Schwäbische Zeitung (Wangen)

Apevau ändert sein Konzept

Warum die Corona-krise zum Umdenken beim Wangener Arbeitspro­jekte-verein geführt hat

- Von Tine Steinhause­r

- Seit einem Vierteljah­rhundert gibt es ihn nun schon, den Apevau. Der Wangener Arbeitspro­jekte-verein bietet Dienstleis­tungen wie Wohnungsau­flösungen, Entrümpelu­ngen, Entsorgung­en und Gartenarbe­iten an, arbeitet noch Brauchbare­s auf und verkauft es im selbst betriebene­n Kaufhaus. Die Corona-krise hat im vergangene­n Jahr zu einem Umdenken geführt, wie bei der Hauptversa­mmlung deutlich wurde.

Geschäftsf­ührer Meinrad Heil war ein Mann der ersten Stunde und ist mit dem Verein durch Höhen und Tiefen gegangen. Am Sonntag waren zunächst die Mitglieder zur Jahreshaup­tversammlu­ng in das Clubheim des italienisc­hen Boccia-clubs von

Giuseppe Cassano, auch ein treues Mitglied, geladen. „Im letzten Jahr haben wir unsere Räumlichke­iten in der Lindauer Straße bezogen“, berichtet Heil, dort fühlten sie sich sehr wohl, die Atmosphäre sei besser als in allen Quartieren, in denen der Verein zuvor verkauft hatte. „Und dann kam uns Corona in die Quere, wir mussten fünf Monate schließen“, so der Geschäftsf­ührer.

Ausgeglich­en hätten sie die finanziell­en Einbußen mit der Entlassung von Personal: „Die Situation führte dazu, dass wir unser Konzept überdacht haben.“Während früher die Beschäftig­ung von schwer vermittelb­aren Arbeitskrä­ften im Fokus gestanden hätte, liege nun der Schwerpunk­t auf der Wiederverw­endung von Gebrauchsg­ütern. Ein Schritt auf dem Weg aus der Wegwerfges­ellschaft,

fügte Heil hinzu: „Zum einen ist der Bedarf an der Vermittlun­g von Arbeitskrä­ften gesunken, zum anderen haben wir während der Schließung gesehen, dass die Ehrenamtli­chen den Verein und seine Aufgaben tragen.“Am Tag seien zwischen zwölf und 24 Freiwillig­e im Einsatz, der Dienstleis­tungssekto­r boome nach wie vor. Besonderer Dank gelte auch dem Vermieter, der Druckerei Obert, die auf Mietforder­ungen verzichtet hätte. Die Entlastung des Vorstands und des Geschäftsf­ührers erfolgte einstimmig. Mitglieder, Ehrenamtli­che und Freunde des Vereins gingen danach zum gemütliche­n Teil, dem schon traditione­llen Sommerfest über. Zu den Ehrenamtli­chen zählt eine Gruppe von Männern aus Kamerun. „Mein Knabenchor“, nennt Heil sie lachend, „wir singen beim Sommerfest gemeinsam. Als wir geprobt haben, wollten sie gar nicht mehr aufhören.“

Tatsächlic­h hätten viele der Ehrenamtli­chen beim Verein nicht nur eine Aufgabe, sondern auch etwas wie ein Zuhause gefunden. „Manche lernen viele neue Fertigkeit­en, so zum Beispiel in der Fahrradwer­kstatt“, so der Geschäftsf­ührer. „Und einer der Kameruner beginnt im Herbst seine Ausbildung im Bereich Lager und Logistik bei uns.“

Mit dem Sommerfest bedanke er sich bei den Ehrenamtli­chen und deren hohen Einsatz. Im Laden in der Lindauer Straße sei nicht mehr viel Platz, und es würden nur noch wirklich schöne Möbel angeboten, daneben sind Artikel wie Bücher, Bekleidung, Haushaltsg­eräte, Geschirr, Dekoartike­l und Fahrräder im Angebot.

 ?? FOTO: STEINHAUSE­R ?? Seit einem Vierteljah­rhundert gibt es den Wangener Verein Apevau. Grund genug zum Feiern: Geschäftsf­ührer Meinrad Heil (Mitte) und eine Gruppe von Ehrenamtli­chen aus Kamerun unterhalte­n die Gäste musikalisc­h.
FOTO: STEINHAUSE­R Seit einem Vierteljah­rhundert gibt es den Wangener Verein Apevau. Grund genug zum Feiern: Geschäftsf­ührer Meinrad Heil (Mitte) und eine Gruppe von Ehrenamtli­chen aus Kamerun unterhalte­n die Gäste musikalisc­h.

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