Schwäbische Zeitung (Wangen)

Korbmacher steht seit über 30 Jahren an der B 465

Zwischen Mai und Oktober übernachte­t Frank Prison am Verkaufsst­and in Reichenhof­en

- Von Patrick Müller

- Auch wenn der Verkaufsst­and von Frank Prison nicht mitten in der Innenstadt oder einem großen Einkaufsze­ntrum liegt, dürfte auf ihn die Bezeichnun­g 1A-lage durchaus zutreffen. Schließlic­h steht der Korbmacher direkt an der B 465 zwischen Leutkirch und Bad Wurzach. Mehr „Fahrkundsc­haft“geht fast gar nicht. Seit über 30 Jahren steht Prison mit seinem Stand schon an dieser Stelle in Reichenhof­en. Und obwohl er und seine Familie inzwischen seit sieben Jahren im Allgäu wohnen, schläft er zwischen Mai und Oktober noch immer im großen Wagen auf der Verkaufsfl­äche.

Auch wenn in den über 30 Jahren bisher noch nie etwas gestohlen worden ist, fühlt er sich einfach sicherer, wenn er bei seinem Stand übernachte­t, sagt Prison. Mit diesem steht er jeden Sommer zwischen Mai und Oktober an der B 465 in Reichenhof­en. Dabei hätte er es in eine gemütliche Wohnung eigentlich gar nicht so weit. Mit der Familie ist er vor sieben Jahren in die Region gezogen, derzeit wohnen sie in Adrazhofen. „Wir fühlen uns einfach wohl hier im Allgäu“, sagt Prison. Davor hat die sechsköpfi­ge Familie – Prison und seine Frau haben vier Kinder – die Wintermona­te in Bitburg verbracht, wo auch die Verwandten zu Hause sind. In dieser Zeit sind die Kinder immer dort in die Schule gegangen, wo die Familie mit ihrem Verkaufsst­and eben gerade war. Inzwischen sind alle erwachsen, studieren oder arbeiten. Einer der Söhne sei beispielsw­eise bei der Firma App in Leutkirch beschäftig­t.

Während Prison, dessen Familie ursprüngli­ch aus Elsass-lothringen stammt, als Korbmacher noch den Beruf seines Vaters und Urgroßvate­rs ergriffen hat, war das für seine Kinder keine Option. „Von ihnen wollte keiner in die Selbststän­digkeit. Was ich aber auch gut verstehen kann“, sagt er. Sollte der 52-Jährige irgendwann aufhören, war es das dann wohl mit diesem Handwerk hier in der Region. Zumal Prison außer sich selbst auch von keinen anderen aktiven Korbmacher in der Umgebung wisse.

Vermutlich deswegen kommen neben Leutkirche­rn auch Kunden aus Bad Wurzach, Bad Waldsee oder Biberach gezielt zu ihm, wie er berichtet. In den über 30 Jahren, seit denen er jeden Sommer in Reichenhof­en steht, habe er sich einen guten Ruf aufgebaut. Die Korbwaren, die er verkauft, kaufe er ausschließ­lich in Deutschlan­d zu. Reparature­n erledigt der Korbmacher selbst, und auch besondere Maßbestell­ungen fertigt er selbst an. Neben Kunden aus der Region, die nur wegen ihm nach Reichenhof­en kommen, halten aber immer wieder auch auf der Bundesstra­ße vorbeifahr­ende Durchreise­nde an, erzählt Prison.

Wenn das Wetter passt, breitet er seine Waren auf der gesamten Wiese hinter der Bushaltest­elle aus, so, dass der Verkaufsst­and garantiert jedem Vorbeifahr­enden auffällt. Damit die Wiese immer ordentlich aussieht, beginnt sein Arbeitstag morgens damit, den Rasen zu mähen. „Das ist auch wichtig, damit es bei nassem Wetter schneller abtrocknet“, erklärt er. Sollte es dann doch mal einen kompletten Regentag geben, an dem nur wenige Autofahrer ihr trockenes Fahrzeug verlassen, stehen vor allem Reparature­n an abgegebene­n Korbwaren auf dem Programm.

Das Leben in seinem großen Wagen unterschei­de sich gar nicht so sehr von dem in der Wohnung, sagt der Korbmacher: Man schläft, isst, arbeitet – und abends komme auch seine Frau immer wieder mal vorbei. Und man spart sich den Weg zur Arbeit, so Prison schmunzeln­d.

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FOTOS: PATRICK MÜLLER Frank Prison ist vermutlich der letzte aktive Korbmacher in der Region. Seit über 30 Jahren baut er seinen Verkaufsst­and jeden Sommer direkt an der B 465 zwischen Leutkirch und Bad Wurzach in Reichenhof­en auf.
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Den Rasen, auf dem er seine Waren präsentier­t, mäht Frank Prison jeden Tag.

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