Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus der Insolvenz in den Optimismus

Nach harten Jahren stellt sich das Weingarten­er Unternehme­n ZSK neu auf

- Von Markus Reppner

- Jahrzehnte­lang kannte Thomas Strasser nur volle Auftragsbü­cher und hat dabei gut, richtig gut verdient. Echte Sorgen kannte er nicht. Doch dann geriet das Weingarten­er Unternehme­n ZSK 2018 in Schieflage, und mit Beginn der Corona-pandemie 2020 kam das schnelle Aus. ZSK musste in die Insolvenz.

Seit 1996 ist das Unternehme­n am Markt, und Thomas Strasser ist einer der drei Gründer. Er ist das „S“in ZSK. Spezialgeb­iet der Firma ist die Oberfläche­noptimieru­ng von Karosserie­teilen in der Automobilb­ranche. Das Unternehme­n hatte zeitweise bis zu 100 Mitarbeite­r. Insolvenz: Das ist immer ein bisschen das Stigma des Scheiterns, es nicht geschafft oder versagt zu haben. Auch Thomas Strasser kennt diese Gedanken, und mehr als einmal hat er in den vergangene­n Monaten gedacht, „das schaffen wir nicht. Das war’s“.

Doch das war’s nicht. Die Insolvenz erwies sich beinahe als Glücksfall für das Unternehme­n. Strasser und seine Mitstreite­r Benjamin Gebel und Rainer Mendler bekamen eine zweite Chance. Vor allem, weil ein entscheide­nder Kunde – ein großer Autokonzer­n – dem Insolvenzp­lan zustimmte. „Ohne dies hätten wir nicht neu starten können“, sagt Strasser. Da knallten sei langem Mal wieder die Sektkorken in der Ettishofer Straße 8. Jetzt ist der 56-Jährige also wieder Junguntern­ehmer und blickt optimistis­ch in die Zukunft. 20 Mitarbeite­r sind bei ZSK beschäftig­t.

Doch der Blick zurück zeigt, wie hart die vergangene­n drei Jahre waren und welch schmerzlic­he Erfahrunge­n Strasser und seine Mitarbeite­r machen mussten. 2018 verließ eines der Gründungsm­itglieder das Unternehme­n und hinterließ einen aufgebläht­en Verwaltung­sapparat, der dem Unternehme­n langsam finanziell die Luft abdrückte. Ein Management­fehler.

Der Dieselskan­dal, Veränderun­gen am Markt und der damit einhergehe­nde Auftragsrü­ckgang verstärkte­n die prekäre Situation von ZSK. Und als dann der Lockdown durch den Ausbruch der Corona-pandemie 2020 Reisen schwierig bis gar nicht mehr möglich machte, war ZSK zahlungsun­fähig. „Wir hatten viele Aufträge in China“, erzählt Strasser, „und waren mit Projekttea­ms vor Ort“. Zuschließe­n oder weitermach­en? „Wir haben uns entschiede­n, ZSK zu restruktur­ieren und neu auszustell­en“, sagt Benjamin Gebel, kaufmännis­cher Geschäftsf­ührer und neuer Gesellscha­fter. Das bedeutete in erster Linie, Mitarbeite­r zu entlassen und vor allem die Verwaltung

zu verschlank­en. „Das war schon hart“, sagt der 34-jährige Gebel. „Ich musste Leute entlassen, mit denen ich vorher zusammenge­arbeitet habe.“

Persönlich bot die Krise für ihn eine große Chance. Er stieg vom Mitarbeite­r in die Geschäftsf­ührung auf und wurde Gesellscha­fter. „Die Insolvenz war im Nachhinein wichtig für das Unternehme­n und Corona hat diesen Prozess beschleuni­gt“, sagt Gebel. „Ob wir das ohne die Folgen der Pandemie so durchgezog­en hätten? Schwer zu sagen. Wahrschein­lich aber eher nicht.“

Schmerzlic­h waren auch die Lektionen, die der 56-Jährige gelernt hat. Strasser, der Techniker ist, hat sich mit Zahlen in der Vergangenh­eit weniger auseinande­rgesetzt. „Ich habe jetzt einen klaren Blick auf die Finanzen“, sagt er. „Das habe ich früher in der Tiefe nicht gemacht.“Die Krise als Chance nutzen – der Satz ist fast schon zur Plattitüde verkommen und hört sich mehr nach Zweckoptim­ismus an. Für ZSK gilt der Satz. Aber: „Das war notwendig und wichtig, aber ein zweites Mal möchte ich das nicht durchmache­n“, sagt Strasser. Gebel nickt zustimmend.

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FOTO: CHRISTOPHE GATEAU ZSK gehört zu den Automobilz­ulieferern.

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