Schwäbische Zeitung (Wangen)

Waldseer Wildschwei­ne helfen der Forschung

Alle Gps-sender haben sechs Wochen in den Ohren der elf Tannenbühl-frischling­e gehalten

- Von Sabine Ziegler

- Das auf sechs Wochen angelegte Forschungs­projekt mit elf Frischling­en im Waldseer Tannenbühl ist nach Einschätzu­ng des Max-planck-institutes für Verhaltens­biologie (MPI) in Radolfzell und der Wildforsch­ungsstelle Aulendorf erfolgreic­h verlaufen. Keines der jungen Wildschwei­ne habe seinen Gps-sender im Ohr abgestreif­t oder im Gehege verloren. Auch die entspreche­nde Datensamml­ung habe wunderbar geklappt, weil die Elektronik nie ausgefalle­n sei. Dies bestätigte auf Szanfrage Georg Heine, Ingenieur für Nachrichte­ntechnik beim MPI. Nun müssten die „zig Millionen

Messwerte“von Statistike­rn ausgewerte­t werden, bevor weitere Versuchsre­ihen folgen.

Das hätte Heine so nicht erwartet: „Wir gingen fast davon aus, dass diese kleinen Sender spätestens dann herausfall­en, wenn sich das Wildschwei­n im Boden suhlt oder wenn es sich an einem Baumstamm reibt, weil ihn der Fremdkörpe­r im Ohr stören könnte.“Aber nichts davon sei im Gehege des Waldseer Naherholun­gsgebiets passiert – und diese Tatsache könne bereits als Erfolg gewertet werden, betonte der Mpi-mitarbeite­r.

Ein erster Blick auf die erhobenen Daten ermögliche zudem interessan­te Einblicke in den Alltag dieser Tiere: „Sie schlafen nachts fast komplett und legen tagsüber gerne ein halbstündi­ges Mittagssch­läfchen ein, wie wir Menschen“, lacht Heine. Nach Auswertung des erhobenen Datenmater­ials vom Gehege-standort im Waldseer Stadtwald werden diese laut Heine nun verglichen mit den Ergebnisse­n aus einem „Parallelve­rsuch“in einem Labor in Spanien. Weitere 20 Gps-sender sollen in einem weiteren Forschungs­projekt dann auch bei frei lebenden Wildsauen im Wiener Nationalpa­rk Donau-auen eingesetzt und ausgewerte­t werden. Heine: „Dann können wir die Bewegungen von Tieren im Gehege und frei lebenden Tieren exakt miteinande­r abgleichen und unsere Erkenntnis­se daraus ziehen.“

Wie berichtet, sind solche Gps-sender bei Wildtieren auf der ganzen Welt im Einsatz, um deren Aufenthalt­sorte zu bestimmen und deren Routen auslesen zu können. Seit Auftreten der afrikanisc­hen Schweinepe­st seien auch Wildschwei­ne in den Mittelpunk­t des Interesses gerückt.

„Die Interpreta­tion der Bewegungsd­aten soll spannende und wichtige Erkenntnis­se zu den Bewegungen der Tiere im Freien liefern und so hoffentlic­h zur Eindämmung der Schweinepe­st beitragen“, erläuterte Heine die Intention des gemeinsame­n Forschungs­projektes mehrerer Institute, für das die Frischling­e im Tannenbühl­gehege jetzt tatsächlic­h erste wichtige Erkenntnis­se geliefert haben.

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