Firmen rund um Wangen erwarten ein gutes Jahr
Photovoltaik sorgt vielfach für mehr Klimaschutz – Fachkräfte werden überall gesucht
- Es läuft wirtschaftlich sehr gut, zumindest bei den mittelständischen Unternehmen in Wangen und im Umkreis, bei denen die „Schwäbische Zeitung“nachgefragt hat, wie sie ihre derzeitige Situation einschätzen und was sie für das Jahr 2024 erwarten – Wünsche an die Politik inklusive. Nachgefragt haben wir bei AVL SET, die mit 180 Mitarbeitern Testsysteme für die Elektronik, etwa für E-autos, entwickeln. Außerdem fragten wir bei Grunwald (206 Beschäftigte) in Wangen nach, die ihre Abfüllund Verpackungsmaschinen für Margarine, Joghurt und vieles mehr in alle Welt liefern. Darüber hinaus klopften wir beim Caravan-ausstatter Stengele in Kißlegg (200 Mitarbeiter), beim Haushaltgeräte-hersteller Proair in Argenbühl (30 Mitarbeiter) und beim auf Programmierung und Steuerung von Robotern spezialisierten fpt robotics (175 Mitarbeiter) in Amtzell an.
Wie sieht es mit dem Umsatz aus?
So geschmiert wie die Abfüll- und Verpackungsmaschinen der Firma Grunwald in Wangen laufen auch die Geschäfte in den größtenteils als Familienunternehmen geführten Betrieben. Die Firmenchefs sprechen größtenteils von einem „soliden Wachstum“
in 2023. Bei Stengele verzeichnete man gar ein Plus von zehn Prozent. Und für 2024 setzt zum Beispiel Bernhard Grassinger, Chef bei Proair, auf „hervorragende Aussichten für 2024“. Auch Christian Hasel, kaufmännischer Leiter bei Grunwald, erwartet ein Wachstum zwischen zehn und 20 Prozent im Jahr 2024.
AVL SET gab als einzige Firma konkret die globalen Umsatzzahlen für 2023 an. Es sind etwa 30 Millionen Euro. Dort erhofft man sich weitere Zuwächse, die angesichts rückläufiger Nachfrage in Deutschland vor allem durch Geschäfte auf internationalen Märkten erwirtschaftet werden sollen.
Sinnbild für den Aufwärtstrend sind bei einigen Unternehmen Neubauten oder die Entwicklung neuer Produkte. So hat Grunwald im Frühjahr 2023 eine neue, sechs Meter hohe Montagehalle eingeweiht. AVL SET ist erst 2022 aufs Erba-gelände gezogen, fpt robotics plant aktuell ein Gründer- und Innovationszentrum in Amtzell. Alle eint auch ein hohes Innovationsniveau, das kontinuierlich neue Produkte und Dienstleistungen hervor
bringt, wie etwa bei Proair einen neuen Luft- und Bodenreiniger oder bei fpt eine eigene Programmiersprache für Roboter.
Wie sieht die allgemeine Lage im Raum Wangen aus?
Auch unabhängig von den vier befragten Unternehmen offenbar gut. Dafür sprechen abermals rekordverdächtige Einnahmen der Stadt Wangen bei der Gewerbesteuer. OB Michael Lang sprach beim Neujahrsempfang der Stadt von rund 22 Millionen Euro – deutlich mehr als zuletzt. Auch bei den Arbeitslosenzahlen gibt es keinen Grund zur Klage. Im Dezember lag die Quote im Altkreis Wangen bei immer noch sehr niedrigen 2,7 Prozent. Allerdings liegt sie deutlich höher als ein Jahr zuvor mit damals 2,3 Prozent. In einem bundesweit wirtschaftlich schwierigen Jahr 2023 gab es auch in der Region Warnsignale für punktuelle Probleme. So kündigte Diehl Controls für die kommenden Jahre die Streichung von 320 der gut 540 Stellen in Wangen und eine weitgehende Verlagerung der Produktion ins Ausland an.
Haben die Firmen genügend Fachkräfte?
Die Zahl der Beschäftigten wächst bei den angesprochenen Firmen kontinuierlich. Der Fachkräftemangel macht sich allerdings auch in diesen Unternehmen bemerkbar. So suchen alle der genannten Firmen in den Bereichen Mechatronik, Metall- und Holzverarbeitung, Elektronik, Konstruktion, Software/informatik und Ingenieurwesen sowie im kaufmännischen Bereich weiteres Personal.
Christian Hasel von Grunwald fasst die Situation so zusammen: „Wir spüren seit einigen Jahren zwar den Mangel an Fachkräften, finden aber immer wieder gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und können die offenen Stellen in der Regel gut besetzen.“Dazu trägt auch die eigene Ausbildung in den Betrieben bei. Alle Firmenchefs betonen, dass die Auszubildenden in der Regel übernommen werden.
Was wird für den Klimaschutz getan?
Egal ob beim größeren Maschinenbauer
Grunwald oder beim kleineren Haushaltgerätehersteller Proair, alle der angesprochenen Firmen haben den Klimaschutz im Blick. Vor allem Photovoltaik-anlagen sorgen vielfach für den Strom, den es für Entwicklung und Produktion braucht. Christian Hasel sagt stolz: „Grunwald ist zu 100 Prozent klimaneutral.“Und Bernhard Grassinger von Proair betont: „Unsere ,Delphine’ werden auf eine Lebensdauer von über 30 Jahren getrimmt. Fast alles kann repariert werden. So verbrauchen wir nur einmal Ressourcen und erzeugen viel weniger Abfall.“
AVL SET stellt neben der Photovoltaik auf dem Dach auch die Firmenflotte auf E-autos um und, so formuliert es Geschäftsführer Tobias Schelter, „fördert durch seine Produkte die E-mobilität“. Ähnlich sieht man es auch bei fpt, wo man Klimaschutz durch entsprechende Produkte unterstützen will: „Die Robotik ist der Zeit weit voraus. Wir leisten hier seit Jahren einen großen Beitrag durch unsere technologischen Lösungen und werden dies auch zukünftig im Fokus haben.“Beim Caravan-ausstatter Stengele verfolgt man das Ziel, bis 2035 klimaneutral zu sein und plant dafür weitere Investitionen.
Was erwarten die Firmen von der Politik?
Die Firmen hoffen vor allem auf einen Bürokratieabbau, auf eine bessere Planbarkeit durch höhere Verbindlichkeit der Beschlüsse und Vorgaben sowie auf ein investitionsfreundlicheres Klima. Erwin Stengele bringt es so auf den Punkt: „Es wäre wünschenswert, dass die Politik verlässliche Rahmenbedingungen schafft, um eine sichere Planung gewährleisten zu können.“
Bernhard Grassinger (Proair) fordert: „Höhere Eu-einfuhr-zölle für Waren, die wir selbst hochwertiger produzieren können.“Und: „Die Politiker müssen eine Lohn-preis-spirale verhindern.“Bei AVL wünscht man sich, dass im Bereich der Schulentwicklung und Bildung auch Themen wie Soft Skills und Methodenkompetenz ihren Platz finden, um Schülerinnen und Schüler besser auf das Berufsleben vorzubereiten.