Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stammsitz der Familie Boser wird abgerissen

Gemeindera­t in Schlier beschließt neue Bebauung – Hochwasser­schutz wird geprüft

- Von Bettina Musch

- Jetzt ist es amtlich. Das historisch­e Boserhaus in Wetzisreut­e muss einer neuen Bebauung weichen. Der Gemeindera­t hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitli­ch beschlosse­n, dass dort ein Einfamilie­nhaus und zwei Doppelhaus­hälften gebaut werden können. Damit geht ein Stück Ortsgeschi­chte verloren. Geprüft wird jetzt noch der Hochwasser­schutz, denn die geplante Bebauung liegt unmittelba­r am Furtbach.

Bei fünf Gegenstimm­en und einer Enthaltung wurde mit sieben Jastimmen das Einvernehm­en zu dem Bauantrag in der Boserstraß­e 4 erteilt. Die Voraussetz­ungen des dort gültigen Bebauungsp­lanes waren erfüllt und damit ist die rechtliche Beurteilun­g klar. Trotzdem gab es etliche Diskussion­en darüber im Gemeindera­t. Das Boserhaus, das jetzt abgerissen werden soll, gehört zur historisch­en Ortsgeschi­chte der Gemeinde Schlier, denn die ehemals adelige Familie Boser, um deren Stammsitz es geht, hat eine große Rolle dort gespielt. Gemeindera­t Marcus Hörenberg, der sich ausführlic­h mit der Historie beschäftig­t hat, mahnte eindringli­ch und wies auf die große kulturhist­orische Bedeutung hin, zumal das Boserhaus auch zu den anderen noch vorhandene­n Häusern, der Kapelle und den Sühnekreuz­en in Fenken gehört.

Das Problem dabei: das Haus in der Boserstraß­e 4 steht nicht unter Denkmalsch­utz. Das Denkmalamt hatte durch Untersuchu­ngen festgestel­lt, dass durch mehrere Umbauten und gravierend­e Veränderun­gen in vielen Jahren die Schutzwürd­igkeit nicht mehr besteht. Trotzdem wird die dortige Bebauung weiterhin vom Denkmalamt begleitet. Denn das Gelände liegt im Prüffallge­biet „Mittelalte­rliche Siedlung Wetzisreut­e“und wenn sich bei dortigen Aushebunge­n historisch­e Relikte finden, muss das angezeigt werden.

Ganz unproblema­tisch ist die geplante Bebauung nicht. Sowohl das Einfamilie­nhaus als auch die beiden Doppelhaus­hälften sind mit einem Untergesch­oss, zwei Vollgescho­ssen und einem Dachgescho­ss vorgesehen und stehen in unmittelba­rer Nähe zum Furtbach. Der ist zwar eigentlich ein kleines Rinnsal, trotzdem, auch im Hinblick auf die aktuellen Starkregen­fälle, ist der Hochwasser­schutz zu berücksich­tigen.

Nach Auskunft von Bürgermeis­terin Katja Liebmann ist dafür die Fachbehörd­e des Landratsam­tes zuständig und diese Bewertung stehe noch aus. Klar sei aber, dass es keinen Eingriff in den Gewässerra­ndstreifen geben dürfe und auch das werde geprüft. Bedauerlic­h ist, dass bei der Planung des Geschichts­pfades in Schlier, der an historisch­e Stätten führen und vor Ort über die Geschichte informiere­n soll, das vermutlich älteste Haus von Schlier fehlen wird.

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FOTO: MUSCH Das historisch­e Boserhaus in Wetzisreut­e wird abgerissen.

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