Bike-projekt sorgt für heftigen Gegenwind
Mountainbiker hoffen in Oberstaufen auf ein Übungsgelände – Bürgerinitiative will das Projekt verhindern
- Bereits weit über 1000 Unterschriften haben Andrea Wirrwitz-bingger und ihre Kolleginnen Christiane Krause, Susanne Häußler-wilfer, Annette Matt und Gemeinderätin Beate Kümpflein gesammelt. Mit ihrer Initiative „Rainwaldretter“möchten die Staufnerinnen verhindern, dass im Naturpark Rainwald Übungstrails für E-mountainbiker gebaut werden. Das hat der Gemeinderat im Juli beschlossen (wir berichteten).
„Wir sind nicht generell gegen ein solches Übungsgelände, aber der Rainwald ist definitiv der falsche Standort. Dagegen wehren wir uns“, steht in der Petition der Initiative. „Unser Eindruck ist, dass viele, die sich dieser Gegeninitiative angeschlossen haben, über keinerlei aktuelle Information beziehungsweise sogar über bewusst gestreute Falschinformationen verfügen“, entgegnet Bürgermeister Martin Beckel. Deshalb möchte er auf einer Informationsveranstaltung am Donnerstag, 9. September, 19 Uhr, im Thaler Festsaal das Projekt nochmals detailliert vorstellen.
200 000 Euro will Oberstaufen Tourismus Marketing im Rainwald für das 1,6 Hektar große Projekt investieren. Der jährliche Unterhalt wird nochmals rund 10 000 Euro kosten. Auf den geplanten zehn Strecken sollen Einsteiger ihre Fähigkeiten testen und verbessern. Das trage auch zur Besucherlenkung bei, meint der Staufner Rathauschef.
Beate Kümpflein (SPD) stimmte als Einzige gegen das Projekt und schloss sich der Initiative „Rainwaldretter“an, weil sie glaubt, „dass die Gefahr besteht, Fußgänger und Mountainbiker könnten im Rainwald in Konflikt geraten“. Die Initiative befürchtet, dass der Rainwald als Naherholungsgebiet für Einheimische und als Naturpark komplett verloren geht. Kümpflein geht davon aus, dass nicht nur Hobbysportler, die in Oberstaufen Urlaub machen, das Übungsgelände nutzen würden, „sondern auch viele Biker, die von außerhalb kommen“. Dadurch werde eine Besucherlenkung nicht möglich sein.
Was die Staufnerin, ihre Mitstreiterinnen und viele Bürger geärgert habe, sei die Tatsache, dass sie erst vier Wochen nach der Beschlussfassung des Gemeinderats im Mitteilungsblatt über den konkreten Standort informiert wurden. Annette Matt kann es nicht fassen, „dass so viele einheimische Gemeinderäte den Naturpark Rainwald als Standort in Erwägung gezogen und für das Projekt gestimmt haben“.
Die Übungstrails könnte man am Hündle oder Imberg bauen, meint Gemeinderätin Kümpflein, wo bereits genügend Parkplätze vorhanden seien. „Wir wollen die Natur für unsere Kinder und Enkel erhalten und für die Gäste, die hier in Oberstaufen Ruhe und Erholung suchen.“Dieses Kleinod müsse unbedingt erhalten bleiben, fordert Häußler-wilfer. Vor allem deshalb, weil dort viele Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen spazieren gehen würden.
Deshalb sei der Widerstand gegen das geplante Projekt in den vergangenen Wochen stark gewachsen. „1000 von 7200 Staufnern sind gegen die Übungstrails. Das sind mehr als zehn Prozent der Wahlberechtigten, deren Unterschrift wir für ein Bürgerbegehren bräuchten, wenn die Gemeinde von den Plänen nicht abweichen sollte“, meint Wirrwitzbingger. „Das Projekt wird als pädagogisches Übungsfeld für Radfahrer und Wanderer verkauft. Dabei wird die Artenvielfalt des Ökosystems Waldboden vernichtet“, sagt Häußler-wilfer. Und ein zweiter Bauabschnitt zur Erweiterung sei bereits geplant. Das ganze Vorhaben bedeute eine weitere Zerstörung der Natur mit einer nicht erwünschten Zunahme von Tagesausflüglern, befürchten die „Rainwaldretterinnen“.
Dem Vorwurf, die Bürger nicht ausreichend informiert zu haben, widerspricht Bürgermeister Beckel. In den öffentlichen Sitzungen, in denen das Thema seit 2019 ausgiebig behandelt worden sei, habe es danach keinerlei Fragen oder Anregungen zu den Plänen gegeben. „All diese Sitzungen waren öffentlich, und die Tagesordnungspunkte sind vorab bekannt gegeben worden“, sagt Beckel, der auch auf die ausführliche Berichterstattung in der Presse verweist. Dass im stillen Kämmerlein entschieden worden sei, entspreche nicht der Wahrheit.
Der Rainwald bleibe als Naherholungsgebiet, Wander- und Spazierwald einschließlich der Flächen für das Waldferienlager des Familienzentrums Oberstaufen „vollständig erhalten“, betont der Rathauschef. „Daher werden wir in der öffentlichen Veranstaltung am 9. September für Aufklärung sorgen und im Dialog eine Lösung suchen.“