an die rechte Seite des Fünfmeterraumes, von wo Mainka ins Toreck einköpfte. Um Wiedergutmachung bemühte Hausherren wurden dann bockiger, doch verpufften die Rostocker Versuche etwa von Stürmer Streli Mamba (40.) aufgrund fehlender Präzision oder Heidenheimer Abwehrkünsten. Gelegenheit, sich auszuzeichnen, hatte der gebürtige Rostocker Kevin Müller im Heidenheimer Tor in der ersten Hälfte nicht. Doch änderte sich das nach dem Wechsel, denn plötzlich war Rostocks Damian Roßbach der Spielverderber, zumindest größtenteils. Nach der Hereingabe kam erst Roßbach zum Kopfball, sein Versuch landete zuerst am Pfosten und dann in Ping-pong-manier bei Torschütze Mainka, der direkt wieder einnetzte
Patrick Mainka
– jedoch ins eigene Tor. Vom Helden zur tragischen Figur.
Plötzlich war mächtig Druck auf dem Kessel. Hatten die Gäste vor dem Gegentreffer gefühlt schon einen Gang rausgenommen und sich auf die Defensivarbeit besonnen, war nun Initiative gefragt. Trainer Schmidt kam nun sogar dazu, seinen Sitzplatz zu benutzen. Hatte der Trainer beharrlich bis zum Gegentor gestanden, wurde nun sitzend über das weitere Vorgehen gegrübelt. Was ihm einfiel? Christian Kühlwetter (64) kam für Robert Leipertz, doch die 15 000 Zuschauer im Ostseestadion sahen trotz der Chancen von Mohr (62./73./85.) in der regulären Spielzeit nichts Zählbares. In der Verlängerung wurde es dann torreich. Vier Minuten war die Verlängerung alt, da hämmerte Rostocks Kevin Schumacher den Ball an den Pfosten, bevor Calogero Rizzuto den Abpraller per Scherenschlag aus etwa acht Metern verwandelte. Doch Heidenheim kam nochmal zurück und durch Stefan Schimmer (108.) mit einem famosen Treffer aus spitzem Winkel zum Ausgleich, bevor Ridge Munsy (119.) die Heidenheimer Pokalträume für dieses Jahr beendete und die handgezählten 57 Fans im Block der Heidenheimer bedient zurückließ. Dass die Kicker von der Brenz schon eine Woche später in Heidenheim – allerdings dann in der Liga - die Chance auf Revanche bekommen, dürfte nur ein schwacher Trost sein, auch wenn Kapitän Mainka noch anführte: „Jetzt sind wir natürlich auf die Revanche aus“und Trainer Schmidt die Rostocker Spieler mit den Worten „Bis nächste Woche“zur Kabinenparty verabschiedete.
„Es gibt im Pokal kein Morgen und das tut richtig weh.“