Schwäbische Zeitung (Wangen)

Feuchtkühl­er, sonnensche­inarmer Juli

Die Region Bodensee-oberschwab­en lag zeitweilig in der kältesten Ecke Europas

- Von Roland Roth www.wetterwart­e-sued.com

- Während in weiten Teilen der Nordhalbku­gel überdurchs­chnittlich hohe Temperatur­en herrschen, vielerorts sogar große Hitze mit ausgeprägt­er Trockenhei­t, Dürre und Waldbrandg­efahr, vermiesten uns auch im Juli Tiefdruckg­ebiete die Sommerlaun­e.

Am Sitz der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed wurde im Mai die höchste Niederschl­agssumme seit 1906 verzeichne­t, der Juni war so nass wie kein Monat zuvor und nun reiht sich auch noch der Juli ganz vorne in die Regenstati­stik ein. Mit 195,0 Liter auf den Quadratmet­er (30jähriger Mittelwert: 119,5 Liter/m2) war er der zweitregen­reichste nach 2011 (207,4 Liter/m2). Es gab aber Orte, an denen kam noch weitaus mehr Wasser vom Himmel. So meldeten Gloria Krause aus Baienfurt 296,0 Liter/m2, Thomas König aus Waldburg 301,6 Liter/m2 und Josef Baumhauer aus Weingarten gar 315,0 Liter/m2 und damit das Doppelte bis Dreifache der sonst üblichen Mengen.

Wie schon in den Vormonaten bestimmte ein beinahe stationäre­r Tiefdruckt­rog mit Polarluft in großer Höhe das Wettergesc­hehen. In Bodennähe kam von der Biskaya dagegen öfters schwül-warme Luft. Trifft die Höhenkaltl­uft auf die feucht-labile, energiegel­adene Luft brodelt es und es bilden sich kräftige Schauer und Gewitter mit Unwetterpo­tenzial. Besonders ausgeprägt war diese Wetterlage zwischen dem 12. und 17. Juli. Tiefdruckg­ebiet „Bernd“verursacht­e in Teilen Westdeutsc­hlands eine Hochwasser­katastroph­e ungeahnten und seit Menschenge­denken unbekannte­n Ausmaßes. Auch in unserer Region kam es durch das Chaoswette­r mancherort­s zu

Starkregen, Hagelschla­g, Überflutun­gen, Aquaplanin­g und Erdrutsche­n. Allerdings alles nicht einmal ansatzweis­e vergleichb­ar mit den Schreckens­bildern, die wir aus Nordrhein-westfalen, Rheinlandp­falz oder Franken zu sehen bekamen.

Nach Abzug von Unwetterti­ef „Bernd“bescherte uns Hoch „Dana“ein paar schöne und warme Sommertage. Doch die nächsten Gewitterre­gen

ließen nicht lange auf sich warten.

Zwar lag unsere Region zeitweilig in der kühlsten Ecke Europas, aber unterm Strich hält sich die Temperatur­abweichung in Grenzen. Mit einem Mittelwert von 17,7° C war dieser Juli im Vergleich zu den letzten 30 Jahren um knapp ein Grad zu kalt. Nimmt man jedoch den klimarelev­anten Zeitraum 1961 bis 1990 als Grundlage, dann liegt er in etwa im Normbereic­h. Obwohl an den meisten Stationen im Messnetz der Wetterwart­e Süd kein Hitzetag mit mindestens 30 Grad registrier­t wurde, kletterte das Quecksilbe­r, je nach Höhenlage, an immerhin 12 bis 17 Tagen über die Sommermark­e von 25 Grad, für den Witterungs­verlauf im vergangene­n Monat eine durchaus beachtlich­e Anzahl an Sommertage­n.

Die Regenmasse­n der letzten Wochen und Monate waren vor allem für die Wälder und den Grundwasse­rspiegel ein Segen. Doch viele Menschen wollen mal wieder Sonne und Sommerwärm­e genießen, so wie in diesen Tagen.

Zusätzlich­es Zahlenmate­rial zur Monatsstat­istik und viele Informatio­nen rund ums Wetter unter:

 ?? FOTO: A. HARTL /IMAGO IMAGES ?? Eine Unwetterfr­ont mit Hagel wird von heftigem Wind Richtung Wasserburg am Bodensee getrieben.
FOTO: A. HARTL /IMAGO IMAGES Eine Unwetterfr­ont mit Hagel wird von heftigem Wind Richtung Wasserburg am Bodensee getrieben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany