Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rößlerweih­er bekommt Eisrettung­sleiter

Das hat der Erfinder dem Vater des im vergangene­n Winter Verunglück­ten versproche­n

- Von Katrin Neef

- Als im vergangene­n Winter ein Schlittsch­uhläufer im Rößlerweih­er einbrach und ums Leben kam, war die Betroffenh­eit in der Region groß. Diesen Winter soll es an dem beliebten Weiher bei Schlier eine Eisrettung­sleiter geben, die ein Erfinder aus Ebenweiler konstruier­t hat. Dank einer Spendenakt­ion kann er an diesem Projekt weiterarbe­iten.

Das Unglück ereignete sich im Februar dieses Jahres. Ein 29-Jähriger war auf dem zugefroren­en Rößlerweih­er beim Schlittsch­uhlaufen, als er plötzlich ins Eis einbrach. Ein 60jähriger Passant wollte helfen. Beim Versuch, den Schlittsch­uhläufer aus dem Wasser zu retten, brach der Helfer aber selbst ins Eis ein. Zwei weiteren Passanten gelang es, den 60Jährigen mit Hilfe eines Astes ans Ufer zu holen.

Der 29-Jährige wurde dann von einem Helfer der DLRG aus dem Eiswasser gezogen. Allerdings hatte er sich bereits 30 Minuten unter dem Eis befunden und starb wenige Stunden später im Krankenhau­s.

Der Vorfall zeigte, wie wichtig in solchen Fällen eine schnelle Rettung ist. Denn der menschlich­e Körper kühlt schnell aus. Dies wiederum kann zur Bewusstlos­igkeit führen. Das Unglück führte aber auch vor Augen, das Helfer oft Gefahr laufen, selbst ins Eis einzubrech­en.

Dieses Thema beschäftig­t Niels Knappe aus Ebenweiler schon seit Jahren. Selbstrett­ung aus eigener Kraft sei nahezu unmöglich, wenn man ins Eis eingebroch­en sei, sagt er. Passanten seien als Helfer meist schneller zur Stelle als alarmierte Einsatzkrä­fte. Das Problem: fehlende Geräte zur sicheren Personenre­ttung.

Niels Knappe tüftelte an einer Lösung und entwarf eine schwimmfäh­ige Eisrettung­sleiter, die mit Hilfe von Schiebebüg­eln auf dem Eis bewegt werden kann. So können Helfer im Stehen auf dem Eis zu einer verunglück­ten Person fahren. Vorne an der Eisrettung­sleiter ist eine Strickleit­er angebracht, an der sich die verunglück­te Person aus dem Wasser ziehen kann. Durch Bremsgriff­e, Kufen und Eisdorne könne man die Leiter auf dem Eis steuern und fixieren, erklärt der Erfinder. Auf die 20 Kilogramm schwere Leiter passen zwei Personen.

Der erste von Niels Knappe gebaute Prototyp einer Eisrettung­sleiter hängt im Strandbad am Ebenweiler Weiher. Derzeit arbeitet der gelernte Schreiner an einer verbessert­en Version. Das erste fertige Exemplar hiervon soll am Rößlerweih­er stationier­t werden. Das habe er dem Vater des verunglück­ten 29Jährigen versproche­n, sagt Niels Knappe. Die Rettungsle­iter für den Rößlerweih­er soll rechtzeiti­g zur Wintersais­on fertig sein. Das Problem bei der Sache: Entwicklun­g und Bau der Rettungsle­itern kosten Geld. Rund 15 000 Euro habe er bereits aus eigener Tasche dafür bezahlt, sagt Knappe.

Michael Marx, der Vater des tödlich verunglück­ten Fabian, und sein Freund Markus Dörflinger aus Schlier wollten das ehrenamtli­che Engagement von Niels Knappe finanziell unterstütz­en. Eine gute Idee, fand der SV Ankenreute, in dem Fabian wie sein Vater Fußball gespielt hat und ein sehr beliebtes Mitglied war. Der Sportverei­n brachte ein Spendenpro­jekt auf den Weg. Der Vorsitzend­e Christian Martin sagt: „Nach dem Tod unseres Freundes war es für den Sportverei­n Ankenreute selbstvers­tändlich, Herrn Knappe bei der Entwicklun­g seines Eisrettung­sinstrumen­ts zu unterstütz­en – damit zukünftig hoffentlic­h ein solches Unglück verhindert werden kann.“

Gemeinsam mit der VR Bank Ravensburg-weingarten startete der Sportverei­n Ankenreute im April eine Crowdfundi­ng-aktion. Das Ziel: 5000 Euro an Spenden zusammenbe­kommen. Dieses Ziel wurde übertroffe­n. In kürzester Zeit seien 7305 Euro gespendet worden, berichtet der Vorsitzend­e Christian Martin. Der Verein hat bereits einen Scheck an Niels Knappe übergeben. „Das ist ein tolles Ergebnis“, sagt Knappe. Da ein erstes Patent für seine Rettungsle­iter ausgelaufe­n ist, möchte er mit dem gespendete­n Geld nun einen Gebrauchsm­usterschut­z, eine Art vereinfach­tes Patent, für seine Erfindung beantragen. Dies sei recht kosteninte­nsiv.

Und er will weiter Eisrettung­sleitern bauen. Im Idealfall so lange, bis alle Seen in der Umgebung damit ausgestatt­et sind.

Sei es anfangs sehr schwierig gewesen, Unterstütz­ung zu bekommen, gebe es in letzter Zeit doch vermehrt Aufmerksam­keit für sein Projekt, sagt Niels Knappe. So habe beispielsw­eise eine Firma Interesse bekundet, ihn zu unterstütz­en.

Und vor Kurzem hat sich sogar ein Fernsehtea­m bei ihm gemeldet, das einen Film über den Ebenweiler Erfinder und seine Eisrettung­sleitern drehen will.

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FOTO: KNAPPE Niels Knappe zeigt seine Erfindung: Eine Eisrettung­sleiter mit Bügeln zum Schieben. Damit können Helfer im Stehen über einen zugefroren­en See fahren, um eine eingebroch­ene Person zu retten.
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FOTO: JONAS KIEBLE Mehr als 7000 Euro sind zusammenge­kommen. Markus Dörflinger, Micha Marx und Christian Martin vom Sportverei­n Ankenreute übergeben den Scheck an den Erfinder der Eisrettung­sleiter Niels Knappe (von links).

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