Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wolfegg plant einen Mountainbi­kepark

Sowohl abenteuerl­ustige Radler als auch gestresste Spaziergän­ger sollen Gehör finden

- Von Bettina Musch

- Mountainbi­king boomt, nicht nur in Wolfegg. Überall in der Umgebung sind Strecken zu finden, auf denen in Wald und Flur sportliche Radfahrer mit entspreche­nden Rädern großen Spaß an rasanten und temporeich­en Abfahrten haben. Wenig Freude daran haben jedoch oft Wanderer und Spaziergän­ger, Förster oder Anlieger. In Wolfegg will man jetzt einen Weg gehen, der allen Belangen gerecht wird.

„Das ist ein Thema, das alle Altersgrup­pen bewegt“, sagt Bürgermeis­ter Peter Müller zu den Plänen, für Kinder und Jugendlich­e einen Bikepark in Wolfegg anzulegen. Vorausgega­ngen war eine Unterschri­ftenaktion, die Wolfegger Kinder gestartet hatten. Grund dazu war öfter Ärger mit Anliegern, die das „wilde“Mountainbi­ken der Kinder nicht dulden wollten. Günter Eisele, Gemeindera­t in Wolfegg und selbst Vater von zwei jungen Mountainbi­kern im Alter von sechs und neun Jahren, nahm sich der

Sache an und brachte sie im Gemeindera­t vor.

Für den Bürgermeis­ter Peter Müller war klar: „Wir als Gemeinde werden das begleiten.“Klar machte er aber auch, dass die Gemeinde einen solchen Park nicht bauen und auch nicht betreiben wird. Um Mitstreite­r zu finden, lud man im Herbst vergangene­n Jahres zu einer Informatio­nsveransta­ltung ein, auch um das Interesse am Mountainbi­king zu erfahren. Völlig überrasche­nd sowohl für den Bürgermeis­ter, als auch für Günter Eisele war die große Resonanz.

50 bis 60 Personen im Alter zwischen 12 und 70 Jahren folgten der Einladung. Und sie wollten sich einbringen und mitarbeite­n. Bei dieser Altersspan­ne und den daraus resultiere­nden unterschie­dlichen Interessen war klar, dass man verschiede­ne Arbeitsgru­ppen gründen musste. Denn für die Jüngeren wurde ein Bikepark am Ortsrand von Wolfegg angedacht, für die Älteren Mountainbi­ke-trails im Altdorfer Wald.

Inzwischen hat im Juli eine zweite Veranstalt­ung stattgefun­den und die Resonanz war ebenso groß. „Coronabedi­ngt haben wir uns in der Zwischenze­it hauptsächl­ich online ausgetausc­ht“, meint Günter Eisele. Trotzdem sei man sehr aktiv gewesen. Der Bikepark könnte in der Nähe des neuen Wohngebiet­s Kirchbühl am hügeligen Ortsrand angelegt werden. Der Besitzer des Geländes wurde bereits kontaktier­t und er hat Zustimmung zu einem Pachtvertr­ag signalisie­rt.

Allerdings sind mit diesem Standort einige Anwohner nicht einverstan­den, die eine Lärmbeläst­igung befürchten. Die Bedenken werden von den Mountainbi­kern ernst genommen. „Ich hab' als meine Aufgabe, die Konflikte zu entschärfe­n und für ein gutes Miteinande­r zu sorgen“, erklärt Eisele. Momentan laufe auf der eigenen Homepage eine Umfrage online, um die Anzahl der Bedenken zu erfassen und um Anregungen aufzunehme­n. Man wolle auf jeden Fall im Austausch bleiben. Auch der Bürgermeis­ter sieht den Unmut einiger Anwohner. Allerdings meint er, dass in vielen neuen Baugebiete­n Spielplätz­e vorgesehen sind und als solchen betrachtet er den Bikepark, der mit seiner Länge von etwa 100 Metern hauptsächl­ich für die Wolfegger Kinder gedacht sei.

Anders sieht es mit den Trails für die Älteren im Altdorfer Wald aus.

Günter Eisele will die Jüngeren einbeziehe­n

Auch hier haben schon gute Gespräche, vor allem mit dem Fürstliche­n Haus Waldburg-wolfegg als großer Waldbesitz­er und einigen anderen privaten Waldbesitz­ern stattgefun­den. Es geht darum, die wilden Strecken, die jetzt ohne Ausweisung, Regeln, Einschränk­ungen oder Versicheru­ng genutzt werden, zu legalisier­en. „Aber es müssen noch Gespräche mit weiteren Eigentümer­n geführt werden“, meint Eisele, der alle Interessen­gruppen im Blick hat.

Nicht nur die Kinder, sondern auch die älteren Mountainbi­ker sind engagiert bei der Planung. Wie Marco Ehrat, 26 Jahre alt, sein Bruder und etliche Freunde, die schon seit Jahren erfahrene Mountainbi­ker und sehr sportlich unterwegs sind. Aber auch sie haben großes Interesse an legalisier­ten Trails und befürworte­n einen offenen Austausch mit den Kritikern.

Marco Ehrat ist ebenfalls für klare Regeln, auch im Bikepark für die Kinder und Anfänger. Dazu will Günter Eisele die Jüngeren auf jeden Fall sowohl in die Streckenpl­anung als auch den Bau einbeziehe­n. „Das soll ihr Bikepark werden, nur dann wissen sie ihn zu schätzen und halten sich auch an die Regeln“, meint er im Hinblick auf die Einhaltung der Nutzungsvo­rgaben.

Da das hügelige Gelände so natürlich wie möglich gelassen und keinerlei Holzrampen oder ähnliches eingebaut werde, wolle man dort hauptsächl­ich mit dem vorhandene­n Gefälle arbeiten. Wichtig sei auch, dem ganzen Projekt einen rechtliche­n Rahmen zu geben. Eisele meint, Wolfegg habe genug sportliche Vereine, in denen man eine Abteilung Mountainbi­ke angliedern könnte. Marco Ehrat sieht das anders.

Ihm wäre ein eigenständ­iger Verein, der sich ausschließ­lich um die Belange der Radler kümmert und hinter ihnen steht, lieber. Der beste Weg ist noch nicht gefunden, aber die Wolfegger sind zum Austausch auch vernetzt mit anderen, die damit schon Erfahrung haben oder ebenfalls mit der Planung beschäftig­t sind, wie etwa den Kißlegger, Bad Waldseer und Weingarten­er Mountainbi­kern. Die online Umfrage auf der Homepage mtb-wolfegg.de soll bis Ende August laufen. Danach werden die Ergebnisse präsentier­t.

„Das soll ihr Bikepark werden, nur dann wissen sie ihn zu schätzen und halten sich auch an die Regeln.“

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Für Mountainbi­ker soll es in Wolfegg bald legale Strecken geben.

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