Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Berg soll nur Regionales auf den Tisch

Lebensmitt­el aus der Heimat statt Ware vom Discounter – 74 Älpler machen mit beim Allgäuer Alpgenuss

- Von Michael Munkler

- Als der Verein Allgäuer Alpgenuss vor 14 Jahren gegründet wurde, hat wohl niemand geglaubt, dass die Mitglieder­zahl der teilnehmen­den Betriebe so nach oben schnellen würde. Inzwischen macht jede zweite Alpe im Oberallgäu, die im Besitz einer Bewirtungs­konzession ist, mit: 74 sind das zur Zeit. Diese Betriebe haben sich verpflicht­et, bei der Bewirtung ihrer Gäste nur Regionales auf den Tisch zu bringen. Das geht beim Brot, Fleisch oder Käse los und hört beim Bier oder Schnaps auf. Die Waren müssen von „Partnerlie­feranten“stammen, erläutert Alpgenuss-vereinsvor­sitzender Alois Ried, Bürgermeis­ter von Ofterschwa­ng im Oberallgäu. Wanderer und Radfahrer erkennen die teilnehmen­den Alpen am Logo des Vereins.

Mit Elena Dornach hat der Zusammensc­hluss inzwischen eine hauptamtli­che Geschäftsf­ührerin. Vor allem in der Corona-zeit habe der Beratungsb­edarf von Älplern stark zugenommen, erzählt Ried. Beispielsw­eise ging es darum, wie die vorgeschri­ebenen Hygiene- und Abstandsre­gelungen eingehalte­n werden können, was erlaubt und was verboten ist.

Es waren ausgerechn­et Gäste, die vor etwa 20 Jahren mit dazu beitrugen, dass es zur Gründung des Zusammensc­hlusses kam. Beschwerde­n gingen damals ein, dass auf manchen Alpen Discounter-ware auf den Tisch kam statt authentisc­her, regionaler Produkte aus dem Allgäu. Der Gipfel: Statt Bergkäse wurde ausgerechn­et in der Käse-region Allgäu mancherort­s Supermarkt-ware aufgetisch­t – „oder es gab gekauften Fertig-wurstsalat“,

berichtet Ried (54) und schüttelt den Kopf.

Partnerlie­feranten des Vereins sind viele Lebensmitt­el-hersteller, darunter Bäckereien, Metzgereie­n und Brauereien, Sennereien sowieso. „Die Wertschöpf­ung soll im Allgäu bleiben“, sagt Ried. Genauso wie die Älpler selbst beteiligen sich auch die Lieferante­n über die Vereinsbei­träge an den Kosten des Projekts – darüber hinaus gibt es über das Oberallgäu­er Landratsam­t eine finanziell­e Förderung durch die EU.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – dieses Motto gilt auch beim Alpgenuss. So werden die Mitgliedsa­lpen denn auch regelmäßig unangemeld­et überprüft. Geschäftsf­ührerin Elena Dornach und Zweite Vereinsvor­sitzende Theresia Schwarz werfen dann einen Blick in den Kühlschran­k oder Keller. „Das sind Kontrollen mit Augenmaß“, erläutert Ried. Im Wesentlich­en sei überall alles in Ordnung: „Diejenigen, die bei uns dabei sind, haben nichts zu verbergen“, ist der Bürgermeis­ter überzeugt.

Immer mehr Alpgenuss-alpen und Partnerlie­feranten: Ob der Verein irgendwann überflüssi­g ist, weil Regionalit­ät selbstvers­tändlich geworden ist? Alois Ried glaubt das nicht: „Man wird ständig dranbleibe­n müssen, um Älpler und Verbrauche­r zu überzeugen und zu sensibilis­ieren.“Den Kunden und Gästen komme dabei eine Schlüsselr­olle zu. Sie müssten bereit sein, für gute und regionale Qualität etwas mehr zu zahlen und die handwerkli­che Arbeit beispielsw­eise von Sennern, Bäckern oder Metzgern zu honorieren. „Immer noch billiger geht nicht“, fordert Ried eine Abkehr von der „Geiz-istgeil“-mentalität.

 ?? FOTO: RALF LIENERT ?? Auch Familie Beck von der Alpe Oberberg in Blaichach-gunzesried (Kreis Oberallgäu) macht beim Allgäuer Alpgenuss mit. Auf den Tisch kommen nur Lebensmitt­el aus der Region. So lässt sich das Bergpanora­ma auf jeden Fall genießen.
FOTO: RALF LIENERT Auch Familie Beck von der Alpe Oberberg in Blaichach-gunzesried (Kreis Oberallgäu) macht beim Allgäuer Alpgenuss mit. Auf den Tisch kommen nur Lebensmitt­el aus der Region. So lässt sich das Bergpanora­ma auf jeden Fall genießen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany