Hagelgewitter wütet in Beuren und Enkenhofen
Zahlreiche Bäume abgeknickt – Campingplatz zeitweise ohne Strom – Tennisballgroße Hagelkörner
- Ein kurzes, lokal sehr begrenztes, dafür aber umso heftigeres Hagelgewitter mit Windböen in Orkanstärke hat am Montagmorgen gegen 5 Uhr in Beuren und Enkenhofen für eine Schneise der Verwüstung gesorgt – eine Bestandsaufnahme.
Massive Hagelschauer demolierten laut Beurens Ortsvorsteherin Silvia Ulrich im Ortskern Jalousien und Rolltore und wälzten nördlich des Dorfes Wiesen und Felder platt. Der Schulhof sei übersät von abgerissenen Ästen, die in den kommenden Tagen weggeräumt werden sollen, was dank der Schulferien aber Zeit habe, zumal erst an anderen Stellen aufgeräumt und nach zahlreichen Anrufen für Verkehrssicherheit gesorgt werden müsse, erklärte sie bei einem Ortstermin am Badsee.
Vom Sportplatz, an dessen Rand ein Obstbaum entwurzelt wurde, seien Fußballtore durch den Wind bis in den Bereich von Hedrazhofen verblasen worden, berichtete Ulrich. Gegenüber der Tankstelle des Busunternehmens Volk an der Hauptstraße
nach Enkenhofen waren noch am Mittag gegen 12 Uhr quadratmetergroße Reste von weißen Eisfeldern zu sehen. „Die größten Hagelkörner waren so groß wie Tennisbälle“, berichtete Michael Mayer, Abteilungskommandant der Feuerwehr von Göttlishofener. Ihm und seinen Kollegen hatte sich am Morgen rund um Enkenhofen ein Bild der Verwüstung geboten.
Auf dem freien Land wurden zahlreiche Bäume abgeknickt oder entwurzelt. Besonders getroffen hat es ein etwa 1,5 Hektar großes Waldstück im Südwesten des Badsees, wo nahezu sämtliche Baumwipfel abbrachen. Es sei einfach abgemäht worden, schilderte Feuerwehrler Mayer, von dem etwa 40 Jahre alten Fichtenbestand seien nur noch die unteren Stämme übrig: „Ab vier Meter Höhe ist alles abgeknickt.“Von der Liegewiese am Badsee bietet sich deshalb nun ein gänzlich neues Panorama mit freier Sicht auf den Kirchturm von Enkenhofen: „Diesen Blick hatten wir so vorher noch nie“, konstatierte Ortsvorsteherin Ulrich.
Auch südlich des betroffenen Waldstücks, im Bereich der Enkenhofener Flur Seehalde, wurde eine
Baumreihe nahezu gänzlich entwipfelt, am späten Vormittag hatten Feuerwehr und Landwirte einen parallel verlaufenden Wirtschaftsweg wieder freigesägt.
Am Badsee war am Vormittag zeitweise die Stromversorgung zum Campingplatz der Familie Wagner und zum Kiosk an der Liegewiese unterbrochen. Während Mitarbeiter des Netzbetreibers ENBW drei heruntergerissene Leitungskabel reparierten, wurde laut Erhard Pferdt, der mit einem Hochdruckreiniger erste Aufräumarbeiten am Kiosk ausführte, ein Notstromaggregat in Betrieb gesetzt. Das sei vor allem nötig gewesen, um die Abwasserentsorgung vom Campingplatz aufrechtzuerhalten. Nach Pferdts und Ulrichs Schilderung hebt eine Pumpstation das anfallende Abwasser – zu früher Stunde nicht gerade wenig wegen der Morgentoilette der Campingplatzgäste – vom Höhenniveau des Sees über den Beurener Berg hinüber zur Isnyer Kläranlage bei Ried an der Unteren Argen. Darüber hinaus, ergänzte Pferdt, habe das Unwetter an einem Gittermasten die Aufhängung einer ganzen Trafo-anlage verzogen.
Im Osten von Enkenhofen traf das Unwetter besonders ein einzeln stehendes Wohnhaus: Dort wurden teilweise Ziegel vom Giebel eines Wiederkehrs abgedeckt, und im Garten davor stürzten zwei Birken um. Weil ihre Wurzelballen das Erdreich direkt neben der Verbindungsstraße nach Gumpeltshofen und Gaisau aus- und senkrecht emporgehoben hatten, wurde die Gefahrenstelle mit Warnleuchten gesichert.
Das abgedeckte Hausdach war auch der Grund, warum gegen 7 Uhr morgens die Argenbühler Feuerwehr zum ersten Mal alarmiert worden war. Sie rückte mit zwei Fahrzeugen aus, die acht Mann waren in erster Linie damit beschäftigt, Wirtschaftswege freizusägen. Insgesamt reichte die Schneise der Zerstörung von Beuren über Enkenhofen bis nach Göttlishofen, wo die Hagelkörner ebenfalls diverse Rollläden zerstörten. Ein so kurzes und so heftiges Unwetter, das erlebe er selten, sagt Abteilungskommandant Mayer: „Das war eine Sache von zehn bis 15 Minuten.“
Erich Bieberstein, Redakteur beim „Schwarzwälder Boten“, der aktuell seinen Urlaub auf dem Campingplatz am Badsee verbringt, berichtete am Nachmittag ebenfalls von erheblichen Schäden: „Vorzelte, Pavillons und Zelte flogen meterweit durchs Gelände, und auch herabstürzende Äste richteten erhebliche Schäden an“, glücklicherweise aber nicht an Personen. Am Eingang sei ein großer Baum auf die Straße gestürzt, ein herabfallender Ast habe ein neuwertiges Wohnmobil demoliert. Dank der „vereinten Kräfte“der Campingplatz-betreiberfamilie Wagner habe aber „auch der Stromausfall behoben werden“können.
Auf dem Dach des Dlrg-vereinsgebäudes an der Liegewiese wurden einige Ziegel angehoben und verschoben, und auf dem Areal der Segelund Surfschule wurden mehrere Jollen umgeblasen und von Astwerk getroffen. Vor dem Vereinsheim stürzte eine Birke um. Die Höhe der Schadenssumme war am Montag zunächst noch nicht zu beziffern.
Weitere Fotos von den Schäden, die das Gewitter in Beuren und Enkenhofen verursacht hat, finden Sie in einer Bildergalerie unter: