Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Jetzt mal ganz ehrlich, Herr Rief ...“

Wann sich der Cdu-kandidat zuletzt für Politiker aus der eigenen Partei geschämt hat

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(ksc) - „Jetzt mal ganz ehrlich ...“– unter diesem Motto hat die SZ die Direktkand­idaten der im Bundestag vertretene­n Parteien im Wahlkreis Biberach befragt. Persönlich­es, Politische­s, mitunter auch etwas Peinliches mussten sie dabei verraten. Für die Fragen, die für alle Kandidatin­nen und Kandidaten gleichlaut­end waren, hatten sie in der Live-befragung durch die Redaktion jeweils nur kurz Zeit zum Überlegen. Das hat Josef Rief (CDU) geantworte­t.

Was ist der größte Luxus, den Sie sich je gegönnt haben?

Das war sicherlich meine 14-tägige Hochzeitsr­eise in die Dominikani­sche Republik. Das war mit Abstand der längste Urlaub, den ich je hatte. Wenn man in der Landwirtsc­haft arbeitet, müssen die Tiere versorgt werden und man muss sich um den Hof kümmern. Oder ich muss auch zahlreiche politische Termine wahrnehmen. Eigentlich bleibt bei einem solchen Beruf wenig Zeit für Urlaub.

Was war Ihr Antrieb, in die Politik zu gehen?

Meine Familie war schon immer politisch aktiv: Mein Vater war Ratsmitgli­ed in Kirchberg. Aber auch mein Großvater 1933, der von der NSDAP aus dem Kirchberge­r Gemeindera­t gedrängt wurde. Nach dem Krieg wurden meine Großmütter Mitglieder der CDU. Am Frühstücks­tisch hat unsere Familie immer über Politik diskutiert. Es gab ein Schlüssele­rlebnis, warum ich später in die Junge Union eingetrete­n bin: Als ich während meiner Fremdlehre auf dem Hof des Bad Schussenri­eder Ortsvorste­hers war, begegnete mir häufiger der vormalige Bürgermeis­ter von Bad Schussenri­ed Hubert Kohler: aus meiner Sicht ein ganz offener und glaubwürdi­ger Mensch. Es gab im Ort aber eine Gruppierun­g, welche die Zeitschrif­t „Motzer“herausgab und dem Bürgermeis­ter immer am Zeug geflickt hat. Sie hat behauptet, er habe einen bestimmten Brief geschriebe­n. Das stimmte aber gar nicht, und der Bürgermeis­ter ist dagegen auch rechtlich erfolgreic­h vorgegange­n. Trotzdem hat diese Gruppierun­g bei den darauffolg­enden Wahlen viele Stimmen bekommen. Das hat mich motiviert, in die Junge Union einzutrete­n. Übrigens war einer der Aktivisten der Gruppe Oswald Metzger, später bei den Grünen, der später mein Hauptwettb­ewerber um das Bundestags­mandat war.

In welchen Punkten liegen Sie mit Ihrer Partei über Kreuz?

Ich würde mir wünschen, dass wir als Union noch mehr familienpo­litische Akzente setzen. Beispielsw­eise sollten Kinder mehr Unterstütz­ung bekommen. Das Kindergeld sollte erhöht werden, oder man könnte Familien mit steuerlich­en Entlastung­en fördern. Das kostet natürlich viel Geld. Zugleich müsste die Union die Agrarpolit­ik besser fokussiere­n und sich auf diesem Gebiet klarer aufstellen. Wenn man verlangt, dass Landwirte Aufwendung­en für gewisse Standards tragen müssen, die sich jedoch am Markt nicht erlösen lassen, dann muss die Gesellscha­ft die Mehrkosten dafür tragen. Das muss bei der Union deutlich werden.

Wie sähe Ihre Wunschkoal­ition nach dem 26. September aus?

Eine Alleinregi­erung der Union wäre mir natürlich am liebsten. Mein bevorzugte­r Koalitions­partner wäre die FDP. Trotzdem müssen wir mit allen demokratis­chen Parteien koalitions­fähig sein. Allerdings schließe ich eine politische Zusammenar­beit sowohl mit der AFD als auch mit der Linken aus.

Was tun Sie persönlich ganz konkret, um Ihren ökologisch­en Fußabdruck klein zu halten?

Wir sind fast nie in den Urlaub geflogen. Das muss nicht sein. Als Landwirt schaue ich auch immer, dass wir eine gute Ernte erwirtscha­ften, dann haben wir pro produziert­er Einheit einen geringeren Kohlendiox­id-ausstoß. Außerdem habe ich schon Tausende Bäume gepflanzt, seitdem ich im Bundestag bin, pflanzen lassen. Ich besitze zudem eine kleine Photovolta­ik-anlage, mit der ich möglicherw­eise bald ein eigenes Elektroaut­o aufladen könnte.

Welche Eigenschaf­t von Angela Merkel hätten Sie gerne?

Ihre Ruhe und ihre Fähigkeit zur Analyse. Sie kann sich in kürzester Zeit in komplexe Themen einarbeite­n. Das ist genial. Wenn sie Fragen in unserer Bundestags­fraktion beantworte­t, äußert sie sich in einer unglaublic­hen thematisch­en Breite und Tiefe.

Was war der größte Mist, den Sie als Jugendlich­er gebaut haben?

Ich bin ein sehr normaler Jugendlich­er gewesen und bin gelegentli­ch abends zu spät nach Hause gekommen wegen irgendwelc­her Festivität­en. Durchaus habe ich auch mal zu viel getrunken. Aber ich musste morgens immer früh aufstehen, da haben meine Eltern keine Gnade gekannt.

Was haben Sie zuletzt bei Amazon gekauft?

Bei Amazon habe ich persönlich noch nie etwas bestellt. Ich will das

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FOTO: GEORG KLIEBHAN Josef Riefs Lieblingsp­latz im Landkreis Biberach ist der Bussen, der heilige Berg Oberschwab­ens.

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