Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zahl der Impfdurchb­rüche nimmt in Lindau deutlich zu

Infektions­geschehen laut Behörden noch gut überschaub­ar – Vor allem ältere Menschen sind betroffen

- Von Grischa Beißner

- Die Zahl der Impfdurchb­rüche nimmt zu – auch in Lindau. 35 sind es nun insgesamt, davon vier innerhalb der vergangene­n Woche. Die Lindauer Behörden nehmen diese zwar ernst, zeigen sich aber betont gelassen. Denn noch immer ist der Anteil der Geimpften, die sich dennoch mit dem Coronaviru­s infizieren, sehr gering. Warum die Zahl an Impfdurchb­rüchen steigt, dazu möchte man sich im Landratsam­t aber noch nicht festlegen.

3572 Corona-fälle gibt es bis heute im Landkreis Lindau. Daneben wirkt die Zahl der festgestel­lten 35 Impfdurchb­rüche tatsächlic­h verschwind­end gering. Sie liegt sogar noch unter dem Bundesdurc­hschnitt von knapp unter zwei Prozent. Der überwältig­ende Anteil der Infizierte­n sind also ungeimpfte Menschen. Dennoch vermeldet das Landratsam­t: „Die Zahl der Impfdurchb­rüche ist deutlich gestiegen.“Noch vor zwei Wochen lag die Zahl erst bei 26. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärunge­n: der Umstand, dass es bei mehr Geimpften auch automatisc­h mehr Durchbrüch­e geben müsste – oder die höhere Ansteckung­sgefahr durch die Delta-variante.

Während sich auch in Lindau vor allem jüngere Menschen mit dem Virus infizieren, gefährden die Impfdurchb­rüche eher ältere Menschen. Speziell die Delta-variante scheint da eine große Rolle zu spielen. Diese dominiert nicht nur das Infektions­geschehen – bei allen Infektione­n in Lindau handelt es sich inzwischen um die Delta-variante – sondern scheint auch vermehrt zu Impfdurchb­rüchen zu führen. Denn ein großer Teil der Impfdurchb­rüche wurde innerhalb der vergangene­n vier Wochen registrier­t. Aktuell sind drei Infizierte im Landkreis stationär im Krankenhau­s in Behandlung, seit Mittwoch befindet sich ein Patient auf der Intensivst­ation.

Die jüngsten Zahlen vom Robertkoch-institut (RKI) deuten darauf hin, dass seit dem Auftreten der Delta-variante auch die Impfdurchb­rüche

stark angestiege­n sind. Selbst wenn miteinbezo­gen wird, dass auch die Zahl der Geimpften zugenommen hat – und damit auch das Potenzial für Impfdurchb­rüche steigt –, häufen sich die Fälle. Auch im Landkreis Lindau sind vor allem ältere Menschen betroffen. Allerdings möchten die Verantwort­lichen im Gesundheit­samt da noch keine Rückschlüs­se ziehen. Dafür seien die

Zahlen insgesamt zu gering, und Menschen zwischen 20 und 30 Jahren seien beispielsw­eise ebenfalls betroffen.

Auch dass ein bestimmtes Vakzin besonders häufig von Impfdurchb­rüchen betroffen sein könnte, sei nicht mehr feststellb­ar. Zu Anfang seien noch häufiger Fälle bei mit Biontech/pfizer Geimpften aufgetrete­n, inzwischen seien aber auch andere Impfstoffe betroffen. Zudem, so Sibylle Ehreiser vom Landratsam­t, „sind natürlich auch die meisten Menschen mit dem Vakzin Biontech/pfizer geimpft worden, daher lässt sich daraus kein Rückschlus­s auf dessen Wirksamkei­t ziehen.“

Allein der Umstand, dass es überhaupt Impfdurchb­rüche gibt, stellt den Erfolg der Impfkampag­ne nicht infrage.

„Die Impfstoffe bieten keinen 100prozent­igen Schutz, deshalb ist auch immer wieder mit Impfdurchb­rüchen zu rechnen“, schreibt Angela Wolf vom Landratsam­t. Damit will sie auch entschiede­n Behauptung­en widersprec­hen, die immer wieder im Internet und in der sogenannte­n „Querdenker“-szene kursieren und versuchen, die Impfkampag­ne in Verruf zu bringen. „Je mehr Menschen

geimpft sind, desto schwerer hat es das SARS-COV-2-VIRUS, jemanden zu infizieren. Geimpfte Personen können so beispielsw­eise Infektions­ketten unterbrech­en und sind selbst gut vor schweren Verläufen, Hospitalis­ierung und Tod durch eine Covid-19-erkrankung geschützt. Zudem schützen sich geimpfte Personen nicht nur selbst, sondern schützen auch diejenigen, welche sich selbst nicht schützen können.“Damit sind auch Kinder gemeint, die sich nicht gegen Corona impfen lassen können. Rund ein Viertel der Neuinfekti­onen im Landkreis betreffen Kinder.

Weil auch im Landkreis vor allem ältere Menschen betroffen sind, soll diese Gruppe auch wieder stärker geschützt werden. Zwischen Landratsam­t und Altenheime­n wird bereits kooperiert, sagt Angela Wolf: „Die Zusammenar­beit läuft gut, es gibt hier auch gerade im Bezug auf die geplanten Drittimpfu­ngen einen engen Austausch.“Bereits in Kürze sollen die Auffrischu­ngsimpfung­en in den Alten- und Pflegeheim­en starten. Mit dem Sanitätsdi­enstleiste­r Allgäu Medical werden, so Wolf, bereits die ersten Termine abgestimmt.

Der Kreis Lindau halte sich an die Vorgaben der bayerische­n Landesregi­erung, so Wolf weiter. Dementspre­chend sollen Drittimpfu­ngen zunächst insbesonde­re an Bewohnerin­nen und Bewohner von Pflegeeinr­ichtungen sowie weitere Einrichtun­gen mit vulnerable­n Gruppen, an Menschen mit Immunschwä­che, an Pflegebedü­rftige zu Hause und an Menschen ab 80 Jahren verteilt werden.

Den übrigen Geimpften wird geraten, sich weiterhin an die Aha-lregeln zu halten: Abstand halten und in Innenräume­n Maske tragen. Im Landkreis Lindau hat die Pandemie schon länger kein Todesopfer mehr gefordert: „Der letzte ,Covid19-tote’ wurde im Mai 2021 registrier­t. Alleine dieser Umstand zeigt, wie wichtig die Impfkampag­ne ist. Gerade im Bereich der Pflegeeinr­ichtungen ist dies ein Meilenstei­n“, schreibt Angela Wolf.

 ?? FOTO: JOE GIDDENS/PA WIRE/DPA ?? Mit der vierten Welle nehmen nicht nur die schweren Verläufe von Covid-19 wieder zu, sondern auch die Impfdurchb­rüche. In Lindau ist zum ersten Mal wieder ein Patient auf der Intensivst­ation.
FOTO: JOE GIDDENS/PA WIRE/DPA Mit der vierten Welle nehmen nicht nur die schweren Verläufe von Covid-19 wieder zu, sondern auch die Impfdurchb­rüche. In Lindau ist zum ersten Mal wieder ein Patient auf der Intensivst­ation.

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