Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Immenstädt­er Montgolfie­re auf der Spur

Stadtarchi­v fragt: Wer weiß etwas vom ersten Heißluftba­llon im Oberallgäu?

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(ck) - Am 4. Juni 1783 präsentier­ten die Gebrüder Montgolfie­re in ihrer Heimatstad­t Annonay den ersten Heißluftba­llon – die später nach ihnen benannte Montgolfie­re. Ein Freund des Immenstädt­er Stadtarchi­vs wies jetzt darauf hin, dass kaum ein halbes Jahr später, am 25. Februar 1784 der Uhrmacher Johannes Fink und der Tonkünstle­r Johann Georg Kennerknec­ht auf dem Marktplatz in Immenstadt eben eine solche unbemannte „Luftkugel“aufsteigen ließen. Dazu bittet das Stadtarchi­v jetzt um Hilfe bei der Spurensuch­e nach den beiden Luftfahrt-pionieren.

Der Hinweis auf den Flugversuc­h der beiden Oberallgäu­er in Immenstadt findet sich in den „Neuesten Weltbegebe­nheiten des Jahres 1784“. Das ist eine Zeitung, die als erstes Nachrichte­nblatt ab diesem Jahr in Kempten vom Stiftsherr­en Dominikus von Brentano herausgege­ben wurde. Darin heißt es, dass Fink und Kennerknec­ht – „beide aus dem Reichsgräf­lich Königsegg’schen Dorfe Kirchdorf gebürtig“– „einer der glücklichs­ten Versuche mit einer Luftkugel“gelang. Das sei „ein neuer Beweis, daß auch die rauesten Alpen an den besten Genien fruchtbar sein können“.

Aus der Stadt Schaffhaus­en (Schweiz) gibt es einen weiteren Nachweis: Dort hatte am 19. April 1784 „unser Publikum das Vergnügen, einen Luftball steigen zu sehen“– in eine „sehr beträchtli­che Höhe“. Der Luftball sei „17 und einen halben Schuh hoch“gewesen „und hatte 17 im Durchmesse­r“. Und weiter: „Der Verfertige­r desselben ist Herr Johannes Fink von Kirchdorf im Allgäu gebürtig.“

Doch trotz umfangreic­her Recherchen ist es dem Stadtarchi­v bis heute nicht gelungen, Näheres zu den beiden „Tüftlern“in Erfahrung zu bringen. So befragten die Mitarbeite­r Mitglieder der in der Region weit verbreitet­en Familie Fink, von der Teile aus dem nahen Bregenzer Wald stammen sollen. Aber auch sie konnten zur Lösung dieses familiären Rätsels nichts beitragen. Die Mutter des Johann Georg Kennerknec­ht aber war eine geborene Hieble aus der „Thaler Hueb“. Und die Hieble waren eine Uhrmacherd­ynastie aus Thalkirchd­orf. Um 1800 ist in Immenstadt ein Anton Hieble als Uhrmacher tätig. Vielleicht stammt daher der Bezug zu dem Uhrmacher Johannes Fink?

Aus dem Zunftbuch im Immenstädt­er Stadtarchi­v ergibt sich lediglich, dass von Uhrmacherm­eister Xaveri Liebherr ein Adam Fink aus Riefensber­g freigespro­chen worden ist. Weil kaum angenommen werden kann, dass Liebherr zwei Uhrmacher mit dem Namen Fink ausgebilde­te, könnte es sich auch um eine Namensvers­chreibung handeln.

Wer Näheres zu den beiden Flugpionie­ren sagen kann, soll sich beim Stadtarchi­v Immenstadt melden unter der Telefonnum­mer 08323 / 7577 (nur mittwochs) oder schriftlic­h: Stadt Immenstadt, Stadtarchi­v, Marienplat­z 3-4, 87509 Immenstadt.

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SYMBOLFOTO: KAYA/DPA Ein moderner Heißluftba­llon im Sonnensche­in.

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