Rößlerweiher bekommt Eisrettungsleiter
Das hat der Erfinder dem Vater des im vergangenen Winter Verunglückten versprochen
- Als im vergangenen Winter ein Schlittschuhläufer im Rößlerweiher einbrach und ums Leben kam, war die Betroffenheit in der Region groß. Diesen Winter soll es an dem beliebten Weiher bei Schlier eine Eisrettungsleiter geben, die ein Erfinder aus Ebenweiler konstruiert hat. Dank einer Spendenaktion kann er an diesem Projekt weiterarbeiten.
Das Unglück ereignete sich im Februar dieses Jahres. Ein 29-Jähriger war auf dem zugefrorenen Rößlerweiher beim Schlittschuhlaufen, als er plötzlich ins Eis einbrach. Ein 60jähriger Passant wollte helfen. Beim Versuch, den Schlittschuhläufer aus dem Wasser zu retten, brach der Helfer aber selbst ins Eis ein. Zwei weiteren Passanten gelang es, den 60Jährigen mit Hilfe eines Astes ans Ufer zu holen.
Der 29-Jährige wurde dann von einem Helfer der DLRG aus dem Eiswasser gezogen. Allerdings hatte er sich bereits 30 Minuten unter dem Eis befunden und starb wenige Stunden später im Krankenhaus.
Der Vorfall zeigte, wie wichtig in solchen Fällen eine schnelle Rettung ist. Denn der menschliche Körper kühlt schnell aus. Dies wiederum kann zur Bewusstlosigkeit führen. Das Unglück führte aber auch vor Augen, das Helfer oft Gefahr laufen, selbst ins Eis einzubrechen.
Dieses Thema beschäftigt Niels Knappe aus Ebenweiler schon seit Jahren. Selbstrettung aus eigener Kraft sei nahezu unmöglich, wenn man ins Eis eingebrochen sei, sagt er. Passanten seien als Helfer meist schneller zur Stelle als alarmierte Einsatzkräfte. Das Problem: fehlende Geräte zur sicheren Personenrettung.
Niels Knappe tüftelte an einer Lösung und entwarf eine schwimmfähige Eisrettungsleiter, die mit Hilfe von Schiebebügeln auf dem Eis bewegt werden kann. So können Helfer im Stehen auf dem Eis zu einer verunglückten Person fahren. Vorne an der Eisrettungsleiter ist eine Strickleiter angebracht, an der sich die verunglückte Person aus dem Wasser ziehen kann. Durch Bremsgriffe, Kufen und Eisdorne könne man die Leiter auf dem Eis steuern und fixieren, erklärt der Erfinder. Auf die 20 Kilogramm schwere Leiter passen zwei Personen.
Der erste von Niels Knappe gebaute Prototyp einer Eisrettungsleiter hängt im Strandbad am Ebenweiler Weiher. Derzeit arbeitet der gelernte Schreiner an einer verbesserten Version. Das erste fertige Exemplar hiervon soll am Rößlerweiher stationiert werden. Das habe er dem Vater des verunglückten 29Jährigen versprochen, sagt Niels Knappe. Die Rettungsleiter für den Rößlerweiher soll rechtzeitig zur Wintersaison fertig sein. Das Problem bei der Sache: Entwicklung und Bau der Rettungsleitern kosten Geld. Rund 15 000 Euro habe er bereits aus eigener Tasche dafür bezahlt, sagt Knappe.
Michael Marx, der Vater des tödlich verunglückten Fabian, und sein Freund Markus Dörflinger aus Schlier wollten das ehrenamtliche Engagement von Niels Knappe finanziell unterstützen. Eine gute Idee, fand der SV Ankenreute, in dem Fabian wie sein Vater Fußball gespielt hat und ein sehr beliebtes Mitglied war. Der Sportverein brachte ein Spendenprojekt auf den Weg. Der Vorsitzende Christian Martin sagt: „Nach dem Tod unseres Freundes war es für den Sportverein Ankenreute selbstverständlich, Herrn Knappe bei der Entwicklung seines Eisrettungsinstruments zu unterstützen – damit zukünftig hoffentlich ein solches Unglück verhindert werden kann.“
Gemeinsam mit der VR Bank Ravensburg-weingarten startete der Sportverein Ankenreute im April eine Crowdfunding-aktion. Das Ziel: 5000 Euro an Spenden zusammenbekommen. Dieses Ziel wurde übertroffen. In kürzester Zeit seien 7305 Euro gespendet worden, berichtet der Vorsitzende Christian Martin. Der Verein hat bereits einen Scheck an Niels Knappe übergeben. „Das ist ein tolles Ergebnis“, sagt Knappe. Da ein erstes Patent für seine Rettungsleiter ausgelaufen ist, möchte er mit dem gespendeten Geld nun einen Gebrauchsmusterschutz, eine Art vereinfachtes Patent, für seine Erfindung beantragen. Dies sei recht kostenintensiv.
Und er will weiter Eisrettungsleitern bauen. Im Idealfall so lange, bis alle Seen in der Umgebung damit ausgestattet sind.
Sei es anfangs sehr schwierig gewesen, Unterstützung zu bekommen, gebe es in letzter Zeit doch vermehrt Aufmerksamkeit für sein Projekt, sagt Niels Knappe. So habe beispielsweise eine Firma Interesse bekundet, ihn zu unterstützen.
Und vor Kurzem hat sich sogar ein Fernsehteam bei ihm gemeldet, das einen Film über den Ebenweiler Erfinder und seine Eisrettungsleitern drehen will.