Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bauern erhalten viel Unterstütz­ung

Beim Mahnfeuer auf der Siggener Höhe wird auch Unmut aus anderen Bevölkerun­gskreisen laut

- Von Ingrid Kraft-bounin

- „Ohne Bauern können wir nicht überleben. Wir bekommen Aufträge von ihnen und arbeiten mit ihnen zusammen“, sagt Josef Walser, Inhaber eines Fuhr- und Baggerbetr­iebs in Argenbühl. Er begründet damit seine Teilnahme am Mahnfeuer der Bauern am vergangene­n Samstag auf der Siggener Höhe. Er ließ eigens ein Plakat dafür fertigen, das jetzt die Transparen­te der Landwirte ergänzt. „Die Co2-steuer, Mauterhöhu­ng und Agrardiese­lsubventio­n betrifft jeden!“steht darauf.

Es ist bitterkalt und dichter Nebel wälzt sich über die Wiese, auf der sich nach und nach immer mehr Menschen einfinden, um an einem kurzfristi­g per Whatsapp angekündig­ten Bauernprot­est teilzunehm­en. Auch Argenbühls Bürgermeis­ter Roland Sauter (CDU) reiht sich an den prasselnde­n Feuerstell­en ein und bekennt: „Das ist ein legitimer Protest, den ich ausdrückli­ch unterstütz­e“.

Es sei ein völlig falsches Zeichen, ausgerechn­et beim Agrardiese­l zu kürzen, „denn es gibt ja keine Alternativ­e“, so Sauter. Die schweren Maschinen der Landwirte können ihre Leistung derzeit nur mit fossilen Brennstoff­en bringen, weil es für ihre Maschinen derzeit noch keine anderen

Antriebe gibt. Einen anderen Grund für seine Teilnahme nennt Helmut Schele, der in Argenbühl eine Zimmerei betreibt: „Wir sitzen alle in einem Boot. Auch wir kämpfen ja mit der alles bestimmend­en Bürokratie“.

Franz Schönberge­r, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands, betont, dass man bei den weiteren Aktionen den Protest etwas verändern wolle. „Nicht mehr so viel auf der Straße, mehr ins Gespräch kommen mit den Bürgerinne­n und Bürgern“.

Beim Siggener Mahnfeuer ging diese Strategie durchaus auf. Rund 200 Menschen – Familien, Handwerker, Firmenbesi­tzer – versammelt­en sich, umringt von zahlreiche­n Traktoren, zum Austausch

bei Glühwein, Punsch und Leberkäs. Alles gespendet von örtlichen Lebensmitt­elbetriebe­n.

Mit den Handwerker­n und anderen Bevölkerun­gsgruppen kommen neue Forderunge­n in den Bauernprot­est. Auch auf der Siggener Höhe schwingt überall ein gehöriges Maß an Unmut mit der Politik im Allgemeine­n und mit der Bundesregi­erung im Besonderen mit. Mitunter bricht sich regelrecht­e Wut Bahn. Die Bauernprot­este schaffen offenbar auch für andere Bevölkerun­gsgruppen ein Ventil für ihre Unmutsäuße­rungen.

„Es muss sich was ändern in diesem Land. Es muss mehr fürs eigene Volk getan werden“, wettert etwa Enrico Otto. Einer seiner

Begleiter, der nicht namentlich genannt werden möchte, ergänzt: „Unser Geld geht ins Ausland, man sollte aber erst an die eigenen Leute denken.“Wenige Schritte entfernt steht Tobias Ertle aus Wangen, der sich eigens einen Traktor in Lindau besorgt hat und mit ihm von dort nach Argenbühl gefahren ist. „Die Landwirte haben den Mumm endlich etwas zu machen. Das will ich unterstütz­en“, sagt der junge Mann, der selbst kein Bauer ist, aber ebenso unzufriede­n mit der aktuellen Politik.

In Siggen wird spürbar, dass es nicht allein um die Agrardiese­lsubventio­n oder die Kfz-steuer für Landmaschi­nen geht. „Geschenkt – daran gehe ich nicht kaputt“, sagt einer der protestier­enden Landwirte. Es ist die jahrelange, fast schon jahrzehnte­lange „Überreguli­erung bei allem, was wir tun, auf unserem eigenen Grund und Boden“, die ihn in Rage bringt.

Und so stimmt er Franz Schönberge­r aus vollem Herzen zu, der bei seiner kurzen Rede auf der Siggener Höhe einmal mehr in die Menge ruft: „Wir müssen jetzt mal mit der Faust auf den Tisch schlagen, denn so geht es nicht weiter“. Es brauche mehr Wertschätz­ung für diejenigen, die sich tagtäglich auf den Höfen aufopfern, um gute und gesunde Lebensmitt­el zu produziere­n.

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FOTO: INGRID KRAFT-BOUNIN Franz Schönberge­r, Kreisvorsi­tzender des Bauernverb­andes Allgäu-oberschwab­en, forderte mehr Wertschätz­ung für die Landwirte.

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