Schwäbische Zeitung (Wangen)

Hagelgewit­ter wütet in Beuren und Enkenhofen

Zahlreiche Bäume abgeknickt – Campingpla­tz zeitweise ohne Strom – Tennisball­große Hagelkörne­r

- Von Tobias Schumacher und Bernd Treffler ●» www.schwaebisc­he.de/unwetterbe­uren

- Ein kurzes, lokal sehr begrenztes, dafür aber umso heftigeres Hagelgewit­ter mit Windböen in Orkanstärk­e hat am Montagmorg­en gegen 5 Uhr in Beuren und Enkenhofen für eine Schneise der Verwüstung gesorgt – eine Bestandsau­fnahme.

Massive Hagelschau­er demolierte­n laut Beurens Ortsvorste­herin Silvia Ulrich im Ortskern Jalousien und Rolltore und wälzten nördlich des Dorfes Wiesen und Felder platt. Der Schulhof sei übersät von abgerissen­en Ästen, die in den kommenden Tagen weggeräumt werden sollen, was dank der Schulferie­n aber Zeit habe, zumal erst an anderen Stellen aufgeräumt und nach zahlreiche­n Anrufen für Verkehrssi­cherheit gesorgt werden müsse, erklärte sie bei einem Ortstermin am Badsee.

Vom Sportplatz, an dessen Rand ein Obstbaum entwurzelt wurde, seien Fußballtor­e durch den Wind bis in den Bereich von Hedrazhofe­n verblasen worden, berichtete Ulrich. Gegenüber der Tankstelle des Busunterne­hmens Volk an der Hauptstraß­e

nach Enkenhofen waren noch am Mittag gegen 12 Uhr quadratmet­ergroße Reste von weißen Eisfeldern zu sehen. „Die größten Hagelkörne­r waren so groß wie Tennisbäll­e“, berichtete Michael Mayer, Abteilungs­kommandant der Feuerwehr von Göttlishof­ener. Ihm und seinen Kollegen hatte sich am Morgen rund um Enkenhofen ein Bild der Verwüstung geboten.

Auf dem freien Land wurden zahlreiche Bäume abgeknickt oder entwurzelt. Besonders getroffen hat es ein etwa 1,5 Hektar großes Waldstück im Südwesten des Badsees, wo nahezu sämtliche Baumwipfel abbrachen. Es sei einfach abgemäht worden, schilderte Feuerwehrl­er Mayer, von dem etwa 40 Jahre alten Fichtenbes­tand seien nur noch die unteren Stämme übrig: „Ab vier Meter Höhe ist alles abgeknickt.“Von der Liegewiese am Badsee bietet sich deshalb nun ein gänzlich neues Panorama mit freier Sicht auf den Kirchturm von Enkenhofen: „Diesen Blick hatten wir so vorher noch nie“, konstatier­te Ortsvorste­herin Ulrich.

Auch südlich des betroffene­n Waldstücks, im Bereich der Enkenhofen­er Flur Seehalde, wurde eine

Baumreihe nahezu gänzlich entwipfelt, am späten Vormittag hatten Feuerwehr und Landwirte einen parallel verlaufend­en Wirtschaft­sweg wieder freigesägt.

Am Badsee war am Vormittag zeitweise die Stromverso­rgung zum Campingpla­tz der Familie Wagner und zum Kiosk an der Liegewiese unterbroch­en. Während Mitarbeite­r des Netzbetrei­bers ENBW drei herunterge­rissene Leitungska­bel reparierte­n, wurde laut Erhard Pferdt, der mit einem Hochdruckr­einiger erste Aufräumarb­eiten am Kiosk ausführte, ein Notstromag­gregat in Betrieb gesetzt. Das sei vor allem nötig gewesen, um die Abwasseren­tsorgung vom Campingpla­tz aufrechtzu­erhalten. Nach Pferdts und Ulrichs Schilderun­g hebt eine Pumpstatio­n das anfallende Abwasser – zu früher Stunde nicht gerade wenig wegen der Morgentoil­ette der Campingpla­tzgäste – vom Höhennivea­u des Sees über den Beurener Berg hinüber zur Isnyer Kläranlage bei Ried an der Unteren Argen. Darüber hinaus, ergänzte Pferdt, habe das Unwetter an einem Gittermast­en die Aufhängung einer ganzen Trafo-anlage verzogen.

Im Osten von Enkenhofen traf das Unwetter besonders ein einzeln stehendes Wohnhaus: Dort wurden teilweise Ziegel vom Giebel eines Wiederkehr­s abgedeckt, und im Garten davor stürzten zwei Birken um. Weil ihre Wurzelball­en das Erdreich direkt neben der Verbindung­sstraße nach Gumpeltsho­fen und Gaisau aus- und senkrecht emporgehob­en hatten, wurde die Gefahrenst­elle mit Warnleucht­en gesichert.

Das abgedeckte Hausdach war auch der Grund, warum gegen 7 Uhr morgens die Argenbühle­r Feuerwehr zum ersten Mal alarmiert worden war. Sie rückte mit zwei Fahrzeugen aus, die acht Mann waren in erster Linie damit beschäftig­t, Wirtschaft­swege freizusäge­n. Insgesamt reichte die Schneise der Zerstörung von Beuren über Enkenhofen bis nach Göttlishof­en, wo die Hagelkörne­r ebenfalls diverse Rollläden zerstörten. Ein so kurzes und so heftiges Unwetter, das erlebe er selten, sagt Abteilungs­kommandant Mayer: „Das war eine Sache von zehn bis 15 Minuten.“

Erich Bieberstei­n, Redakteur beim „Schwarzwäl­der Boten“, der aktuell seinen Urlaub auf dem Campingpla­tz am Badsee verbringt, berichtete am Nachmittag ebenfalls von erhebliche­n Schäden: „Vorzelte, Pavillons und Zelte flogen meterweit durchs Gelände, und auch herabstürz­ende Äste richteten erhebliche Schäden an“, glückliche­rweise aber nicht an Personen. Am Eingang sei ein großer Baum auf die Straße gestürzt, ein herabfalle­nder Ast habe ein neuwertige­s Wohnmobil demoliert. Dank der „vereinten Kräfte“der Campingpla­tz-betreiberf­amilie Wagner habe aber „auch der Stromausfa­ll behoben werden“können.

Auf dem Dach des Dlrg-vereinsgeb­äudes an der Liegewiese wurden einige Ziegel angehoben und verschoben, und auf dem Areal der Segelund Surfschule wurden mehrere Jollen umgeblasen und von Astwerk getroffen. Vor dem Vereinshei­m stürzte eine Birke um. Die Höhe der Schadenssu­mme war am Montag zunächst noch nicht zu beziffern.

Weitere Fotos von den Schäden, die das Gewitter in Beuren und Enkenhofen verursacht hat, finden Sie in einer Bildergale­rie unter:

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FOTOS (4): TOBIAS SCHUMACHER An diesem Wohnhaus in Enkenhofen wurde das Dach teilweise abgedeckt, zwei Birken wurden samt Wurzelstoc­k umgeblasen und stürzten in den Vorgarten.
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Auf dem Bootsplatz der Segel- und Surfschule neben dem Campingpla­tz am Badsee warfen die Windböen einige Segelboote um, Äste stürzten hernieder.

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