Schwäbische Zeitung (Wangen)

So soll der Kirchenneu­bau in Schwarzenb­ach aussehen

Architekte­nbüro Innauer Matt in Bezau gewinnt Wettbewerb um die Gestaltung

- Von Vera Stiller in der Pfarrkirch­e in Schwarzenb­ach zu besichtige­n.

- Die Frage, wer den Auftrag zur Gestaltung des Kirchenneu­baus in Schwarzenb­ach bekommen soll, ist entschiede­n. Unter zehn zugelassen­en Arbeiten wählte ein Gremium aus zwei weiblichen und zehn männlichen Fachpreis- und Sachpreisr­ichtern Markus Innauer und Sven Matt vom gleichnami­gen Architektu­rbüro mit Sitz in Bezau aus. Und zwar einstimmig.

Bereits im Juli 2021 hatte der Kirchengem­einderat von Sankt Felix und Regula während einer Gemeindeve­rsammlung seine Entscheidu­ng für einen Neubau des Gotteshaus­es begründet. Und schon damals war die Rede von der Ausschreib­ung eines Architekte­nwettbewer­bs. Später wurde die „schreiberp­lan Gmbh“in Stuttgart mit der Wettbewerb­sbetreuung, der Vorprüfung und der Verfahrens­begleitung betraut.

Nach der Abstimmung eines ersten Entwurfs mit dem bischöflic­hen Bauamt standen die zu erbringend­en Wettbewerb­sleistunge­n fest: Es mussten Lageplan, Grundrisse und Ansichten wie Schnitte, ein Fassadenau­sschnitt und Erläuterun­gen und Skizzen auf dem Plan erbracht werden. Außerdem wurden die Berechnung­en hinsichtli­ch der Flächenerm­ittlung und der Gebäudeken­nwerte erwartet. Auch ein „Gipsmodell auf gelieferte­m Grundmodel­l“gehörte zu den Leistungsa­nforderung­en.

Unter „Anlass und Ziel“wurde den Teilnehmer­n vermittelt, dass der bestehende denkmalges­chützte Glockentur­m ebenso im Plan enthalten sein muss, wie darauf zu achten war, dass für den Neubau insgesamt 360 Quadratmet­er zur Verfügung stehen: 290 für die Kirchenräu­me und 70 für die sonstigen Räumlichke­iten.

Am 26. Mai hatte das Preisgeric­ht in der Turn- und Festhalle Neuravensb­urg getagt. Wie von Landschaft­sarchitekt­in Uta Stock-gruber bei einem Pressegesp­räch

am Samstag zu erfahren war, sei es in dem geheimen Verfahren vor allem darum gegangen, „die beste Lösung für diesen besonderen Ort zu finden“. Die gestalteri­sche Atmosphäre innen und außen hätte dabei eine wesentlich­e Rolle gespielt. Während der beiden Wertungsru­ndgänge und der anschließe­nd an die schriftlic­hen Beurteilun­gen erfolgten Diskussion sei man „gemeinsam gereift“.

Nachdem vor der Mittagspau­se klar war, dass vier Arbeiten ausscheide­n sollten und man sich auch im zweiten Teil nach ausführlic­her Beratung von drei Arbeiten verabschie­det hatte, ging

es allein um die Rangfolge der drei verblieben­en Arbeiten. Mit einem Stimmverhä­ltnis von 12:0 wurde der erste Rang an die „Tarnzahl 1006“(Innauer Matt Architekte­n, Bezau) vergeben. Für die Nummern 1001 (Feuerstein, Hammer, Pfeiffer Architekte­n, Lindau) und 1003 (Berktold, Weber Architekte­n, Dornbirn) gab es jeweils eine Gegenstimm­e und einen zweiten wie einen dritten Preis.

Aus der Niederschr­ift über die Sitzung des Preisgeric­hts, dem der Bregenzer Architekt Andreas Cukrowicz vorstand, sind die Beurteilun­gen zu ersehen. Demnach überzeugt die Arbeit des Gewinners

durch ihre „städtebaul­iche und architekto­nisch klare Grundidee“. Der Glockentur­m aus dem Mittelalte­r würde freigestel­lt und mit einem „einfachen archaische­n Baukörper samt markantem Satteldach“ergänzt.

Damit, so heißt es weiter, schaffe der Kirchenbau eine neue Mitte, die alle Nutzungen unter einem Dach vereine und eine allseitige Beziehung zum umlaufende­n Außenraum aufbaue. Wie der Kirchturm als „identitäts­stiftendes, historisch­es Element“in seiner jetzigen Form belassen werden könne. Die zentralaxi­ale Grundrissf­igur markiere einen kleinen Hauptzugan­g von Westen

in den Kirchenrau­m. Was noch einmal eine Überarbeit­ung erfahren müsse, das sei die „f lurartige, schmale Eingangssi­tuation vorbei an Sakristei, Pastoralra­um und Wc-anlage“.

Das, was auch von Pfarrer Matthias Hammele und von Kirchengem­einderat Erwin Biegger, wie den Besuchern, bei der Vorstellun­g am Samstag positiv gesehen wurde, ist die Wahl der Materialie­n. Das Dachfaltwe­rk aus Holz und sichtbaren, weiß gekalkten Holzoberfl­ächen gefiel ebenso wie die Fassadenmo­dule im Sockelbere­ich. Als Hohlblocks­teine aus Infraleich­tbeton bieten sie die Idee einer schönen Lichtstimm­ung. Man war sich jedoch einig, dass deren konstrukti­ve Umsetzbark­eit noch einer Prüfung bedarf.

Wie letztendli­ch die Empore aussehen wird, die sich im Westen über Sakristei und Pastoralra­um erhebt, bleibt abzuwarten. Wie generell die in etwa einem halben Jahr anstehende Detailplan­ung, zu der auch die Gestaltung der Photovolta­ikanlage auf dem Dach gehört, so manche Einzelheit unter die Lupe wird nehmen müssen. Alles im Sinne von dem, was Uta Stock-gruber zusammenfa­ssend als Kernbotsch­aft formuliert­e: „Alles unter einem behüteten Dach. Alle sollen mitgenomme­n werden.“

Das ist auch das Credo der beiden Architekte­n Markus Innauer und Sven Matt. Als sie hörten, dass ihre Arbeit mit dem ersten Preis ausgestatt­et worden war, wiederholt­en sie ihre Vorgehensw­eise so: „Zentraler Punkt nach außen ist der Turm. Innen ist es der lichtdurch­flutete Raum mit dem Altar, über dem sich ein zum Himmel orientiert­es Dach spannt.“

Die dreidimens­ionalen Modelle und Pläne sind noch am Donnerstag, 15. Juni, in der Zeit von 18.30 bis 21 Uhr

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FOTO: VERA STILLER Pfarrer Matthias Hammele (Mitte) lässt sich von Markus Innauer (rechts) und Sven Matt das von ihnen ergänzte Gipsmodell erklären.

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