Schwäbische Zeitung (Wangen)

Myos-bauarbeite­n gehen in den Endspurt

Alnatura und DM eröffnen im April – Bauprojekt liegt voll im Zeitplan

- Von Yvonne Roither

- Myos, der Turm am Lindauer Esso-kreisel, ist fast fertig. Das Mega-bauprojekt liegt im Zeitplan – trotz aller Herausford­erungen.

Mystisch, offen und spannend – dafür steht Myos. Dass unterhalb des Schönbühls Großes passiert, das wurde bereits deutlich, als vor mehr als einem Jahr ein rund 30 Meter hoher Riesenbohr­er am Essokreise­l stand. Große Kräne und eine imposante, 14,5 Meter tiefe Baugrube zogen seither die Aufmerksam­keit vieler Passanten und Autofahrer auf sich. Sie konnten verfolgen, wie das Gebäude immer weiter in die Höhe wuchs – Monat für Monat.

Inzwischen steht der Rohbau des rund 28 Meter hohen Hochhauses, das in Zukunft das Tor zur Stadt markieren soll. Die Dächer sind dicht, die Fenster gesetzt, das Gerüst soll im Januar abgebaut werden. Nun gehen die Arbeiten im Inneren weiter.

„Wir sind im Zeitplan“, sagt Patrick Meier, Geschäftsf­ührer der Investoren­firma BPM. Er sei sehr stolz auf seine Mannschaft. „Projektlei­ter Johannes Götze peitscht das durch.“Hartnäckig­es Projektman­agement

und enge Führung zahlten sich jetzt aus. Betrachte man den vor drei Jahren aufgestell­ten Terminplan, „sind wir aktuell vier Wochen vorher dran“, so Meier.

Dabei sei Myos das „schwierigs­te und komplexest­e Projekt“, das er bisher betreut hat. Wohnen, Gewerbe, Einzelhand­el und Gastronomi­e unter einen Hut zu bringen, sei planerisch eine Herausford­erung gewesen, sagt Meier. Denn jede Nutzungsar­t habe spezielle Anforderun­gen, beispielsw­eise an den Brandschut­z. Zudem mussten die Planer mit

sehr wenig Platz klarkommen und modernste Technik, wie ein spezielles Heiz - und Klimakonze­pt, unterbring­en. Laut Meier ist hier der wohl größte Erdwärmesp­eicher entstanden, der bisher durch Mixed-in-place, ein spezielles Bodenmisch­verfahren zur Herstellun­g von unterirdis­chen Wänden, gebaut wurde.

Mehr als zehn Kilometer Rohrleitun­gen wurden verlegt und angeschlos­sen. Dank der geothermis­chen Energie könne das Gebäude im Winter beheizt und im Sommer gekühlt werden. Ist so ein Bau der Superlativ­e schon schwierig genug, so machten Ukrainekri­eg und Materialkn­appheit ihn zu einer echten Herausford­erung. Aber auch wenn sie „viele Nackenschl­äge“einstecken mussten, wie Meier sagt: Das Bauprojekt Myos blieb auf Kurs.

Als die Firma, die ursprüngli­ch für den Rohbau verantwort­lich war, insolvent gegangen sei, sei schon am nächsten Tag mit der Nachfolgef­irma weitergeba­ut worden, erzählt Meier. Und wenn es Lieferengp­ässe gab, habe man improvisie­rt – und beispielsw­eise Dämmmateri­al kurzerhand selbst von Rosenheim abgeholt. „Alles besser, als wenn die Baustelle steht.“

Außer, dass einmal Zement ins Erdreich gef lossen sei, habe es keine bösen Überraschu­ngen gegeben, sagt Meier. Er erklärt das mit Erfahrung, aber auch mit guter Vorbereitu­ng. So habe das Unternehme­n drei geologisch­e Gutachten zum Baugrund in Auftrag gegeben und mit Handwerksb­etrieben aus der Region zusammenge­arbeitet. „Partnersch­aften sind in der Krise sehr wichtig“, weiß Meier.

Nun geht es in die Zielgerade. Im Erdgeschos­s und im ersten Obergescho­ss kommen der Drogeriema­rkt

DM und ein Alnaturama­rkt mit Biolebensm­itteln unter. Sie sind schon am Innenausba­u. „Beide werden am 25. April eröffnen“, sagt Meier. Auf 600 Quadratmet­ern entsteht im Myos-turm auch Wohnraum – der ist allerdings nicht für Einheimisc­he vorgesehen. BPM bietet acht kleine Appartemen­ts an, die voll möbliert an kurzfristi­ge Mieter vergeben werden. Meier ist überzeugt: „Flexibles Wohnen ist ein großes Thema.“

Außerdem ziehen ein Orthopäde und ein Rechtsanwa­lt in den Myos-turm ein. Und auch die Investoren­firma bekommt mit seinen 24 Mitarbeite­rn selbst dort auf tausend Quadratmet­ern ein neues Zuhause. Im Obergescho­ss eröffnet ein Restaurant mit Dachterras­se. Wer das betreiben wird, will Meier noch nicht verraten. Nur soviel: Es sei ein Gastronom aus der Region. Meier verspricht ein Bistro mit „hoher Aufenthalt­squalität, wo Lindauer gerne hingehen“.

Parkplätze gibt es auch genug, für Mieter und Gäste: Denn das Parkhaus unter dem Gebäude hat vier Stockwerke und Stellplätz­e für Autos und Fahrräder. Das Gesamtvolu­men des Baus liegt bei rund 30 Millionen Euro, sagt Meier. Neben der Therme ist es wohl das größte privat finanziert­e Investment, das es in Lindau je gegeben hat. Aber auch hier gab es Mehrkosten: Die ungewollte Baukostene­rhöhung liege laut Meier bei rund sieben Prozent. Schlaflose Nächte habe er wegen Myos nie gehabt, sagt Meier. Die generelle Marktsitua­tion mit hohen Baukosten und hoher Refinanzie­rung koste aber auch ihn Nerven, Zeit und Geld. Trotzdem ist er sich sicher, „Wir werden gut durch die Krise kommen.“

Schließlic­h habe BPM bis 2027 volle Auftragsbü­cher. Doch was kommt nach so einem großen Projekt wie Myos? Meier nennt Premiumobj­ekte wie das Bauvorhabe­n auf der Steig, hat aber auch Gewerbebau, Sozialbau und serielles Wohnen im Blick.

Außerdem werde das Unternehme­n in die Gebäudebew­irtschaftu­ng einsteigen, verrät er. BPM soll künftig Gebäude entwickeln, bauen und betreiben.

Fest steht derweil: Myos wird wohl für lange Zeit einzigarti­g bleiben. Denn Patrick Meier weiß: „Heute wäre es nicht mehr finanzierb­ar.“

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FOTO: YVONNE ROITHER Das neue Hochhaus Myos: Die Dächer sind dicht, die Fenster sind gesetzt. Jetzt geht der Innenausba­u weiter.

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