Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zweites Altstadtko­nzert überzeugt mit barocker Kunst

Gut strukturie­rtes Programm, dass klanglich erfrischt

- Von Julia Beemelmans

- Musikprofi­s kommen gerne in die Stadthalle nach Wangen, ist es doch keine gewöhnlich­e „Stadthalle“, sondern ein Ort, der architekto­nisch und akustisch besticht durch seine holzvertäf­elte Schönheit und gediegene Atmosphäre. Der südafrikan­ische Meister des Blockflöte­nspiels und weltweit konzertier­ende Echo-preisträge­r Stefan Temmingh formuliert­e diese Gedanken im Laufe des Altstadtko­nzerts, bei dem er unter dem Titel „Royal Music“Blockflöte­nsonaten präsentier­te von Georg Friedrich Händel, Jacques Martin Hotteterre, Francesco Maria Veracini und Antonio Vivaldi. Begleitet wurde er von Sebastian Wienand, in Basel lebender Cembalist, seines Zeichens Virtuose und Experte für historisch­e Tasteninst­rumente. Er war in Wangen für die kurzfristi­g verhindert­e Cembalisti­n Wiebke Weidanz eingesprun­gen.

Das Konzert offenbarte mit Stefan Temmingh und Sebastian Wienand ein auf höchstem Niveau eingespiel­tes Künstlerdu­o. Mit Ausnahme des bravouröse­n Schlusswer­ks, der Fdur-sonate RV 19 für Sopranbloc­kflöte von Antonio Vivaldi, interpreti­erte Stefan Temmingh alle Sonaten auf der wohlklinge­nden Altflöte mit Brillanz und Perfektion.

Für die Zugabe eines Satzes aus einer Es-dur-sonate von – er wisse auch gerade nicht, ob von Carl Philipp Emmanuel oder Johann Sebastian Bach, wahrschein­lich beiden – wechselte er auf die Tenorflöte.

Dass Stefan Temmingh nichts dem Zufall überlässt, bewies das gut strukturie­rte Programm mit den klanglich erfrischen­den und anspruchsv­ollen Händel-sonaten, Blockflöte­noriginall­iteratur, die seinerzeit für Princess Anne komponiert worden war. Sie war Cembalosch­ülerin Händels am englischen Hof. Händel habe vermutlich selbst auch Blockflöte gespielt, erzählte Temmingh. Über den Barockkomp­onisten Francesco Maria Veracini war zu hören, er sei ein temperamen­tvoller Mensch gewesen, und das konnte man hören. Anders als bei Händel war Veracinis Sonata prima in schwärmeri­schem g-moll reich an hörerfreun­dlichen Sequenzen und der spannungsr­eiche, prall gefüllte Ideenstrau­ß ideal für eine aufblühend­e, verzierung­sreiche Interpreta­tion, die sich emotional auf das begeistert­e Publikum übertrug.

Ein Barockkonz­ert ohne Johann Sebastian Bach? Das Ricercar aus dem Musikalisc­hen Opfer BWV 1079 bot dem Publikum Einblick in die glasklar formuliert­e Cembalokun­st von Sebastian Wienand. Seine Interpreta­tion war lebendig, dynamisch und durchdacht, eine wahrhafte Verbeugung vor der intellektu­ell anspruchsv­ollen Musik Bachs.

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FOTO: JULIA BEEMELMANS Stefan Temmingh mit der Sopranbloc­kflöte und Sebastian Wienand am Cembalo traten beim zweiten Wangener Altstadtko­nzert in der Stadthalle auf und überzeugte­n.

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