Stammsitz der Familie Boser wird abgerissen
Gemeinderat in Schlier beschließt neue Bebauung – Hochwasserschutz wird geprüft
- Jetzt ist es amtlich. Das historische Boserhaus in Wetzisreute muss einer neuen Bebauung weichen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen, dass dort ein Einfamilienhaus und zwei Doppelhaushälften gebaut werden können. Damit geht ein Stück Ortsgeschichte verloren. Geprüft wird jetzt noch der Hochwasserschutz, denn die geplante Bebauung liegt unmittelbar am Furtbach.
Bei fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung wurde mit sieben Jastimmen das Einvernehmen zu dem Bauantrag in der Boserstraße 4 erteilt. Die Voraussetzungen des dort gültigen Bebauungsplanes waren erfüllt und damit ist die rechtliche Beurteilung klar. Trotzdem gab es etliche Diskussionen darüber im Gemeinderat. Das Boserhaus, das jetzt abgerissen werden soll, gehört zur historischen Ortsgeschichte der Gemeinde Schlier, denn die ehemals adelige Familie Boser, um deren Stammsitz es geht, hat eine große Rolle dort gespielt. Gemeinderat Marcus Hörenberg, der sich ausführlich mit der Historie beschäftigt hat, mahnte eindringlich und wies auf die große kulturhistorische Bedeutung hin, zumal das Boserhaus auch zu den anderen noch vorhandenen Häusern, der Kapelle und den Sühnekreuzen in Fenken gehört.
Das Problem dabei: das Haus in der Boserstraße 4 steht nicht unter Denkmalschutz. Das Denkmalamt hatte durch Untersuchungen festgestellt, dass durch mehrere Umbauten und gravierende Veränderungen in vielen Jahren die Schutzwürdigkeit nicht mehr besteht. Trotzdem wird die dortige Bebauung weiterhin vom Denkmalamt begleitet. Denn das Gelände liegt im Prüffallgebiet „Mittelalterliche Siedlung Wetzisreute“und wenn sich bei dortigen Aushebungen historische Relikte finden, muss das angezeigt werden.
Ganz unproblematisch ist die geplante Bebauung nicht. Sowohl das Einfamilienhaus als auch die beiden Doppelhaushälften sind mit einem Untergeschoss, zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss vorgesehen und stehen in unmittelbarer Nähe zum Furtbach. Der ist zwar eigentlich ein kleines Rinnsal, trotzdem, auch im Hinblick auf die aktuellen Starkregenfälle, ist der Hochwasserschutz zu berücksichtigen.
Nach Auskunft von Bürgermeisterin Katja Liebmann ist dafür die Fachbehörde des Landratsamtes zuständig und diese Bewertung stehe noch aus. Klar sei aber, dass es keinen Eingriff in den Gewässerrandstreifen geben dürfe und auch das werde geprüft. Bedauerlich ist, dass bei der Planung des Geschichtspfades in Schlier, der an historische Stätten führen und vor Ort über die Geschichte informieren soll, das vermutlich älteste Haus von Schlier fehlen wird.