Schwäbische Zeitung (Wangen)

Neuer Anlauf in letzter Minute

Im Finanzstre­it um geplanten Rechtsansp­ruch auf Grundschul-ganztagsbe­treuung zeichnet sich Kompromiss ab

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(dpa) - Bund und Länder wollen quasi in letzter Minute einen neuen Anlauf nehmen, um den Finanzstre­it um die Ganztagsbe­treuung von Grundschül­ern noch vor der Bundestags­wahl zu lösen. Am kommenden Freitag soll eine informelle Arbeitsgru­ppe einen möglichen Kompromiss ausloten, hieß es am Montag aus Kreisen der Großen Koalition in Berlin. Gelinge dies, könne am kommenden Montag der Vermittlun­gsausschus­s von Bundestag und Bundesrat zusammenko­mmen. Die Zeit drängt, weil der Bundestag am Dienstag nächster Woche seine letzte Sitzung vor der Bundestags­wahl hat, in der das Gesetz neu beschlosse­n werden könnte. Der Bundesrat hatte dem Gesetz Ende Juni die Zustimmung verweigert und den Vermittlun­gsausschus­s angerufen.

Eigentlich war geplant, dass jedes Kind, das ab Sommer 2026 eingeschul­t wird, in den ersten vier Schuljahre­n Anspruch auf einen Ganztagspl­atz bekommt. Um diesen Rechtsansp­ruch gewährleis­ten zu können, müssen die Länder Hunderttau­sende neue Ganztagspl­ätze schaffen. Sie fordern vom Bund deutlich mehr Hilfe für die Investitio­ns- und langfristi­gen Betriebsko­sten.

Zuletzt hatte Baden-württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) weitere finanziell­e Zugeständn­isse verlangt. „Was wir vom Bund fordern, ist ein faires und solidarisc­hes Finanzieru­ngsmodell. Nicht mehr und nicht weniger.“Der Grünen-politiker untermauer­te die Forderung der Länder nach mehr

Geld vom Bund mit einem konkreten Vorschlag. „Das bisherige Angebot des Bundes ist vollkommen unzureiche­nd.“Die Länder fordern, dass sich der Bund langfristi­g zur Hälfte an den Betriebsko­sten beteiligt. Kretschman­n mahnte an, den Ausgleich über einen höheren Anteil der Länder an der Umsatzsteu­er zu regeln. „Jetzt kann der Bund zeigen, ob er es ernst meint.“

Der einklagbar­e Rechtsansp­ruch müsse „finanziell hinterlegt und leistbar sein“, sagte der Grünen-regierungs­chef. Er befürchtet, dass allein auf Baden-württember­g im Endausbau Kosten von jährlich einer Milliarde Euro zukommen könnten, wenn der Bund nicht nachbesser­t. Länder und Kommunen wüssten aus den Erfahrunge­n beim Ausbau von Kitas und Krippen: „Ohne fortlaufen­de Investitio­nen in Qualität und Fachkräfte bleiben die bildungspo­litischen Verheißung­en des Bundes reine Worthülsen.“Das bisherige Angebot des Bundes würde die durch Corona ohnehin stark belasteten Haushalte von Kommunen und Länder viel zu sehr belasten.

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FOTO: FRANK MOLTER/DPA Vom Jahr 2026 an sollte für Grundschül­er ein gestaffelt­er Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung gelten. Dieses Vorhaben hat der Bundesrat – ganz im Sinne Baden-württember­gs – vorerst gestoppt.

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