Bürgermeister will Tempo 70 von Hergensweiler bis Wildberg

Gemeinde will gefährlichen Punkte an der B 12 entschärfen – Landratsamt sieht keinen Bedarf

- Die B 12 zwischen Hergensweiler und Wildberg ist eine Strecke von rund drei Kilometern, auf der Tempo 100 erlaubt ist. Zu viel, finden Bürgermeister Wolfgang Strohmaier und die Gemeinderäte von Hergensweiler. Denn es lassen sich Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang wie 2018 ein 76-jähriger Fahrradfahrer und 2019 ein 18-jähriger Motorradfahrer auf dieser Teilstrecke aufzählen. Außerdem Schwerverletzte bei Auffahrunfällen und Zusammenstößen.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung gab Bürgermeister Wolfgang Strohmaier nun die Information der Polizeiinspektion Lindenberg über die Entwicklung der Verkehrsunfallsituation im Jahr 2020 im Gemeindegebiet weiter. Demnach gibt es 2020 keine Todesopfer zu beklagen (2019 war es eines). Es gab, wie auch 2019, acht Unfälle mit Personenschaden, dabei eine schwer verletzte Person (2019 waren es zwei) und acht Leichtverletzte.

In diesem Zusammenhang wies Gemeinderätin Sibylle Englmann auf die bereits mehrfach angesprochene überhöhte Geschwindigkeit hin, die im Gemeindegebiet oft gefahren werde, und gegen die dringend angegangen werden müsse. Bürgermeister Wolfgang Strohmaier gab ihr recht. Er habe, so informierte er das Gremium, bereits mehrmals beim Landratsamt Lindau um eine Verkehrsschau gebeten. Beispielsweise direkt nach dem schweren Verkehrsunfall im August 2019, und zuletzt im Juli dieses Jahres. Seine bisherigen Schreiben bezogen sich auf die unübersichtliche Einfahrtsituation beziehungsweise die Überquerungsituation im

Bereich des Buswartehäuschens Mollenberg sowie die Zufahrten „Oberholz“und „Scheidenweiler“– bislang habe er beim Landratsamt aber kein Gehör gefunden.

In diesem Zusammenhang erinnerte Strohmaier im Gemeinderat auch an die Gefährlichkeit der Querung der B 12 für Schulkinder in den Bereichen Mollenberg und Oberholz sowie der Haltebucht auf Höhe Mollenberg, wo stehende Fahrzeuge oft vollständig die Sicht auf die B 12 in Richtung Wildberg verdecken. „Fakt ist, wir wollen eine Verkehrsschau – es gibt mehrere gefährliche Punkte. Unser Wunsch ist Tempo 70 von Hergensweiler bis Wildberg“, sagte der Bürgermeister.

Das sei kein übertriebener Wunsch, findet Strohmaier. Allein auf den etwa zwei Kilometern vom Ortsausgang Hergensweiler in Richtung Lindau, bis zur Abzweigung Mollenberg,

befinden sich rechts und links der Bundesstraße elf Zu- und Abfahrten auf die B 12, an denen der Verkehr beim Linksabbiegen zum Stillstand kommt. Wer hier abbiegen wolle, befinde sich immer in der Gefahr von nachfolgenden Verkehrsteilnehmern angefahren zu werden, sagte Strohmaier. Öfter schon habe er sich selbst auf dieser Strecke gefährdet gefühlt.

Dazu ist die an mehreren Stellen unübersichtliche Bundesstraße teils zum Überholen freigegeben. „Das ist alles richtig gefährlich und ich bin der ernsten Auffassung, dass die Behörde hier reagieren und die potenziellen Unfallpunkte entschärfen muss – bevor sie zum Unfall-hot-spot werden“, sagte Strohmaier. Die Straßenbaubehörde spreche immer von der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs. Er sei der Meinung, dass Tempo 70 die Leichtigkeit nicht behindere, aber die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer deutlich erhöhen könnte. Tempo 100 sei auf dieser Teilstrecke einfach zu hoch. Ganz aktuell habe das Landratsamt die Demarkierung verschiedener Beistriche an der Kuppe von Scheidenweiler angeordnet, sodass dort nicht mehr überholt werden darf. Strohmaier dazu: „Das kann Überholvorgänge verhindern, ändert aber noch nichts daran, dass die Geschwindigkeit am Ortsausgang Richtung Lindau erhöht wird und es wiederum zu gefährlichen Auffahrsituationen im Bereich der Abfahrt nach Scheidenweiler kommen wird.“Auf der Strecke zwischen Stockenweiler und der Abfahrt nach Opfenbach, ebenfalls B 12, gibt es im Übrigen drei Tempo 70 Bereiche.

Vom Landratsamt Lindau heißt es dazu auf Nachfrage, dass im Februar 2020 an der B 12 auf Höhe der Zufahrt nach Scheidenweiler eine vom Landratsamt Lindau durchgeführte Verkehrserfassung

erfolgt sei. Sowohl in Fahrtrichtung Wildberg, wie auch in Fahrtrichtung Hergensweiler sei kein auffälliges Geschwindigkeitsverhalten der Verkehrsteilnehmer festgestellt worden. Im Sommer 2020 sei die Gefahrenlage bei einer Verkehrsschau geprüft worden, mit dem Ergebnis, dass die bisherigen Beistriche der Fahrbahnmarkierung entfernt und stattdessen eine Doppellinie (Überholverbot) markiert worden seien. Außerdem seien die Wegweiser nach Scheidenweiler und Oberholz erneuert und vergrößert worden, um hier die Abfahrtsmöglichkeiten von der B 12 erkennbarer zu gestalten. Über dieses Ergebnis sei die Gemeinde Hergensweiler informiert worden. Die erforderlichen Voraussetzungen für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 70 würden an der B 12 nicht vorliegen, so das Landratsamt.