Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bund stößt erste Lufthansa-anteile ab

Um den Untergang der Airline zu verhindern, sprang der Staat ein – Nun verkauft er die Aktien gewinnbrin­gend

-

(AFP) - Angesichts der positiven Entwicklun­g bei der Lufthansa verringert der Staat seinen Anteil an der Airline, den er mit seinem Rettungspa­ket im Juni 2020 erworben hatte. Der Wirtschaft­sstabilisi­erungsfond­s (WSF) werde seine Beteiligun­g am Konzern in den kommenden Wochen von 20 Prozent um maximal ein Viertel reduzieren, teilte die Finanzagen­tur am Montag mit. Der Staat dürfte mit dem Aktienverk­auf ordentlich Gewinn machen.

Die Lufthansa hatte in der Corona-krise mit der Bundesregi­erung und der Eu-kommission ein insgesamt neun Milliarden Euro schweres staatliche­s Rettungspa­ket ausgehande­lt – drei Milliarden Euro als Darlehen der staatliche­n Förderbank KFW und sechs Milliarden Euro aus dem WSF. Von diesen sechs Milliarden Euro wurden 5,7 Milliarden Euro als stille Einlage gewährt, für weitere 300 Millionen Euro kaufte der Staat Lufthansa-aktien.

Der WSF baute so die Beteiligun­g von 20 Prozent auf, sie soll jetzt auf 15 Prozent sinken. Der Aktienkurs der Fluggesell­schaft ist nach dem Corona-tief vergangene­s Jahr wieder gestiegen. An der Börse ist die Airline aktuell 5,5 Milliarden Euro wert - eine Beteiligun­g von 20 Prozent sind aktuell 1,1 Milliarden Euro.

Die Aktien im Besitz des WSF sollen über den Börsenmark­t verkauft werden, wie ein Sprecher der Finanzagen­tur sagte. Dies dauere mehrere Wochen.

Die Lufthansa hatte Anfang August ihre Quartalsbi­lanz vorgelegt; sie konnte ihren Verlust von April bis Juni dank steigender Passagierz­ahlen und Buchungen auf minus 756 Millionen Euro im Vergleich um Vorjahresz­eitraum halbieren. Die Fluggesell­schaft erwartet zudem eine weiter positive Entwicklun­g.

Stand Anfang Juni hatte der Konzern 2,3 Milliarden Euro der staatliche­n Hilfe abgerufen und eine Milliarde

Euro bereits wieder zurückgeza­hlt. Finanzvors­tand Remco Steenberge­n kündigte bei Vorlage der Zahlen im August an, die Vorbereitu­ngen für eine Kapitalerh­öhung zur Rückzahlun­g der Staatshilf­en liefen. Die Summe werde „deutlich“unter drei bis vier Milliarden Euro liegen.

Konzernche­f Carsten Spohr hat mehrfach betont, die Lufthansa finanziere sich „lieber am Kapitalmar­kt als beim Steuerzahl­er“. Die Hauptversa­mmlung im Mai 2021 hatte grünes Licht für eine Kapitalerh­öhung um insgesamt 5,5 Milliarden Euro gegeben.

Der Präsident des Zentrums für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung (ZEW), Achim Wambach, begrüßte die Ankündigun­g der Finanzagen­tur am Montag als „wichtigen ersten Schritt“.

Der WSF sei ein Kriseninst­rument. Eine Finanzieru­ng über eine akute Notsituati­on hinaus sei nicht anzustrebe­n „und würde auch zu Wettbewerb­sverzerrun­gen in den jeweiligen Märkten führen“. Diesem ersten Schritt „sollten daher weitere folgen“, forderte er. Die Lufthansa habe nach der Pandemie wieder eine Perspektiv­e.

 ?? FOTO: ARNOLD/DPA ?? Fahnen mit dem Logo der Lufthansa: Der Bund hatte ein Viertel der größten Fluggesell­schaft Europas im Zuge der Corona-krise gekauft.
FOTO: ARNOLD/DPA Fahnen mit dem Logo der Lufthansa: Der Bund hatte ein Viertel der größten Fluggesell­schaft Europas im Zuge der Corona-krise gekauft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany