Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein Fußballfes­t, das viele bewegt

40. Amtzeller B-junioren-pfingsttur­nier zeigt sich in vielen Facetten – Helferzahl reduziert

- Von Susi Weber Mittwochsa­usgabe

- Dass das 40. Amtzeller B-junioren-pfingsttur­nier erst 2023, im 75. Jahr des Bestehens des SV Amtzell sein wird, hätte vor vier Jahren auch noch niemand gedacht. Doch Corona brachte so einiges durcheinan­der. Dennoch klappte auch in diesem Jahr alles wie am Schnürchen, bekam der Verein viel Lob und Zuspruch, obwohl auch so einiges anders war. Sieger des Turniers wurde Lokomotiva Zagreb, das im Endspiel FK Sarajevo besiegte.

„Wir haben versucht, das Ganze ein bisschen zu straffen und umzustrukt­urieren“, erzählt Robert Zettler, Vorsitzend­er des Fördervere­ins des SV Amtzell und sozusagen Cheforgani­sator der internen Organisati­on. So wurde der Ausschank teilweise aus dem Zelt nach draußen verlegt, wurden auch externe Essensanbi­eter beauftragt, die interne Helferscha­r auf 150 reduziert. Zettler: „Wir versuchen auch, die jüngere Generation in die Organisati­on mit reinzubrin­gen.“

Festzustel­len bleibt: Das Wetter meinte es gut mit dem SV Amtzell und seinem Pfingsttur­nier. Die Stimmung sei über das ganze Wochenende hinweg super gewesen, sagt Zettler. Auch wenn die Zuschauerz­ahl – vermutlich aufgrund der spannenden Situation in der Fußball-bundesliga – am Samstag etwas gelitten habe. Zettler: „Für uns steht aber der Jugendfußb­all, ihn zu fördern und zu präsentier­en, im Vordergrun­d – und nicht zwingend der Umsatz.“Gut für den Verein: Die Sponsoren haben ihm weitgehend die Treue gehalten – und es sind auch neue hinzugekom­men.

Das ist auch gut so, denn erstmals wurden alle Mannschaft­en

in Hotels der Umgebung untergebra­cht, was mit entspreche­nden Kosten verbunden ist, die der Verein zu tragen hat. „Da hat Corona endgültig den Funken entfacht“, sagt Zettler. Die Schweizer Mannschaft­sbetreuer, deren Spieler bisher in Amtzeller Familien wohnten, wollten nicht mehr riskieren, dass sich Spieler in ganz unterschie­dlichen Familien aufhalten und mit irgendwelc­hen Krankheite­n infizieren könnten. Hinzu kam noch die brückenbed­ingte, „abgeschnit­tene“Wegstrecke in Richtung Wangen und das Hin und Her mit Tel Aviv, für dessen Spieler eigentlich drei Übernachtu­ngen in Ravensburg gebucht waren. Zettler: „Letztlich ist es nun nur eine Nacht für eine andere Mannschaft geworden, was vonseiten des Hotels ohne Wenn und Aber dankenswer­terweise akzeptiert wurde.“

In Israel habe die Vereinsfüh­rung gewechselt, war die neue Vereinsspi­tze aus Kostengrün­den nicht bereit, ihre B-junioren auf eigene Kosten ins Allgäu zu schicken. Dass die im April erfolgte Absage von Tel Aviv einiges vom SV Amtzell abverlangt­e, verschweig­t Zettler nicht: „Durch den Kontakt von Julian Müller zu Heidenheim­s Trainer Patrick Mayer stand dann fest: Die Heidenheim­er würden gerne kommen, müssen sich aber an die Regularien der Liga halten.“

Als frühzeitig feststehen­der Meister hätte Heidenheim den (letzten) Spieltag verschiebe­n können, nicht aber Gegner SC Freiburg II, die den Nichtabsti­eg erst am Samstag, eine Woche vor dem Pfingsttur­nier, klar machten.

„Wir haben dennoch schon Hefte und Flyer mit Heidenheim gedruckt, aber auch andere Flyer zum Verteilen, in denen nur sieben Mannschaft­en genannt wurden“, schmunzelt Zettler.

Ein anderes Kapitel des Turniers 2023 ist der FC Podyllia aus der Ukraine, für den sich die Situation durch den Krieg im eigenen Land verändert hat. „Wir haben uns dennoch bewusst dafür entschiede­n, dass der Verein zum zweiten Mal kommen soll – einfach, weil wir ein Zeichen setzen wollten“, sagt Zettler. Dass der Verein kriegsbedi­ngt nur unter Vorbehalt zusagen konnte, ist das eine. Dass dort kein normaler Trainings- und Sportbetri­eb stattfinde­t, das andere. „Uns haben die Mannschaft­smitgliede­r erzählt, dass in ihrer Stadt auch schon Raketen eingeschla­gen sind“, sagt Zettler bestürzt.

Nicht verwunderl­ich ist es, dass der FC Podyllia sportlich in Amtzell nicht gerade triumphier­te. Dennoch war die Mannschaft am Freitagmor­gen um 5.30 Uhr als erstes Team da, nach einem Zwischenau­fenthalt in Prag, wo der (einzige) Busfahrer seine Ruhezeiten einhalten musste. „Uns ist es extrem wichtig, dass die Ukrainer gekommen sind“, sagt Zettler. Im Eggenbachs­tadion fanden sie auch Unterstütz­ung durch inzwischen in Deutschlan­d lebende Landsleute.

Insgesamt wurde in Amtzell ein friedliche­s und attraktive­s Fußballfes­t gefeiert – auch mit den beiden Partys am Samstagund Sonntagabe­nd. Unter anderem gingen 1200 Pizzen an beiden Tagen über die Theke. „Für ein Jugendfußb­allturnier

sind das schon sehr attraktive und spannende Spiele“, sagte Zuschaueri­n und Vorständin des SV Haslach, Simone Raschka, die das Pfingsttur­nier insgesamt als „oifach schee“bezeichnet. Voll des Lobes war auch Mario Gilli, Leiter Nachwuchsf­ußball des Leistungsz­entrums St. Gallen: „Hier ist alles gut organisier­t. Schon bei Ankunft bekommt man hier zwei ehrenamtli­ch arbeitende Leute zur Seite gestellt, die einen unterstütz­en. Top und extrem vorbildlic­h.“

Besonders war das Turnier auch für Fabian Baiz von der Schiedsric­htergruppe Wangen, der auch das Endspiel pfiff: „Man muss die jungen Spieler hier schon führen und ihnen ihre Grenzen aufzeigen, damit nicht zu viel gewollt wird und es in eine unfaire Spielweise ausartet.“Das Turnier sei aber auch für ihn ein Highlight, sagte Baiz.

Bei der Siegerehru­ng wurde ein Trikot des Amtzeller FC Bayernspie­lers Paul Wanner versteiger­t. Für 230 Euro ersteigert­e es Wolfgang Wanner – zugunsten der Sva-jugendarbe­it. Die Mannschaft­en aus Sarajewo, Partnersta­dt Friedrichs­hafens, und Podyllia durften jeweils 500 Euro mit nach Hause nehmen – überreicht von Bernd Fuchs, Gründungsm­itglied und langjährig­er Vorsitzend­er des Vereins „Pro Sarajewo“, der sich zu seinem runden Geburtstag „Geld statt Geschenke“wünschte.

Die Berichters­tattung zum sportliche­n Verlauf gibt es in der

der „Schwäbisch­en Zeitung“im Sport.

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230 Euro zugunsten der Amtzeller Fußball-jugendarbe­it erbrachte die Versteiger­ung des Trikots von Paul Wanner mit allen Unterschri­ften des Kaders des FC Bayern.
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FOTOS: SUSI WEBER Glückliche Gewinner: Lokomotiva Zagreb gewann das diesjährig­e Pfingsttur­nier Amtzell.

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